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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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angefangen!«
    Lucy war zum Schweigen gebracht.
    »Wie schade, daß wir Ihre Schwester nicht sehen können, Miss Dashwood«, sagte Miss Steele. »Es tut mir leid, daß es ihr nicht gutgeht.« Marianne hatte bei ihrer Ankunft das Zimmer verlassen.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Meine Schwester wird |239| es ebenso bedauern, daß ihr das Vergnügen entgeht, Sie zu sehen; aber sie leidet in letzter Zeit sehr unter nervösen Kopfschmerzen, so daß sie Gesellschaft und Unterhaltung nicht ertragen kann.«
    »Du liebe Zeit, das ist aber sehr schade! Aber solche alten Freunde wie Lucy und ich! – Ich denke,
uns
könnte sie doch begrüßen, wir würden bestimmt kein Wort reden.«
    Doch Elinor lehnte den Vorschlag sehr höflich ab. Ihre Schwester habe sich vielleicht aufs Bett gelegt oder sei schon im Morgenmantel und wäre somit nicht imstande herunterzukommen.
    »Oh, wenn’s weiter nichts ist«, rief Miss Steele, »dann können wir doch ebensogut zu ihr gehen.«
    Elinor fand schließlich, daß diese Zudringlichkeit ihre Geduld überstieg; doch ersparte Lucy ihr die Mühe, der Sache selbst ein Ende zu setzen, indem sie ihre Schwester scharf zurechtwies – was, wie bei vielen anderen Gelegenheiten, dem Benehmen der einen Schwester zwar nicht viel Angenehmes verlieh, dafür aber das Benehmen der anderen zügelte.

|240| Kapitel 33
    Nach einigem Widerspruch gab Marianne schließlich den dringenden Bitten ihrer Schwester nach und willigte ein, an einem Vormittag eine halbe Stunde mit ihr und Mrs.   Jennings auszufahren. Doch machte sie es ausdrücklich zur Bedingung, daß keine Besuche gemacht würden, und sie wollte nicht weiter mitkommen als bis zu Gray’s in der Sackville Street, wo Elinor etwas wegen des Eintauschs einiger altmodischer Schmuckstücke ihrer Mutter zu verhandeln hatte.
    Als sie an der Tür anhielten, fiel Mrs.   Jennings ein, daß am anderen Ende der Straße eine Dame wohnte, der sie einmal einen kurzen Besuch machen sollte; und da sie bei Gray’s nichts zu besorgen hatte, kam man überein, daß sie, während ihre jungen Freundinnen ihre Geschäfte erledigten, den Besuch abstatten und dann zu ihnen zurückkehren sollte.
    Als sie die Treppe hinaufgingen, fanden die Misses Dashwood so viele Leute bereits vor ihnen in dem Laden, daß niemand frei war, sie zu bedienen; sie waren genötigt zu warten. Alles, was sie tun konnten, war, sich an
dem
Ende des Ladentisches niederzulassen, das die rascheste Abfertigung zu versprechen schien; dort stand nur ein Herr, und vermutlich war Elinor nicht ohne Hoffnung, daß er sich aus Höflichkeit zu einer rascheren Erledigung seiner Angelegenheiten bewegen ließe. Doch sein kritisches Auge und sein erlesener Geschmack erwiesen sich als stärker als seine Höflichkeit. Er gab ein Zahnstocherkästchen für sich selbst in Auftrag, und bis dessen Größe, Form und Verzierungen festgelegt waren – und das geschah, nachdem er jedes Zahnstocherkästchen in dem Geschäft eine Viertelstunde lang geprüft und durchgesprochen hatte, schließlich alles nach eigenen Ideen   –, hatte |241| er keine Muße, den beiden Damen eine andere Aufmerksamkeit zu schenken als ein paar sehr dreiste Blicke; eine Art Beachtung, die Elinor dazu diente, sich seine Person, mit einem Gesicht von ausgeprägter, naturgegebener und wahrhaft gediegener Bedeutungslosigkeit, doch nach neuester Mode herausgeputzt, einzuprägen.
    Marianne blieben die unerfreulichen Gefühle von Verachtung und Unwillen über seine unverschämte Musterung ihrer Gesichter und über seine geckenhafte Art, sich unter all den verschiedenen Scheußlichkeiten der verschiedenen Zahnstocherkästchen zu entscheiden, die ihm zur Begutachtung vorgelegt wurden, erspart, da sie nichts davon wahrnahm; denn sie war sehr wohl imstande, sich in sich selbst zurückzuziehen und ebensowenig von dem zu bemerken, was in Mr.   Gray’s Geschäft um sie herum vorging, als wäre sie in ihrem eigenen Schlafzimmer.
    Schließlich war die Sache entschieden. Das Elfenbein, das Gold und die Perlen erhielten ihre Bestimmung, und nachdem der Herr den letzten Tag genannt hatte, an dem er ohne den Besitz des Zahnstocherkästchens gerade noch existieren konnte, zog er sich mit gemächlicher Sorgfalt seine Handschuhe an, ließ den Misses Dashwood einen weiteren Blick zukommen – doch einen solchen, der Bewunderung eher einforderte, als sie auszudrücken – und ging mit der glücklichen Miene echter Selbstgefälligkeit und zur Schau getragener

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