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Versteckt wie Anne Frank

Versteckt wie Anne Frank

Titel: Versteckt wie Anne Frank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Prins , Peter Henk Steenhuis
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die Deutschen in ihrem Adressbuch auch unsere Anschrift fanden. Mein Vater, meine Mutter und ich wurden wieder festgenommen. Bei einem Straffall , der meine Schwester jetzt war, wurde die »Sperre« der Familie unverzüglich aufgehoben. Wir wurden ebenfalls in die Hollandsche Schouwburg gebracht. Wie viele andere Kinder blieb ich im Kinderhort gegenüber. Dort haben Leute aus dem Widerstand versucht mich untertauchen zu lassen. Sie zerrten mich durch die Hecke zu einer Schule nebenan, wo jemand sagte: »Wir haben eine gute Adresse für dich.« Ich wehrte mich. »Das will ich nicht!«, rief ich, weil ich Angst hatte, meine Eltern würden für meine Flucht bestraft werden. Am nächsten Tag sah ich meine Eltern (man durfte vom Hort aus eine Stunde zu Besuch) und es zeigte sich, dass sie Bescheid wussten. »He, was soll denn das?«, fragten sie. »Du solltest doch weg sein?« »Nein, ich wollte nicht, ich bin nicht gegangen.«
    Als Straffälle wurden Selly und Mark in der Hollandsche Schouwburg weit von uns entfernt festgehalten, irgendwo auf dem zweiten Rang des Theaters. Wir haben Selly nur ein einziges Mal gesprochen. Als sie mit einer Blasenentzündung im Krankensaal lag, bekamen wir die Erlaubnis, sie kurz zu besuchen. Sie erzählte, man hätte ihr die Flucht auch angeboten, und genau wie ich hatte sie sich geweigert, weil sie Angst hatte, die anderen in Gefahr zu bringen.
    Wir haben uns beide gegen die Flucht entschieden. Ich habe es geschafft. Sie wurde nicht viel später zusammen mit Mark deportiert. Erst nach Westerbork, später nach Auschwitz.
    Wir durften wieder weg aus der Hollandsche Schouwburg. Wie es dazu kam, das weiß ich noch immer nicht. Wahrscheinlich wurde jemand bestochen. Als wir wieder in unserem Haus an der Stadionkade waren, wuchsen die Spannungen zwischen meinen Eltern. Meine Mutter war der Meinung, mein Vater hätte mehr für Selly tun müssen. Er habe zu lange abgewartet, fand sie.
    Am Morgen des 29. Septembers ging ich um etwa halb neun zur Schule. Unterwegs traf ich auf Frau van Woerkom, die bei uns früher ein Zimmer gemietet hatte. Sie freute sich sehr mich zu sehen und fasste mich immer wieder an den Schultern. »Liesje, Liesje, du bist noch da? Bei euch im Viertel war eine Razzia.« Sie rannte mit mir zusammen nach Hause. Da stellte sich heraus, dass die Deutschen unser Haus ausgelassen hatten – einfach vergessen.
    Frau van Woerkom zwang meine Eltern geradezu zum Untertauchen. »Ihr müsst unbedingt weg. Sofort! Keine einzige Nacht könnt ihr noch hierbleiben.« Sie kannte eine Frau de Swaan, bei der schon viele jüdische Kinder untergetaucht waren. Sie ging zu ihr. »Es gibt einen Notfall«, erklärte sie Frau de Swaan.
    Wir durften sofort kommen, konnten jedoch nicht dort bleiben. Es wurden noch mehr jüdische Kinder erwartet. Frau de Swaan schaltete Onkel Hannes ein. Schlecht gekleidet, Stoppelbart – meine Mutter bekam einen furchtbaren Schrecken, als dieser Hannes Boogaard sich meldete. Er sollte mich mit dem Bus zu einer Untertauchadresse bringen.
    »Ich gebe ihm mein Kind nicht mit«, sagte meine Mutter, »das geht einfach nicht.« »Ich sitze im Bus nicht neben ihr, wissen Sie«, sagte Onkel Hannes. »Ich sitze hinten und Liesje ganz vorn, als hätte ich nichts mit ihr zu tun.«
    Ich ging mit Onkel Hannes, meine Eltern sollten erst ein paar Tage später eine Adresse bekommen. Zum ersten Mal ging ich weg von zu Hause – das fiel mir sehr schwer. Ich machte mir auch große Sorgen um meine Eltern.
    Auf dem Bauernhof von Hannes Boogaard bekam ich einen Ehrenplatz. Er tröstete mich. Später zeigte er mir einen Alkoven voller Kinder, alles Untertaucher. »Verstehst du, dass du hier nicht bleiben kannst?«
    Onkel Hannes’ Sohn, Teun, brachte mich zu einem Haus in der Nachbarschaft. Als die Bewohner die Tür öffneten, reagierten sie empört. »Wen hast du denn da mitgebracht? Wir wollten doch ein Mädchen von mindestens siebzehn! Wir wollen eine Haushaltshilfe, kein kleines Kind.«
    »Dieses Kind«, sagte Teun, »kann bestimmt auch gut mit anpacken.« Obwohl ich zu Hause noch nie etwas im Haushalt getan hatte, spielte ich das Spiel mit. »Ich kann gut Kartoffeln schälen und putzen.« Ich durfte bleiben.
    Sie gaben mir ein winziges Schlafzimmer. Mit dem einzigen anderen Kind im Haus hatte ich keinen Kontakt. Als Haushaltshilfe wurde ich anständig ausgenutzt: Neben allerlei täglichen Pflichten musste ich einmal pro Woche alle Möbel einwachsen, die dafür allesamt

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