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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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über ihr Gesicht. Olivia nahm an, dass sie die Zahlen kurz in ihrem Kopf überschlug. „Das haben Sie aber nicht getan“, sagte Jenny schließlich. „Sie haben Sie nicht geheiratet.“
    „Nein. Gleich nach dem Labour-Day-Wochenende hat Mariska mit mir Schluss gemacht. Sie sagte, sie wollte die Welt sehen, ihr eigenes Leben finden – alleine. Ich habe versucht, ihr das auszureden, aber ich habe sie nie wiedergesehen, nie wieder mit ihr gesprochen. Ich habe Dutzende Briefe geschrieben, die alle mit dem Vermerk ‚Annahme verweigert‘ zurückkamen. Mariskas Mutter – Ihre Großmutter – bat mich, nicht mehr anzurufen, also bin ich ein Mal mit dem Zug hierhergefahren.“ Er hielt inne, seine Augen waren verschleiert vor entfernten Erinnerungen. „Sie war weg. Jemand aus dem Schmuckgeschäft, in dem sie gearbeitet hatte, sagte mir, dass sie die Stadt verlassen hätte, um die Welt zu sehen oder so.“ Er legte seine Fingerspitzen aneinander und sah Jenny an, aber sie hatte ihren Blick abgewendet. „Das war der Moment, wo ich aufgegeben habe. Ich nahm an, dass sie das, was sie auf dem Bahnhof zu mir gesagt hatte, doch auch so gemeint hatte. Also habe ich es schlussendlich akzeptiert. In dem Winter habe ich Olivias Mutter geheiratet, Pamela Lightsey.“ Zum Glück ging er nicht auf die näheren Umstände dieser hastigen Hochzeit ein. „Pamela und ich sind seit siebzehn Jahren geschieden, und ich habe nie wieder geheiratet.“
    Sie haben nie eine Chance gehabt, dachte Olivia plötzlich. Als Kind hatte sie end- und fruchtlos nach dem Grund gesucht, wieso ihre Eltern sich getrennt hatten, ohne zu wissen, dass dieser Grund schon lange vor ihrer Geburt existiert hatte.
    Jenny sagte nichts. Sie hielt das Foto in den Händen und strich abwesend mit dem Daumen über das Gesicht ihrer Mutter.
    „Als ich an dem Tag in die Bäckerei kam“, sagte Olivia, „fiel mir auf, dass dort das gleiche Bild an der Wand hängt, jedoch ein Teil herausgeschnitten ist.“
    „Vermutlich von meiner Großmutter.“
    Mit plötzlicher Klarheit erkannte Olivia, dass Jennys Mutter schon schwanger gewesen sein musste, als der Schnappschuss gemacht worden war. Jenny starrte weiter auf das Foto. Unbewusst fuhr ihre eine Hand an ihren Hals und umfasste den silbernen Anhänger.
    „Außerdem ist mir Ihr Anhänger aufgefallen“, fügte Olivia hinzu. „Erinnern Sie sich, dass ich Sie danach gefragt habe?“
    Jenny nickte. „Er gehörte meiner Mutter. Meine Großeltern haben ihn mir zu meinem sechzehnten Geburtstag geschenkt.“
    Philip holte sein Pendant dazu hervor und legte es auf den Tisch. „Es ist einer von den Manschettenknöpfen, die mir gehört haben. Ich habe einen Mariska gegeben und den anderen behalten.“
    Ein leises Keuchen entrang sich Jennys Kehle. Die ganze Unterhaltung über waren ihre Reaktionen bedächtig und kontrolliert gewesen, aber jetzt schien sie kurz davorzustehen, ihre Contenance zu verlieren. Ihre Finger zitterten, als sie den Manschettenknopf aufhob. „Ich wusste nie, ob eine Geschichte dahintersteckte – hinter irgendetwas, was meine Mutter mir hinterlassen hatte. Sind Sie sicher, dass das nicht nur ein riesiger Zufall ist …“
    „Ich bin mir beinahe zu hundert Prozent sicher“, sagte er. „Natürlich können wir eine Blutuntersuchung machen, wenn Sie möchten, aber ich bin sicher, dass die nur bestätigt, was wir herausgefunden haben. Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Privatdetektiv zu engagieren, um einige Daten und andere Details zu verifizieren.“
    Jenny schluckte schwer. In ihre dunklen Augen hatte sich ein gehetzter Ausdruck gestohlen. „Ein Privatdetektiv? Aber das ist so … aufdringlich.“
    „Ich weiß, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Mr Rasmussen – er arbeitet viel für meine Anwaltskanzlei – recherchiert nur in öffentlichen Archiven. Es tut mir leid, Jenny. Ich wollte nicht mit Ihnen Kontakt aufnehmen, nur um herauszufinden, dass es alles ein großer Fehler war. Ich wollte Sie nicht umsonst aufregen. Gott. Ich wusste ja nicht einmal, ob Sie nicht glaubten, ein ganz anderer Mann wäre Ihr Vater.“
    Mit äußerster Vorsicht legte sie den Manschettenknopf wieder zurück. „Ich habe ständig nachgefragt, aber meine Großeltern haben geschworen, dass meine Mutter es ihnen nie verraten hat. Auf meiner Geburtsurkunde ist die Stelle, wo der Vater genannt wird, leer.“ Eine verzweifelte Hoffnung erhellte ihre Züge, als sie ihn endlich anschaute. „Hat er – also Ihr

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