Versprechen eines Sommers
„Worüber habt ihr heute Nachmittag gesprochen, du und dein Vater und Professor Gastineaux?“
„Ich weiß nicht. Louis hat sich bei meinem Vater bedankt. Und mein Dad hat wie üblich gekatzbuckelt und gekratzt und gesagt, dass das doch das Mindeste sei, was er tun könnte.“ Seine Stimme hatte einen genervten Unterton.
„Es war ja auch nett von deinem Vater.“
„Ja, er wird sich heute Nacht sicher richtig einen hinter die Binde kippen, um zu feiern, wie nett er ist. Wir hatten eben noch einen großen Streit, weil er zum Poolspielen in die Hilltop Tavern gehen wollte.“
Lolly wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste, dass es nicht um das Poolspielen ging, sondern darum, dass Mr Davis zu viel trinken und dann versuchen würde, noch Auto zu fahren. „Es tut mir leid“ war alles, was sie sagen konnte.
„Ist schon okay. Ich bin ja nicht sein Aufpasser.“ Er nahm einen großen Schluck von seinem Bier. „Das war deine Mom vorhin bei dir, oder?“, fragte er.
Sie war überrascht, dass er es bemerkt hatte. „Ja. Sie ist heute Morgen aus der Stadt hergefahren.“
„Du siehst aus wie sie.“
Lolly schnaubte. „Ja, genau.“
„Was meinst du wohl, woher ich sonst gewusst hätte, dass es deine Mom ist?“ Er trank noch einen Schluck. „Warum hast du uns einander nicht vorgestellt?“
Oh-oh. Ihre Wangen fingen an zu brennen. „Meine Mutter ist nicht gerade der freundliche Typ.“
„Ach komm, du weißt selber, dass das nicht der Grund ist. Weißt du, wenn du dich schämst, mit mir gesehen zu werden …“
„Da könntest du nicht falscherliegen“, unterbrach sie ihn schnell. „Ich mich für dich schämen? Verdammt, Connor, ich wache jeden Morgen auf und kneife mich, um sicherzugehen, dass ich dich nicht nur träume. Ich schwöre, ich schäme mich nicht für dich, aber …“
„Aber was?“
„Aber für meine Mom. Für ihre voreingenommene Art anderen Menschen gegenüber. Ich wollte dich dem nicht aussetzen, also habe ich sie dir nicht vorgestellt. Okay? Und überhaupt, wenn jemand sich für den anderen schämen sollte, dann ja wohl eher du für mich.“
„Was soll das nun wieder heißen?“
„Komm, Connor. Glaubst du, ich habe nicht mitbekommen, wie die anderen Jungs dich damit aufziehen, dass du dich mit der fetten Kuh triffst?“
„Die sind doch alle dumm“, sagte er.
„Genau wie meine Mom.“ Sie seufzte. „Ich wünschte …“ Sie war nicht sicher, was sie sich wünschte. Dass sie eine andere Mutter hätte? Dass Terry Davis ein besserer Vater wäre? Sie schwieg, und so saßen sie einige Zeit in totaler Stille nebeneinander und ließen die Spannung der vergangenen Minuten sich langsam auflösen. Sie trank noch ein paar Schlucke von ihrem Bier. Es brauchte nicht viel, dass sie eine leichte Wärme in sich spürte. „Weißt du, was mir am College am meisten Angst macht?“, fragte sie. „Von dir getrennt zu sein.“
„Wir werden uns doch zwischendurch sehen.“
„Na ja, wir haben nie wirklich drüber gesprochen.“ Sie hatten nicht darüber geredet, wie diese Beziehung nach Ende des Camps weitergehen würde. Sie wünschte, die Zeit würde stehen bleiben und die Welt einfach weggehen, damit sie und Connor für immer alleine wären. Wie Adam und Eva. Dann stellte sie sich vor, wie das Leben in der Stadt wäre. Sie würde in ihre Vorlesungen gehen und Connor zur Arbeit, und sie würden sich jeden Abend sehen. Das wäre perfekt.
Er zuckte die Schultern. „Menschen neigen dazu, die Dinge zu tun, die ihnen wichtig sind.“
„Du bist mir wichtig“, sagte sie. „Du bist alles für mich. Ich liebe dich, Connor.“ Eine Pause. Oh Mann. Sie hatte es gesagt. Wenn er es jetzt auch sagte, würde es gar nichts bedeuten, außer dass sie ihn in Verlegenheit gebracht hatte.
Aber er erwiderte es nicht. Er sagte etwas noch Besseres – falls so etwas überhaupt möglich war. „Ich habe nichts getan, um dich zu verdienen. Aber das würde ich gerne. Die Sache ist die, Lolly. Du hast all diese Erwartungen an mich. Das bin ich nicht gewöhnt. Niemand hat jemals irgendetwas von mir erwartet, außer ihm aus dem Weg zu gehen. Und nun bist du da und willst mich in deinem Leben. Das ist etwas ganz Großes für mich. Du hast gar keine Ahnung, wie groß.“
„Ich wollte dich nicht unter Druck setzen“, sagte sie.
„Du verstehst mich nicht. Diese Art von Druck … ist okay. So wie ich das sehe, muss jemand, um Erwartungen an dich zu haben, erst einmal an dich glauben. Und mein ganzes
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