Versprechen eines Sommers
bleiben.“
„Okay, wenn du mir so den Arm auf den Rücken drehst.“ Earl erhob sich und wischte sich noch schnell den Mund mit der Serviette ab.
Sally und Kirsten Nielsen waren eineiige Zwillinge. Die Jungen in Camp Kioga hatten sie wegen ihrer Größe, ihrer nordischen Gesichtszüge und ihrer furchtlosen Art, sich von den Jungen zu nehmen, was sie wollten, die Walküren getauft. Philip war froh über jede Gelegenheit, auf die Tanzfläche zu gehen, während Mariska sich noch darauf befand.
Er bemerkte, dass seine Eltern und die Lightseys ihn beobachteten und spürte das Gewicht der Verantwortung auf seinen Schultern. Man erwartete so viel von ihm, wenn er erst mit dem College fertig war. Pamela heiraten. Jura oder Betriebswirtschaft studieren. Eine Familie gründen.
Mariska tanzte jetzt mit Matthew Alger. Philip spürte ein Gefühl von Besitzgier in sich aufsteigen, als er die beiden zusammen sah. Auch wenn Alger ein wenig untersetzt war und blonde, glatte Haare hatte, versuchte er, sein Idol John Travolta so gut es ging nachzumachen, bis zu der geföhnten Tolle und dem bis zum Bauchnabel aufgeknöpften Polyesterhemd. Was für ein Loser. Und doch schienen die Mädchen ihn zu mögen, wenn Philip auch keine Ahnung hatte, warum.
Die Musik wechselte zu einem ruhigen Lied, und Philip ergriff Mariskas Handgelenk und drängte sich zwischen sie und Matthew. „Mein Tanz.“
„Geh weg“, sagte Alger, der immer bereit für einen kleinen Kampf war. „Du bist hier überflüssig.“
„Nun, die Entscheidung würde ich doch lieber der Lady überlassen.“
„Ihr zwei“, lachte Mariska und wandte sich dann an Alger. „Ich habe noch gar nicht mit Philip getanzt, und morgen fahrt ihr alle schon wieder.“
„Ich nicht“, informierte Alger sie und straffte seine Schulter. „Ich werde in Avalon wohnen. Ich arbeite an meiner Abschlussarbeit über Stadtverwaltungen, und Avalon ist mein Thema.“
Alger entstammte keiner reichen Familie, aber offensichtlich hatte er einen klugen Kopf abbekommen. Plötzlich brannte Philip vor Eifersucht. Alger konnte in Avalon bleiben, während Philip für ein weiteres Jahr ins Exil auf dem College zurückmusste.
Mit gespielter Großzügigkeit zog Alger sich zurück. „Ich schätze, wir sehen uns in nächster Zeit sowieso, Mariska.“
Alger war ein cleverer, ehrgeiziger Typ, wenn auch in Philips Augen ein bisschen daneben. Er hatte den ganzen Sommer über als Buchhalter und Berater im Camp gearbeitet, aber nie wirklich dazugehört. „Er ist ein komischer Typ“, sagte Philip. „Du solltest dich von ihm fernhalten.“
„Ich muss in diesem Ort leben“, erinnerte Mariska ihn. „Ich kann es mir nicht leisten, mir Feinde zu machen.“
„Sei nicht albern. Sobald ich mit der Schule fertig bin, ziehen wir, wohin du willst – New York, Chicago, San Francisco.“
„Ich werde dich daran erinnern.“ Ihre Augen funkelten vor Aufregung. Dann fiel ihr Blick an den Rand der Tanzfläche. „Das sind also Pamelas Eltern. Sie sind Furcht einflößend.“
Philip runzelte die Stirn. „Nein, das sind sie nicht. Sie sind nur …“
„Genau wie deine Familie“, unterbrach sie ihn. „Sie sind aus Geld gemacht.“
„Sie sind einfach nur Menschen wie alle anderen auch.“
„Sicher. Wie jeder mit einem Gold & Gem hinter seinem Namen.“
Er mochte es nicht, wenn sie so redete. Als wenn die Tatsache, dass sie aus einer Arbeiterfamilie stammte, sie irgendwie von ihm trennte. „Vergiss es“, beendete er das Thema. „Du machst dir zu viele Gedanken.“
Der DJ kündigte an, dass man sich jetzt für das finale Lagerfeuer am See versammeln sollte, und alle strömten aus dem Pavillon. Das Feuer hatte nicht nur einen rituellen, sondern auch einen ganz praktischen Grund. Auf diese Weise wurden alle Paletten und sonstiges Holz, das sich über den Sommer angesammelt hatte, verbrannt.
Während die Menschen sich auf den Weg zu der brennenden Pyramide machten, drückte Philip seine Hand gegen Mariskas Rücken und drängte sie ganz langsam vom Weg ab.
„Was machst du da?“, fragte sie.
„Als wenn du das nicht wüsstest.“
„Irgendjemand wird uns sehen.“ Den ganzen Sommer über hatte sie genauso viel Angst vor Entdeckung gehabt wie er. Sie wollte sich nicht den Ruf einhandeln, anderen Mädchen den Verlobten zu stehlen.
Er nahm ihre Hand und ging voran in Richtung der Schlafhütten. „Nein, niemand wird etwas merken.“
Aber jemand sah sie doch. Als sie sich von dem See entfernten,
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