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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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noch in London, und zum Glück hatte sie seine Adresse von Miss Steele gehört. Sie konnte es deshalb in die Hand nehmen, ihn im Laufe des Tages davon zu unterrichten. Nachdem dies vereinbart worden war, begann Colonel Brandon davon zu sprechen, was für ein Vorzug es für ihn sei, einen so achtbaren und angenehmen Nachbarn zu bekommen; und
dann
erwähnte er schließlich mit Bedauern, daß das Haus klein und ziemlich unzulänglich sei – ein Übel, das Elinor, wie Mrs.   Jennings es von ihr angenommen hatte, als ganz unwesentlich abtat, zumindest, was seine Größe anging.
    »Ich kann mir nicht vorstellen«, sagte sie, »daß ihnen die Kleinheit des Hauses irgendwelche Schwierigkeiten bereiten wird, denn es wird ihrem Einkommen und der Tatsache, daß sie nur zu zweit sind, durchaus entsprechen.«
    Zu seiner Überraschung entnahm Colonel Brandon daraus, daß
sie
Mr.   Ferrars Heirat als eine sichere Folge seiner Ernennung betrachtete; denn er hielt es nicht für möglich, daß es bei dem zu erwartenden Einkommen von der Delaforder Pfründe jemand von Edwards Lebensstil wagen könnte, damit einen Hausstand zu gründen – und er sagte es auch.
    »Diese kleine Pfarre kann Mr.   Ferrars lediglich als Junggesellen ein Auskommen bieten; sie kann es ihm nicht ermöglichen zu heiraten. Leider muß ich sagen, daß meine Möglichkeiten, ihn zu unterstützen, damit enden, und mein Einfluß reicht kaum weiter. Wenn es jedoch durch einen unvorhergesehenen Umstand in meiner Macht liegen sollte, ihm weiterhin zu helfen, müßte ich schon ganz anders über ihn denken, als ich es jetzt tue, wenn ich dann nicht ebenso bereit wäre, ihm so nützlich zu sein, wie ich aufrichtig wünschte, daß ich es auch jetzt schon könnte. Was ich nun tue, scheint in der Tat gar nichts zu bedeuten, da es ihm so wenig zu dem verhelfen kann, was sein hauptsächliches, ja sein einziges Ziel |307| sein muß – glücklich zu werden. Seine Heirat muß noch ein in der Ferne liegendes Glück bleiben – zumindest kann sie, fürchte ich, nicht so bald stattfinden.«
    Und dies waren die Worte, die, da sie mißverstanden wurden, Mrs.   Jennings’ Feinfühligkeit so mit Recht beleidigten; doch nachdem ihr Elinor alles berichtet hatte, was zwischen Colonel Brandon und ihr wirklich gesprochen worden war, während sie zusammen am Fenster gestanden hatten, mochte die Dankbarkeit, die Elinor bei ihrem Auseinandergehen zum Ausdruck gebracht hatte, nicht weniger begründet und nicht weniger angemessen ausgedrückt erscheinen, als wenn sie einem Heiratsantrag gegolten hätte.

|308| Kapitel 40
    »Nun, Miss Dashwood«, sagte Mrs.   Jennings mit einem vielsagenden Lächeln, sobald der Colonel gegangen war, »ich frage Sie nicht, was der Colonel zu Ihnen gesagt hat, denn obgleich ich – mein Ehrenwort darauf –
versucht
habe, mich außer Hörweite zu halten, konnte ich nicht verhindern, daß ich genug von der Sache mitbekommen habe, um sein Anliegen zu kennen. Und ich versichere Ihnen, ich war niemals im Leben mehr erfreut, und ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen Glück dazu.«
    »Danke, Ma’am«, sagte Elinor. »Es ist etwas, worüber ich mich sehr freue; Colonel Brandons Güte hat mich sehr beeindruckt. Es gibt nicht viele Menschen, die so handeln würden, wie er es getan hat. Wenige haben ein so mitfühlendes Herz! Ich bin noch nie im Leben so erstaunt gewesen.«
    »Mein Gott, meine Liebe, Sie sind aber bescheiden! Ich bin nicht im mindesten erstaunt darüber, denn ich habe in letzter Zeit schon oft gedacht, daß nichts wahrscheinlicher sei als das.«
    »Sie glaubten es, weil Sie das wohlwollende Wesen des Colonels kennen, aber zumindest konnten Sie nicht vorhersehen, daß sich schon so rasch eine Gelegenheit dazu ergeben würde.«
    »Gelegenheit!« wiederholte Mrs.   Jennings – »Oh, was das betrifft, da wird ein Mann, wenn er einmal zu so etwas entschlossen ist, bald irgendeine Gelegenheit finden. Na, meine Liebe, ich wünsche Ihnen wieder und wieder Glück dazu; und wenn es je ein glückliches Paar auf der Welt geben sollte, dann werde ich wohl bald wissen, wo ich es zu suchen habe.«
    »Ich nehme an, Sie wollen sie dann in Delaford aufsuchen«, sagte Elinor mit einem schwachen Lächeln.
    |309| »Ja, meine Liebe, das werde ich in der Tat. Und was der Colonel damit meint, daß das Haus schlecht sei, weiß ich wirklich nicht, denn ich habe wohl kaum jemals ein besseres gesehen.«
    »Er sprach davon, daß es in einem schlechten Zustand sei.«
    »Na, und

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