Versprechen eines Sommers
oder vier sein. So viel dazu, dachte sie. Richtiger Traum, falscher Mann.
Ihr Vater und Earl kamen herein und gingen zu ihrer nicht sonderlich gut gefüllten Bar. „Was darf es sein?“, fragte Earl.
„Campari Soda“, sagte ihr Vater. „Auf Eis.“
„Ich habe mit Olivia gesprochen.“
„Sie nimmt das Gleiche.“ Ihr Vater hob eine Augenbraue, was ihn jung und verwegen aussehen ließ, und Olivia war zum ersten Mal dankbar, dass er kein sonderlich gefühlvoller Mann war. Wenn er ihr jetzt sein Mit leid an bie ten wür de, wür de sie vermutlich zusammenbrechen. Aber so nickte sie nur und schenkte ihm ein blasses Lächeln. Dann sah sie sich in ihrer Wohnung um. Wenn heute alles so gelaufen wäre wie gedacht, wäre das jetzt ein ganz anderer Augenblick. Sie würde ihre Wohnung mit anderen Augen und einem bittersüßen Gefühl betrachten, weil sie in ihrem Leben weiterziehen und eine gemeinsame Zukunft mit Rand Whitney planen würde. Stattdessen sah sie jetzt das Apartment, in dem sie vermutlich den Rest ihres Lebens verbringen und zu einer schrulligen Alten werden würde.
Olivia und ihr Vater setzten sich an den Bistrotisch am Fenster, von dem aus man in den Garten schauen konnte. Earl zauberte von irgendwoher ein paar Stücke Pitabrot und etwas Hummus herbei.
Olivia hatte keinen Appetit. Sie fühlte sich wie die Überlebende einer Katastrophe. Geschockt und innerlich zitternd schätzte sie die Schwere ihrer Verletzungen ab. „Ich bin eine Idiotin.“ Das Eis klirrte, als sie das Glas heftig auf den schmiedeeisernen Tisch stellte.
„Du bist eine Süße. Und ‚wie heißt er doch gleich‘ ist ein Schurke der obersten Liga“, erwiderte ihr Vater.
Sie schloss die Augen. „Gott, warum tu ich mir das nur an?“
„Weil du ein …“ Ihr Vater war immer sehr umsichtig mit seinen Worten und legte auch jetzt eine Pause ein, um das richtige zu finden.
„… dreimaliger Loser bist“, schlug Olivia vor.
„Ich wollte sagen, weil du hoffnungslos romantisch bist.“ Er lächelte sie liebevoll an.
Sie nahm einen großen Schluck von ihrem Drink. „Ich schätze, du hast fast recht. Wenn ich eines bin, dann hoffnungslos.“
„Oh, jetzt geht es los“, sagte Earl. „Lass mich schnell meine Geige holen.“
„Komm schon. Darf ich mich nicht wenigstens einen Abend lang in Selbstmitleid suhlen?“
„Nicht seinetwegen“, entschied ihr Vater.
„Er ist es nicht wert“, bestätigte Earl. „Genauso wenig wie sPierce oder Richard es wert waren.“ Er sprach die Namen ihrer vorhergehenden Fehlschläge mit übertriebener Verachtung aus.
„Die Sache mit gebrochenen Herzen ist die“, fing Philip an. „Man kann sie immer überleben. Immer. Egal, wie tief der Schmerz ist, die Fähigkeit, zu heilen und weiterzumachen ist immer stärker.“
Sie fragte sich, ob er über seine Scheidung von ihrer Mutter vor all den Jahren sprach. „Ich danke euch“, sagte sie. „Die alte ‚Du bist zu gut für ihn‘-Leier hat ein Mal funktioniert. Vielleicht auch zwei Mal. Aber das hier ist das dritte Mal, und ich muss in Betracht ziehen, dass der Fehler vielleicht doch bei mir liegt. Ich meine, wie stehen die Chancen, drei Mistkerle hintereinander kennenzulernen?“
„Honey, das hier ist Manhattan“, sagte ihr Vater. „Die Stadt wimmelt nur so vor ihnen.“
„Hör auf, dir die Schuld zu geben“, empfahl Earl. „Damit redest du dir nur einen Komplex ein.“
Sie streckte die Hand aus und streichelte Barkis hinter den Ohren; eine seiner Lieblingsstellen. „Ich fürchte, den habe ich schon.“
„Nein“, widersprach Earl. „Du hast gewisse … Themen. Das ist etwas anderes.“
„Und eines dieser Themen ist, dass du deine Sehnsucht nach Liebe für echte Liebe hältst.“ Ihr Vater war ein eifriger Zuschauer von Dr. Phil , der Sendung des berühmten Therapeuten.
„Oh, das war gut.“ Earl und er klatschten sich ab.
„Hallo? Hier sitzt ein gebrochenes Herz“, erinnerte Olivia die beiden. „Ihr solltet mir helfen und euch nicht in Küchentischpsychologie fortbilden.“
Ihr Vater und Earl wurden ernst. „Willst du zuerst oder soll ich?“, fragte Earl.
Ihr Vater gab dem Hund noch einen kleinen Leckerbissen. Olivia bemerkte, dass er weder aß noch trank, und sie fühlte sich schuldig, weil sie ihn traurig gemacht hatte. „Mach nur, Maestro“, erwiderte er.
„Nun, da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen.“ Earl sah sie aus ernsten Augen an. „Außer, dass du Rand nicht geliebt hast. Oder die anderen. Du
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