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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Umfeld sondieren. Einer schwang eine Machete, ein anderer eine schwere Eisenkette und der Dritte hatte sich eine Feuerwehraxt über die Schulter gelegt. Am meisten verblüffte es mich, dass sie Gasmasken trugen wie die Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs.
    »Wozu tragen die Masken?«, flüsterte Specs.
    Sean schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, aber diese Dinger tragen sie alle. Müssen sie wohl aus einem Depot der Armee oder der Nationalgarde geklaut haben, aus irgendwelchen Restbeständen. Hab noch nie gesehen, was unter diesen Masken ist, nur gehört, dass ihre Gesichter von Pilzen zerfressen sein sollen.«
    Ich hatte genug gesehen und gehört und wandte mich vom Fenster ab, doch Sean beobachtete die Männer auch weiterhin. »Wenn du zwei oder drei von denen siehst«, sagte er, »kannst du darauf wetten, dass noch 30 andere in der Nähe sind. Das hier sind nur Späher. Ich sag’s ja nicht gern, Brüder, aber wir stecken hier echt in der Scheiße. Eben haben die drei nur kurz die Lage gecheckt, aber gleich werden sie ein Gebäude nach dem anderen durchkämmen.«
    Specs warf mir mit weit aufgerissenen Augen einen Blick zu. »Na toll. Und was jetzt?«
    »Ruhig Blut«, erwiderte Sean. »Am besten ziehen wir uns in den Keller zurück.«
    Specs schien kurz vor einer Panikattacke zu stehen. »Zurück zu den Trogs? Spinnst du? Ich hab da unten ein großes Loch in der Mauer gesehen; und durch dieses Loch ist die Trogfrau in den Keller gestiegen!«
    Sean grinste. »Klar ist ein Loch in der Mauer, da hast du verdammt recht. Und dieses Loch bietet Zugang zur Kanalisation. Genau da müssen wir hin!«
    10
    Unter diesen Umständen blieb uns keine andere Wahl.
    Mit eingeschalteten Stirnlampen stiegen wir durch das Loch in der Kellerwand. Ich wusste nicht, ob die Trogs das Loch geschaffen hatten oder ob hier eine Bombe eingeschlagen war, und es spielte ja auch keine Rolle. Jedenfalls landeten wir in einem dunklen Labyrinth von Abwasserkanälen. Unsere Lichtkegel fielen auf einen steinernen Tunnel, dessen Mauerwerk an einigen Stellen zu bröckeln schien. Wenigstens war er mehr als zwei Meter breit und bot uns genügend Raum, allerdings würden wir durch das Abwasser waten müssen, das hier etwa 30 Zentimeter hoch stand. Als es an mir vorbeischwappte, fiel mir auf, dass es Schutt und ein paar tote Ratten mit sich führte.
    »Nett hier«, bemerkte Specs.
    Sean stieg ins Wasser und wir folgten ihm kurz darauf. Es war fast unangenehm warm – so als stünde man mitten in Pisse. Und von dieser Pisse stiegen ekelhafte Nebelschwaden auf.
    »Das hier ist ein Hauptabfluss für Regenwasser«, erklärte Sean. »Führt meilenweit unter der Stadt hindurch. Hunderte von Kanälen zweigen davon ab. Manche sind so geräumig wie der hier, durch andere muss man auf Händen und Knien kriechen. Okay, los geht’s!«
    Ich fragte ihn nicht einmal nach unserem Ziel.
    Während wir durch den Kanal platschten, hüpften unsere Lichtkegel auf und ab und wir warfen riesige Schatten, die gespenstisch über die Tunnelwände glitten. Der dumpfige, faulige Geruch hier unten war fast unerträglich: Es stank nach abgestandenem Wasser, Verwesung und anderen Dingen, über die ich lieber nicht nachdenken wollte. Ständig tropfte es von den Wänden und hin und wieder hörte ich, wie sich Mauerstücke lösten und ins Wasser plumpsten. In den Tunnelspalten entdeckten wir riesige Kolonien leichenblasser Giftpilze, die so pulsierten, als würden sie atmen.
    »Wie weit müssen wir gehen?«, fragte Specs Sean.
    »Noch ein ganzes Stück, mindestens fünf, sechs Straßenzüge.«
    »Und wie merken wir, dass wir am Ziel sind?«
    »Ich merk das schon, keine Sorge.«
    »Aber ...«
    »Halt einfach mal ein Weilchen die Klappe, verdammt noch mal!«
    Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Typisch Specs. Wenn er nervös wurde, quasselte er so lange, bis einem fast das Ohr abfiel – er konnte nicht anders. Schmollend ging er an meiner Seite und warf mir aus den Augenwinkeln hin und wieder Blicke zu. Vielleicht wartete er darauf, dass ich ihn gegenüber Sean in Schutz nahm, aber dazu hatte ich keine Lust. Die Stille war wohltuend.
    Schließlich gelangten wir zu Stellen, an denen der Tunnel von Steinbrocken fast blockiert war. Oft war die Ursache ein mitsamt dem Keller eingestürztes Gebäude. Ringsum wucherte von Mehltau befallenes Moos, das grünlich phosphoreszierte.
    Wir hatten etwa die Länge eines Straßenzugs hinter uns, als wir die ersten lebenden Ratten sahen

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