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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Einzelteile, hatten einen so penetranten Gestank im Schrank hinterlassen, dass ich fürchtete, wir würden daran ersticken.
    Fast drei Stunden lang ging es so weiter. Und drei Stunden können sehr lang sein, wenn man sie in gekrümmter Haltung auf engstem Raum verbringen muss. Ständig musste ich Carl und Texas von Streitereien abhalten und betete darum, dass die Insekten bald verschwinden würden, trotzdem dachte ich die meiste Zeit über nach. Aber nicht über unser Schicksal oder darüber, dass nur ein paar Zentimeter Holz zwischen uns und dem Tod lagen, sondern über Sean, der gestorben war. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie man ihm das Gehirn weggeblasen hatte, konnte aber noch immer nicht glauben, dass er wirklich tot sein sollte. Sean, der mir immer wieder den Arsch gerettet hatte – in Cleveland, in Toledo, in Bowling Green. Er war ein guter Mann gewesen. Knallhart, loyal, schlau und auf seine Art auch weise. Ein Kerl, der Waffen verscherbelt und sich Crystal Meth und Heroin gespritzt hatte, ein Blutsbruder und Geldeintreiber der Warlocks- Rocker im Osten gewesen war und wegen bewaffneter Raubüberfälle und schwerer Körperverletzung im Knast gesessen hatte ... Doch immer, wenn ich allein mit ihm gewesen war, hatte er eine Seite an sich offenbart, die niemand bei ihm vermutet hätte. Eine sehr weise und mitfühlende Seite.
    »Nash«, hatte er eines Nachts gesagt, als wir in einer Kleinstadt namens Vermillion am Ufer des Eriesees hockten. »Nash ... in dieser großen, durchgeknallten, vermasselten Welt, die uns geblieben ist, können wir nur eins tun: vergessen, was wir mal waren, und uns darauf konzentrieren, was wir jetzt sind. Es wird uns keine Kavallerie zu Hilfe kommen und die amerikanischen Marines kannst du genauso vergessen. Das einzige Glück, das wir vielleicht noch erleben, können wir nur selbst schaffen. Und auch die Hoffnung liegt nur in uns selbst. Kapierst du, was ich damit sagen will?«
    »Tja.«
    »Jetzt kommt’s auf Kerle wie dich und mich an. Aber besonders auf dich .«
    »Auf mich?«
    Sean nickte. »Ja, denn du bist was Besonderes, und das ist uns allen klar. Wir können’s spüren, wenn wir mit dir zusammen sind. Du führst uns irgendwohin, zu einer bestimmten Sache. Einer wichtigen Sache.« Ehe ich widersprechen konnte, setzte er nach: »Und ich meine damit nicht, dass das Schattengebilde dich seine Opfer aussuchen lässt. Dafür hätte er auch jeden anderen nehmen können. Dich hat er nur deswegen ausgewählt, weil du unterwegs zu einer großen Sache bist. Mag keine gute Sache sein, letztendlich vielleicht sogar eine verdammt hässliche, aber darauf steuerst du zu. Deshalb drängt dich das Schattengebilde immer weiter. Denn deine Bestimmung liegt irgendwo da draußen. Und ich hab das unheimliche Gefühl, dass diese Sache für die ganze Menschheit, für uns alle sehr wichtig ist.«
    Dauernd sagte Sean Dinge, aus denen ich damals nicht schlau wurde. Doch als ich später darüber nachdachte, verstand ich, auf was er hinausgewollt hatte. Auf seine Weise war Sean ein Prophet gewesen. Hatte gewusst, was ich nicht wissen konnte, und Dinge gespürt, die ihm eigentlich hätten verborgen bleiben müssen. Und er sollte recht behalten, was die späteren Entwicklungen betraf: Jetzt war ich tatsächlich unterwegs zu einer großen Sache. Wie wir alle. Die sich als schrecklicher entpuppen sollte, als wir je hätten ahnen können.
    Ich konnte einfach nicht glauben, dass wir Sean für immer verloren hatten. Ich wusste nicht, was ich ohne ihn tun sollte – ohne seine Erkenntnisse, ohne seine Weisheit, ohne sein unerschütterliches Zutrauen zu mir.
    Stets hatte er sich als Erster dem Kampf gestellt, um uns andere zu retten, und sich als Letzter in Sicherheit gebracht. Stets hatte er dafür gesorgt, dass sich die anderen zurückzogen, während er »die Indianer«, wie er sie nannte, aufzuhalten versuchte. Und am Ende hatte ihn der Versuch, uns zu beschützen, das Leben gekostet. Doch er hatte es nicht anders gewollt.
    Während ich über ihn nachdachte, rannen mir Tränen über die Wangen.
    Es war so, als hätte ich einen Bruder verloren.
    Aber ich musste mich, wie er so oft gesagt hatte, auf das Hier und Jetzt konzentrieren und durfte mich nicht in der Vergangenheit verlieren. Sean war jetzt Teil der Vergangenheit und ich musste ihn loslassen, auch wenn das sehr wehtat.
    Nachdem das Summen mehr als 30 Minuten verstummt war, rissen wir die Schranktür auf. Dutzende toter Blutsauger lagen auf dem

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