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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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für euch. Das Apple Tree Inn an der Route 47.“ Sie wandte sich immer noch lächelnd an Jenny. „Bist du da schon mal gewesen?“
    „Nur ein Mal“, gestand sie. „Es ist für uns hier ein Restaurant für … besondere Gelegenheiten.“
    „Na, wenn das hier keine besondere Gelegenheit ist“, sagte Philip, „dann weiß ich es auch nicht.“

29. KAPITEL
    E s gibt nur wenige Dinge, dachte Olivia, die so entspannend sind wie in einem Kajak über einen ruhigen See zu paddeln. Vor allem mitten in einer Hitzewelle. Sie fuhr bei Sonnenuntergang hinaus, tauchte ihr Paddel in das glasklare, bewegungslose Wasser und beobachtete, wie die Kreise sich auf der Oberfläche immer weiter ausbreiteten. Es war schwer zu glauben, dass sie schon bald abreisen würde. Der Sommer war so schnell vorbeigegangen, jeder Tag angefüllt mit Arbeit und Spaß und einem Sinn. Jetzt als Erwachsene verstand Olivia endlich, warum ihre Großeltern Camp Kioga so sehr liebten.
    Mit Erstaunen bemerkte sie, dass ihr der Ort fehlen würde. Der beschauliche See, die Gerüche von Wald und Wiese, der Klang des Windes in den Bäumen und der morgendliche Gesang der Vögel. Aber Hektik und Lärm der Großstadt erwarteten sie. Kunden verlangten nach ihr. Jedes Mal, wenn sie ihren Anrufbeantworter abhörte oder ihre E-Mails überprüfte, warteten sie schon auf sie, fragten, wann sie wiederkäme, benötigten ihre Hilfe bei ihren Immobilien, ihren Plänen, ihrem Leben. Brauchten Transformations . Brauchten Olivia, die Aufhübscherin. Sie konnte durch jemandes Haus rauschen und es innerhalb von wenigen Minuten hübscher, heller, ansprechender machen.
    Bei anderen Leuten fiel ihr das nicht schwer. Aber bei sich selber …
    Unter den heutigen Nachrichten war auch eine von Rand gewesen. Er hatte angerufen, um ihr zu sagen, dass er an sie dachte – was vermutlich nur sein Ausdruck dafür war, dass er mal wieder flachgelegt werden wollte. Rand Whitney. Großer Gott, war er wirklich vor nur wenigen Monaten noch der Gral all ihrer Hoffnungen und Träume gewesen? Es kam ihr vor, als wäre es ewig her. Sie war so naiv gewesen. Ganz die Tochter ihrer Mutter. Zu glauben, dass, wenn ein Leben perfekt aussah – der Ehemann, die Freunde, das Zuhause, die Kinder –, es auch perfekt sein musste. Olivia hatte ihre ganze Karriere auf diesem Prinzip aufgebaut. Sie sollte wissen, dass man alles mit wenigen Handgriffen in etwas verwandeln konnte, was alle Leute haben wollten. Sei es nun ein heruntergekommenes Reihenhaus in der City oder ein vernachlässigtes Sommercamp in den Wäldern. Aber sobald man ein wenig an der Oberfläche kratzte, wurde die Lüge darunter offenbar.
    Das Paddeln im Licht der untergehenden Sonne war nicht so entspannend, wie sie gehofft hatte. Gedanken an Jenny Majesky kreisten durch ihren Kopf. Vor ein paar Monaten hatte sie noch nicht einmal von ihrer Existenz gewusst. Und jetzt hatte sie plötzlich eine Schwester. Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, zieht er immer weitere Kreise. Genauso war es mit dieser Geschichte. Eine Entscheidung, die in diesem Sommer vor so vielen Jahren getroffen worden war, berührte nun auf einmal so viele Leben, Zukünfte, Pläne. Und es war nicht abzusehen, wo die Wellen aufhören würden, die Oberfläche zu kräuseln.
    Auch wenn das alles vor Olivias Geburt angefangen hatte, hatte sie dennoch ihre Rolle in all dem zu spielen. Die Rolle der Tochter, der Unterstützerin, der Freundin. Der Schwester.
    Ich habe eine Schwester. Der Gedanke summte in einer Mischung aus Freude, Angst und Beklommenheit durch ihren Körper.
    Sie paddelte nah am Ufer entlang, wo die Weiden und Ahornbäume ihre Äste ins Wasser tauchten und Entenfamilien in Reih und Glied zwischen den Rohrkolben hindurchschwammen. Aus dieser Perspektive sah Kioga genau so aus, wie es in der Dämmerung aussehen sollte. Ein paar Lichter leuchteten hinter den Fenstern des Haupthauses der Nebengebäude. Ein Feuer flackerte in dem aus Flusssteinen gemauerten Grill am Ufer. Max hatte sich heute Abend von seinem Vater Hamburger und Hotdogs gewünscht. Der kleine Junge war einem der wenigen Vorteile einer Scheidung auf die Schliche gekommen: Jeder versuchte, die Kinder zu verwöhnen. Olivia hoffte, dass die Eltern sie nicht total verhätscheln würden, wie es bei ihrer eigenen Familie geschehen war. Es war hart, zuzusehen, wie Daisy und Max das Gleiche durchmachten, was sie als Kind erlebt hatte. Gleichzeitig sah sie mit bittersüßem Schmerz, wie ihr Onkel ein immer

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