Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Schrank, umzingelt von angriffslustig summenden Insekten, war unsere Lage mehr als brenzlig. Dieser Schrank war auch nicht groß und begehbar , sondern nur ein ganz normaler Garderobenschrank, in den man seine Jacken und Mäntel hängen konnte. Etwa ein Meter tief und eineinhalb Meter breit. Und wir alle hatten unsere Waffen dabei! Es war wirklich so eng wie in einer Sardinenbüchse. Außerdem teilten wir uns den Raum auch noch mit vier oder fünf Blutsaugern. Und selbstverständlich war es in unserem Unterschlupf stockdunkel.
Nur von der Grubenlampe und den Kerzen im Zimmer drang schwacher Lichtschein durch einen Spalt unten an der Schranktür, der anderthalb Zentimeter breit sein mochte. Während wir nach den Blutsaugern schlugen, kreischten und brüllten wir laut. Als sich einer davon an Janies Kehle heftete, rastete sie völlig aus. Carl war derjenige, der sie schließlich von ihm befreite.
Es dauerte eine Weile, bis wir alle Angreifer im Schrank erwischt hatten und sie tot vor unseren Füßen lagen. Wir waren danach nicht nur fix und fertig, sondern hatten bei der wilden Jagd auch Verletzungen abbekommen: Janie hatte mir mit ihren Fingernägeln das Gesicht zerkratzt. Ich hatte Texas und Carl aus versehen mit der Faust getroffen. Später war Janie mir auf die Zehen getreten und hatte mich in den Bauch geboxt, während Carl mir einen Rippenstoß mit dem Ellbogen versetzt hatte. Texas klagte, jemand habe mit seinem Knie seine Eier erwischt, Carl jammerte über Aufschürfungen am linken Schienbein.
Hätte uns jemand mit versteckter Kamera in diesem Schrank gefilmt, hätte er sich sicher vor Lachen ausgeschüttet: Vier Erwachsene auf engstem Raum, die wie wahnsinnig aufeinander eindroschen, während sie versuchten, Insekten zu erschlagen. Das Ganze erinnerte mich an eine Fernsehfolge, in der die Komikertruppe »The Three Stooges« in einer Telefonzelle festsitzt.
Jedenfalls war es klassischer Slapstick-Klamauk. Natürlich gab es wegen der Kleiderstange keinen Platz, sich aufrecht hinzustellen. Die gebückte Haltung machte uns schwer zu schaffen, besonders als uns klar wurde, dass es noch Stunden dauern konnte, bis es dem Schwarm langweilig wurde und er abzog. Er summte laut vor der Schranktür, während wir da drinnen wie in einer Honigwabe festklebten.
»Wessen Hand ist das da an meinem Arsch?«, fragte Janie. »Sei so gut und nimm sie da weg, ja?«
»Und wo soll ich sie hintun?«, wollte Texas Slim wissen. »Ich versuch ja nur, jeden verfügbaren Raum im Sinne der Gruppe zu nutzen, Liebling.«
»Lass diesen Raum gefälligst in Ruhe!«
»Ist wirklich das Letzte vom Letzten«, meinte Carl. »Wenn wir hier rauskommen, sind wir alle so platt und erhitzt wie frisch gebackene Flundern.«
Texas lachte. »Na ja, du wärst als gebackene Flunder sicher genauso ungenießbar wie sonst auch, Carl.«
»Ach ja? Fick dich doch selbst!«
Carl rückte noch weiter von Texas ab, schob sich gegen mich und drückte Janie und mich dabei gegen die Wand. Doch Texas rempelte ihn an, und bald darauf hatten sie sich wieder in den Haaren, was wir jetzt als Letztes gebrauchen konnten. Ich drängte Carl zurück, wobei Janie mich mit dem Ellbogen anstieß, wollte Texas von Carl wegschieben, wobei ich Janies Kopf erwischte und sie mir in Gegenwehr einen Fußtritt versetzte. Schließlich sagte Carl, wir seien alle verdammte Deppen, warf seinen Kopf zurück und brach mir dabei fast die Nase.
»Es reicht!«, brüllte ich irgendwann. »Lasst diese Scheiße!«
Alle beruhigten sich daraufhin ein wenig, sodass drei oder vier Sekunden lang himmlischer Frieden herrschte. Bis Carl knurrte: »Texas? Du rammst mir gerade deine Knarre in den Arsch.«
»Das ist nicht meine Knarre!«
»Du Arschloch!«
Und sie rauften weiter. Erst als ich ein Machtwort sprach, gaben sie klein bei. Während wir warteten und warteten, summten die Blutsauger da draußen laut herum, prallten gegen die Wände, krabbelten über die Außenseite der Schranktür, schabten daran und saugten laut und widerlich. Als Carl seine Taschenlampe einschaltete, sahen wir die Bescherung: Etwa ein Dutzend Insekten hatten die Saugrüssel durch den unteren Türschlitz geschoben und die Lippen vorgestülpt, um nach neuer Nahrung zu suchen. Wir zerstampften die Saugorgane der schrill zirpenden Insekten. Nach einer Weile kapierten auch ihre Artgenossen, dass es ihnen nichts brachte, die Rüssel durch den Türspalt zu hängen. Doch die verendeten Blutsauger, beziehungsweise deren
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