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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Bäume blitzten die Lichter in den Hütten der Mitarbeiter, und Connor dachte an seinen Vater, der einen weiteren Abend damit verbrachte, Bier zu trinken und sich alte Lieder im Radio anzuhören. Wie schon die letzten zwei Jahrzehnte lebte Terry Davis alleine in einem der Ganzjahresbungalows am Rande des Camps und verlor nach und nach immer mehr von sich, während das Leben an ihm vorbeizog.
    Connor schob die deprimierenden Gedanken entschlossen beiseite und schaute einer Eule hinterher, die über sie hinwegflog. Dabei fiel ihm etwas anderes ins Auge. Ein aufflackerndes Licht. Vielleicht eine Taschenlampe.
    Er packte Lolly am Arm. „Schau mal zur Brücke über die Meerskill Falls“, sagte er. „Siehst du da etwas?“
    „Nein, nur Schatten, aber … wow, ich denke, du hast recht. Da oben ist jemand.“ Sie schaltete ihre Maglite ein und eilte den Weg entlang, so furchtlos und konzentriert wie ein Polizist auf Patrouille. „Komm, wir gehen mal nachsehen.“
    Der Weg stieg neben der steinigen Schlucht steil an. Die Wasserfälle rauschten über die Felsblöcke und warfen dabei einen nadelfeinen Wasserschleier in die Luft, der überall, wo er aufkam, dichtes grünes Moos wachsen ließ.
    Während sie hinaufkletterten, Spitzkehren und Felszungen überwanden, raschelten die nachtaktiven Tiere im Gebüsch. Connor hörte, das Lolly stolperte. „Alles okay?“, fragte er.
    „Ja. Ich habe nur Flip-Flops an. Ich hatte nicht erwartet, heute Abend noch eine Wanderung machen zu müssen.“
    „Du musst nicht mitkommen.“
    „Glaubst du, ich wollte das verpassen?“ Sie stieß ihr vertrautes schnaubendes Lachen aus.
    Er wusste, dass sie das sagen würde. Lolly Bellamy wusste, wie man anderen Leuten auf die Nerven ging, aber sie war niemand, der aufgab. „Halt dich an mir fest, falls du das Gefühl hast, zu fallen.“
    „Hah“, sagte sie. „Du willst doch nur, dass ich dir an den Hintern packe.“
    „Ja, das war mein Plan.“ Mit Leichtigkeit verfielen sie in ihre alten Neckereien, ein Muster, das sich vor Jahren herausgebildet hatte, als sie zwölf Jahre alt waren. Es fühlte sich vertraut an. Wie ein altes Lieblings-T-Shirt.
    Connor konnte jetzt zwei dunkle Silhouetten auf der Brücke erkennen. Eine davon schien sich außerhalb des Sicherheitszaunes aufzuhalten. Ein ganz schlechtes Gefühl erfasste ihn. „Du dummer kleiner Idiot“, fluchte er unterdrückt.
    „Was?“, fragte Lolly.
    „Julian!“ Connor rannte los.
    Zur gleichen Zeit zerriss ein ausgelassener Schrei die Stille der Nacht. „Geee-ronimo!“
    Lolly richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf die Brücke und sah entsetzt zu, wie eine kleine Gestalt sich von der Brücke löste und durch die Dunkelheit flog. Ihrer Kehle entrang sich ein fürchterliches Geräusch irgendwo zwischen einem Keuchen und einem Schrei.
    Der weitreichende Strahl der Maglite erhellte eine weitere weglaufende Figur auf der Brücke. Nicht Julian, sondern ein anderer Junge, den Connor allerdings nicht erkannte. Dann fing der Strahl an zu zittern, als Lolly ihn auf die Region unterhalb der Brücke richtete.
    „Julian“, sagte er und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Das Licht waberte durch den Wald, als Lolly ihn suchte. Die Panik hämmerte so stark in Connors Ohren, dass er nichts anderes hören konnte. Dann fiel ihm auf, dass sie mit ihm sprach, seinen Arm packte, um ihn zu halten, und endlich verstand er, was sie versuchte, ihm zu erklären.
    „Okay“, keuchte sie. „Ich denke, es geht ihm gut.“
    Schreie jungenhafter Freude hallten durch den Wald. Lolly nahm Connors Hand und ließ den Strahl der Taschenlampe an einem Seil entlanggleiten, das von der Brücke hing.
    Connors Herzschlag normalisierte sich langsam, auch wenn sein Blut zu kochen schien. „Dieser kleine Mistkerl“, sagte er und legte mit wenigen großen Schritten den Rest des Weges zurück. „Dieser dumme kleine Hurensohn.“
    Einen Herzschlag später hatte er die Brücke erreicht und sich den Komplizen geschnappt, einen Jungen namens George aus Texas, der wie ein kleiner Feigling vor sich hinbrabbelte, dass er damit nicht zu tun hätte und von Julian gezwungen worden wäre, mitzukommen.
    „Halt den Mund“, befahl Connor ihm, und der kleine George gehorchte. Lolly leuchtete auf die Stelle, wo der Sicherheitszaun durchtrennt worden war. Dann ließ sie den Strahl zu der kleinen, hin- und herschwingenden Gestalt wandern, die am Ende eines Bungeeseils hing.
    „Du bist so was von fällig“, sagte Connor an

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