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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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dazu nicht mehr als den Verlust von zwanzig bis dreißig Kilo – das hing ganz davon ab, wie sehr sie sich selbst belog. Sobald die dünne, schicke Olivia aus ihrer Fetthülle gekrochen war, hatte Pamela gleich eine ganze Reihe neuer Ziele für ihre einzige Tochter gehabt. Es kam ihr nie in den Sinn, sich zu fragen, wieso Olivia erst dann Erfolg beim Abnehmen hatte, nachdem sie von zu Hause ausgezogen war, um aufs College zu gehen.
    „Ich wünschte auch, es gäbe zehn von dir“, sagte Earl loyal und stieß mit seinem Glas an ihres an. „Du bist bezaubernd, und mit Rand Whitney hätte es sowieso nie funktioniert.“
    „Aber es wäre trotzdem lustig gewesen, wenn sie einen Whitney geheiratet hätte“, überlegte ihr Vater laut.
    „Quatsch. Sie wäre so beschäftigt, Spendenveranstaltungen zu organisieren und Galerien zu eröffnen, dass wir sie nie mehr zu Gesicht bekommen hätten. Außerdem wäre sie dann in ein paar Jahren Alkoholikerin, und wo soll da der Spaß sein?“
    „Ich glaube euch nicht“, schaltete Olivia sich ein. „Wenn ihr so überzeugt davon wart, dass Rand nicht der Richtige für mich ist, wieso habt ihr mir das dann nicht schon vor Monaten gesagt?“
    „Hättest du denn zugehört?“ Ihr Vater hob eine Augenbraue.
    „Machst du Witze? Er ist Rand Whitney. Er sieht aus wie Brad Pitt.“
    „Was dir eine erste Warnung hätte sein müssen.“ Earl zeigte mit dem Finger auf sie. „Traue niemals einem Mann, der sich Kollagen injizieren lässt.“
    „Er lässt sich kein …“ Olivia unterbrach sich. „Das war nur das eine Mal für den Artikel in der Vanity Fair .“ Der Beitrag hatte sie nur noch verrückter nach ihm gemacht; wie die Fotos seine blonden Haare und sein hübsches Gesicht betonten, dazu sein unangestrengter Charme, seine Versicherung, dass er sich nicht darüber definiere, ein Whitney zu sein, sondern dass er genau wie jeder andere auch für seinen Lebensunterhalt arbeite. Nun ja, wie jeder andere, der einen üppigen Treuhandfonds im Hintergrund wusste.
    In dem Artikel war Olivia nur in einer einzelnen Zeile erwähnt worden. „Rand Whitney ist sehr verschlossen, was sein Privatleben angeht. Nach seinem Beziehungsstatus gefragt, sagt er nur so viel: ‚Ich habe jemand Besonderes kennengelernt. Sie ist wundervoll, und mehr kann ich dazu nicht sagen.‘“
    Mit dieser Aussage gab es nur ein Problem: Ein Dutzend anderer Frauen dachte ebenfalls, dass sie auf sie gemünzt sei. Als die Ausgabe erschien, hatten Olivia und Rand sich köstlich darüber amüsiert, und es hatte sie berührt, zu sehen, wie stolz er war. Er litt genauso an Unsicherheiten wie jeder andere auch.
    Und jetzt hatte er seine Freiheit.
    Sie entschied sich, den Abend mit ihrem Vater und Earl zu verbringen. Es war einer der ersten warmen Frühlingsabende, und Earl bestand darauf, den Coq au Vin zu ihr hinüberzuholen, damit sie draußen auf der kleinen Terrasse essen konnten. Sie, ihr Dad und Earl spielten sogar das Toast-Spiel. Sie schritten um den Tisch und sagten abwechselnd, worauf sie trinken wollten. Es war wie ein Beweis, dass es, egal was in der Welt passierte, immer etwas gab, wofür man dankbar sein konnte.
    „Spracherkennungssoftware“, sagte Earl und hob das Glas. „Ich hasse es zu tippen.“
    „Ich trinke auf Männer, die kochen können“, sagte Philip. „Danke fürs Abendessen.“ Er wandte sich an Olivia. „Du bist dran.“
    „Auf monatliche Herzwurmtabletten“, sagte sie mit einem liebevollen Blick auf Barkis.
    Ihr Vater lächelte sie an. „Zu schade, dass es die nicht auch für Menschen gibt.“
    Er und Earl hatten sie schon zwei Mal durch diese Phase begleitet. Sie kannten den Ablauf. Und das Deprimierende war: Sie kannte ihn auch. Sie fühlte sich … gefangen. Irgendwo in ihrer Vergangenheit gab es einen Moment, der sie immer noch festhielt. Sie wusste, welcher Augenblick das war. Sie war siebzehn gewesen und hatte ihren letzten Sommer vor dem College als Betreuerin im Camp verbracht. Das war das einzige Mal, dass sie wirklich ihr ganzes Herz gegeben hatte – vollkommen, ohne Angst, ohne sich zurückzuhalten. Es hatte böse geendet, und auch wenn sie es damals noch nicht hatte wissen können, steckte sie immer noch in dieser Erfahrung fest wie in tiefem Treibsand. Sie hatte bis heute nicht herausgefunden, wie sie sich daraus befreien konnte.
    Vielleicht bot ihre Großmutter ihr die Gelegenheit dazu. „Wisst ihr was?“, sagte sie und sprang vom Tisch auf. „Ich habe keine Zeit,

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