Versprechen eines Sommers
war?“
„Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich schätze, ich werde niemals wissen, ob Mariska zu dem Zeitpunkt wusste, dass sie schwanger war oder ob sie wirklich fertig mit mir war.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte ihr die Sachen niemals glauben dürfen, die sie mir an dem Tag gesagt hat. Ich hätte nur die Dinge glauben dürfen, die sie nicht gesagt hat. Ihre Körpersprache, ihre Nervosität, die Art, wie sie alle ihre Fingernägel heruntergeknabbert hatte.“
In Olivias Kopf drehte sich alles. Sie wusste, dass er ihr nur das Gröbste der Geschichte erzählte und viele Einzelheiten ausließ. Aber Tatsache war, dass er in Mariska Majesky verliebt gewesen war.
„Also hast du die Verlobung mit Mom nur aufrechterhalten, um dich abzusichern?“
„Nein, so war das nicht.“ Er starrte in den Himmel vor dem Fenster seiner Wohnung. „Ich bin nicht stolz darauf, wie ich mit der Situation umgegangen bin, und jung zu sein ist keine Ausrede dafür, sich dumm zu verhalten.“
„Was hast du Mom erzählt, als du sie wiedergesehen hast?“
„Ich habe gesagt, dass wir die Verlobung lösen sollten. Dass ich nicht glaubte, noch mit vollem Herzen dabei zu sein.“
„Du glaubtest es nicht mehr?“, hakte Olivia nach. Jetzt war sie wütend. „Du hattest den ganzen Sommer über Zeit, darüber nachzudenken. Zu dem Zeitpunkt, als du mit meiner Mutter darüber gesprochen hast, hättest du es wissen müssen.“
„Ich wusste es ja auch“, gab er zu.
Sie warf einen Blick auf das auf dem Tisch liegende Foto und zuckte zusammen. Was sie am meisten schmerzte, war nicht die Tatsache, dass er eine andere gehabt hatte, während er noch mit ihrer Mutter verlobt gewesen war. Was sie am meisten schmerzte, war zu sehen, wie glücklich er mit Mariska gewesen war. Olivia hatte ihn niemals so glücklich gesehen.
„Süße“, sagte er. „Sag mir, was du denkst.“
„Glaub mir, das möchtest du nicht wissen.“
„Überlass es mir, das zu entscheiden. Es gibt bereits zu viele Geheimnisse.“
„Fein“, sagte sie. „Wenn du es unbedingt wissen willst. Ich bin neidisch, wenn ich dieses Foto sehe. Ich wünschte, du hättest mit Mom so glücklich sein können.“
„Du liest zu viel in diesen Schnappschuss hinein“, sagte er. „Jeder sieht so aus, wenn er jung ist und das ganze Leben noch vor sich liegen hat.“ Er legte eine Hand auf ihre. „Ich habe es versucht, wir beide, deine Mutter und ich, haben es lange Zeit versucht.“
Sie entzog ihm ihre Hand. Trotz der Wärme des Sommertages waren seine Finger kalt. „Nachdem du Mutter erzählt hast, dass du die Verlobung lösen willst … was hat sie da getan? Dich gezwungen, sie trotzdem zu heiraten? Ich verstehe es nicht, Dad. Irgendetwas lässt du doch hier aus.“
Er schaute wieder aus dem Fenster. „Deine Mutter war nicht … einverstanden damit, die Verlobung zu lösen. Auf ihren Wunsch hin sind wir ans College zurückgekehrt und haben so getan, als wären wir immer noch ein Paar. Nur für ein paar Tage, hatte sie mir versichert. Aber dann veränderte sich etwas zwischen uns. Es wurde besser. Ich erinnerte mich wieder, warum ich überhaupt angefangen hatte, mit deiner Mutter auszugehen, warum ich ihr den Antrag gemacht hatte. Sie war – und ist es immer noch – wunderschön und intelligent und aufmerksam.“
„Nicht zu vergessen, sie stand bequemerweise zur Verfügung“, warf Olivia ein.
„Ich bin damals nicht gerne alleine gewesen“, gab ihr Vater zu.
„Ist aber immer noch besser, als mit der falschen Person zusammen zu sein.“
„Du bist klüger, als ich es war.“ Er sah sie direkt an. „Hör zu. Es tut mir leid, dass deine Verlobungen nicht funktioniert haben, es tut mir leid, dass dir wehgetan worden ist. Aber ich bin stolz auf dich. Stolz, dass du wusstest, wann du einen Schlussstrich ziehen musst. Und stolz, dass du den Mut hast, auf das Richtige zu warten, auf etwas, das tief genug ist, um ein Leben lang zu halten.“
Trotz ihrer Wut auf ihn konnte Olivia ihn auch ein wenig verstehen. An dem Tag, an dem sie und Rand sich getrennt hatten, hatte ihr Vater mit überraschender Einsicht zu ihr gesprochen. Es gibt diese Art von Liebe, die die Kraft hat, dich zu retten, dir durchs Leben zu helfen. Sie ist wie das Atmen. Du musst es tun, ansonsten stirbst du. Und wenn sie vorbei ist, fängt deine Seele an zu bluten, Livvy. Es gibt keinen vergleichbaren Schmerz auf der Welt, das schwöre ich.
Endlich wusste sie, woher diese Erkenntnis kam. Ihr Vater
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