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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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immer noch aus ihrem Brustkorb und den Hohlräumen ihres Schädels schlugen. Es war morbide, faszinierte uns aber so, dass wir den Blick nicht von ihr wenden konnten – ähnlich wie Kinder im Bann eines Lagerfeuers. Hat wohl irgendwas mit der mystischen Anziehungskraft des Feuers zu tun, das schon unsere Vorfahren, die Höhlenbewohner der Eiszeit, zu hypnotisieren vermochte.
    Allerdings war der Gestank ekelhaft.
    Man hätte doch meinen sollen, dass wir diesen Gestank nach all den brennenden Körpern, die wir gesehen oder sogar selbst in Brand gesetzt hatten, gar nicht mehr bemerken würden, so wie ein KZ-Wächter in Belzec ihn nicht mehr bemerkt hatte, wenn er die Öfen mit Leichen fütterte. Aber so war es nicht, wir alle litten darunter.
    Noch tagelang sollten wir diese brennende Vogelscheuche vor Augen haben. Und uns an den Gestank erinnern – diesen Geruch nach versengtem Haar, verschmortem Fleisch und oxidierenden Knochen. Er verfolgte uns bis in die Träume hinein. Und wenn wir, in Angstschweiß gebadet, aufwachten, meinten wir, auf dem Kopfkissen neben uns einen verkohlten grinsenden Totenkopf zu sehen.
    »Ich glaube, sie ist jetzt durchgebraten«, sagte Carl schließlich, brach sich einen winzigen Knochen aus dem brennenden Gerippe ab und entzündete seine Zigarette damit.
    Texas Slim kicherte. »Ein bisschen Honigsoße, ein paar Kartoffeln und Bohnen, und wir können eine Grillparty veranstalten.«
    Ich lachte, genau wie Sean. War ja auch komisch. Und noch komischer fand ich, wie der menschliche Verstand mit solchen Situationen umgeht. In der schlimmsten Lage sorgt irgendein psychischer Hebel oder eine Art Sicherheitsventil für die Stressabfuhr, setzt alles andere außer Kraft und bringt uns dazu, über die entsetzlichsten Dinge zu lachen. Vermutlich hat genau dieses Phänomen auch dazu geführt, dass sich Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs menschliche Schädel wie Haustiere hielten und ihnen alberne Namen wie »Mr. Jingles« oder »Lippy« gaben. Wahrscheinlich ist es auch dafür verantwortlich, dass manche Menschen auf Beerdigungen mit einem lauten Lachen herausplatzen.
    »Das reicht«, sagte Janie und stellte sich auf die windabgewandte Seite, weit weg von der brennenden Frau. »Ich will das nicht hören.«
    »Alles klar, Janie, wir haben ja nur Spaß gemacht.«
    Aber Janie hatte für solchen Quatsch nichts übrig. Sie konnte nichts Komisches in den Toten sehen, die jetzt überall herumlagen. Die Städte waren zu Friedhöfen geworden und die Straßen mit Leichen und Leichenteilen übersät. Doch für Janie war ein Leichnam immer noch ein verstorbener Mensch, während er für uns andere nicht mehr zählte als irgendein Blättersack oder Pappkarton. Doch so war Janie nun mal. Voller Anteilnahme und Mitgefühl. Sie gehörte zu einer vom Aussterben bedrohten Art.
    Es war fast zwei Monate her, dass wir Cleveland mit dem Geländewagen verlassen hatten, Carl und Texas Slim im Schlepptau. Und es waren zwei wirklich harte Monate gewesen: Wir hatten mit den Kriegsbeil-Clans gekämpft, waren vor den radioaktiven Staubstürmen in Deckung gegangen, hatten nach Fahrzeugen gesucht und uns Lebensmittel besorgt. Diese Tage hatten wir wie durch einen Nebel erlebt.
    Und jetzt stand ich hier und starrte auf die Überreste eines weiteren Brandopfers, das wir dem Schattengebilde dargebracht hatten.
    Janie stapfte davon.
    Texas Slim und Sean beäugten mich vorsichtig, so wie Kumpels es tun, wenn die Freundin sauer auf einen ist. Ich schnorrte mir von Carl eine Fluppe, blieb verlegen stehen, rauchte und sah zu, wie der St. Joseph River vorbeirauschte.
    »He, Nash«, sprach Sean mich an, »hab ich dir schon mal erzählt, wie ich meine Alte für einen Dollar verscherbelt hab?«
    Texas Slim kicherte. »Das ist mal ’ne gute Geschichte.«
    Ich sah Sean im Mondlicht grinsen, so breit, dass sein schiefes Gebiss mit den Zahnlücken zu sehen war.
    »Wir waren damals in Sturgis, Mann, erinnerst du dich an das Motorradrennen? Na ja, und natürlich haben die Alte und ich uns mal wieder gefetzt, den ganzen Tag lang. Solche Scheiße lief bei uns ständig. Daher hab ich auch die Narbe an der Stirn. Wir waren in dieser ätzenden Hip-Hop-Kneipe, und da ist sie regelrecht aus den Latschen gekippt. Also hab ich angefangen, mit ihrer Schwester rumzumachen, die saß neben mir. Die Frau hat alles gefickt, das was zwischen den Beinen baumeln hatte. Während ich ihre Schwester mit einem Zungenfick verwöhne, kommt Trixie

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