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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Menstruationszyklen, die häufig damit übereinstimmten. Der Mond bestimmte nicht nur die Gezeiten, sondern auch das menschliche und tierische Leben, die Wiedergeburt und die Fortpflanzung. Deshalb heirateten schottische Mädchen früher stets bei Vollmond und bestimmte Ackerkulturen durften nur unter dem leuchtenden Auge des Vollmonds ausgesät werden. Hexen sagte man nach, dass sie in Vollmondnächten den Mond anriefen, um Dämonen und andere böse Geister heraufzubeschwören.«
    Natürlich war vieles davon Aberglaube, wie mir klar war. »Und dennoch«, erwiderte Price auf meinen Einwand, »war ein Körnchen Wahrheit daran. Denn die geomagnetische Anziehungskraft des Mondes hat eindeutig Einfluss auf alle Lebewesen und deren individuelle elektromagnetische Felder. In der Vollmondphase ist der Einfluss des Mondes am deutlichsten spürbar, möglicherweise öffnet sie deshalb bestimmte Türen, die in anderen Nächten verschlossen sind. Mag sein, dass die Hexen dann wirklich Dämonen und namenlose Ungeheuer heraufbeschwören konnten, und, wer weiß, vielleicht ähnelten sie sogar dem Schattengebilde, soweit es Ursprung und Struktur betrifft. Dieselbe geomagnetische Kraft, die Ernten und Frauen zur Fruchtbarkeit verhilft, könnte wohl auch eine ideale Umgebung für ein solches Phänomen wie das Schattengebilde sein, in der es sich mittels kosmischer und lunarer Energien stofflich manifestieren kann.«
    Natürlich war es nur eine Hypothese, aber sie gefiel mir.
    Wie gesagt: Price war ein kluger Mann.
    Meiner Meinung nach lag er völlig richtig – nicht nur, sofern es den Einfluss des Mondes betraf, sondern auch in dem, was er über die Beschaffenheit des Schattengebildes gesagt hatte. Und das ließ ich Price auch wissen. Nicht, dass ihn das sonderlich überrascht hätte; er war ja gewohnt, recht zu haben.
    »Das Schattengebilde will, dass wir nach Westen ziehen«, erklärte ich. »Schon seit Cleveland drängt es mich dazu. Ich weiß nicht, warum. Aber da draußen muss wohl irgendetwas auf uns warten.«
    Unverzüglich ließ Price seinen analytischen Verstand arbeiten. »Vielleicht drängt das Schattengebilde dich nicht zu einem bestimmten Ort, sondern von einem anderen Ort weg .«
    Mein Gott, der Mann war wirklich gut.
    Ich wollte ihm auch noch andere Dinge erzählen, zum Beispiel von meinen Albträumen, von der Medusa, aber dazu war ich im Moment noch nicht bereit. Aber bald würde ich es tun, denn die Medusa war bereits unterwegs zu uns, fraß sich durch die zerstörten Städte der Menschen und pickte die letzten Fleischreste von den Knochen der Menschheit. Und sie war darauf aus, sich auch uns einzuverleiben.
    Ich spürte, dass sich Pest und Tod in unserem Rücken sammelten. Und deshalb sagte ich: »Du hast doch im Osten in einem Labor gearbeitet, nicht? Erzähl mir, wie das war und was am Ende passiert ist.«
    15
    »Ich war Seuchenexperte, wie schon erwähnt«, begann Price. »Mein Fachgebiet waren hochgefährliche Agenzien der Biogefahrenklasse 4. Im Klartext: äußerst ansteckende – für Menschen ansteckende – Viren mit hoher Mortalitätsrate, bei denen weder Vorbeugung noch Therapie oder Heilung erforscht waren, potenzielle Auslöser von Pandemien. In Forschungseinrichtungen wie Fort Detrick gab es vier biologische Gefahrenklassen, wobei die vierte die höchste war. Wir befassten uns mit ansteckenden Krankheiten, für die noch keine Impfstoffe entwickelt waren: mit dem Hantavirus, dem Denguefieber, dem hämorrhagischen Fieber, den Marburg- und Ebola-Viren oder auch anderen gefährlichen Erregern, die für Biowaffen eingesetzt wurden und/oder genetisch verändert worden waren, um deren Bösartigkeit und Ansteckungskraft zu verstärken.«
    Price sagte, der Zugang zu dem Komplex, in dem die Forschung zur biologischen Gefahrenklasse 4 untergebracht gewesen sei, habe dem zu einem Raumschiff geähnelt. In einem Chemikalienschutzanzug mit eigener Sauerstoffzufuhr, der fast wie ein Raumanzug aussah und auch von allen so genannt wurde, musste man als Erstes mehrere Luftschleusen passieren. Wenn man in das Gebäude hineinging oder es verließ, wurde man dekontaminiert, musste man mehrere chemische Duschen über sich ergehen lassen und wurde mit einem UV-Radiometer durchgecheckt, aber auch mit anderen Geräten, die tödliche Bioorganismen lokalisieren konnten – offenbar eine sehr aufwendige Prozedur. In den Sicherheitszonen der Gefahrenklasse 4 herrschte Unterdruck, damit die Luft, falls es irgendwo ein Leck gab, nicht

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