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Versteckt wie Anne Frank

Versteckt wie Anne Frank

Titel: Versteckt wie Anne Frank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Prins , Peter Henk Steenhuis
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Moment später kamen zwei deutsche Soldaten zum Vorschein, in Uniform und vollständig bewaffnet.
    »Schnell rein!«, rief mein Bruder. »Schnell rein!«
    »Überhaupt nicht ›schnell rein‹«, rief mein Vater, »wir sind befreit.«
    Die deutschen Soldaten wollten sich ergeben. Das war gar nicht so einfach, die Kanadier waren zwar in Nunspeet, aber noch nicht hier vor Ort. Bauer Beert fuhr also nach Nunspeet. Ein paar Stunden später kehrte er in Gesellschaft eines englischen Offiziers zurück, der die Deutschen entwaffnete. Der schönste Moment nach all den Jahren.
    Fast sofort, nachdem die gesamten Niederlande befreit waren, sind mein Vater und mein Bruder zurückgegangen nach Amsterdam, um sich um Wohnraum für uns zu kümmern. In unser Haus in der De Lairessestraat konnten wir nicht, da hatte sich die Polizei eingerichtet, und die wollten nicht einfach so dort raus. Die Behörden waren nicht sehr hilfsbereit, es dauerte über ein Jahr, bis wir unser Haus wieder beziehen konnten. Für die paar Juden, die zurückkamen, wollte man nicht so viel Verwaltungsaufwand betreiben.
    Hirsch war so übel geplündert worden, dass mein Vater ganz neu anfangen musste. Das machte er. Zunächst in der Kalverstraat, und nach ein paar Jahren kehrten wir zurück an den Leidseplein. Aber es wurde nie wieder, was es einst war.
    Das Untertauchen war schrecklich, es war die furchtbarste Zeit meines Lebens und ist es immer geblieben. Ich habe versucht sie weit hinter mir zu lassen, aber das ist mir nicht gelungen.
    Vor ein paar Wochen musste ich einen neuen Reisepass beantragen, mein alter war abgelaufen. Da sagte meine Haushaltshilfe: »Ach, nehmen Sie doch so einen Personalausweis, der ist billiger, und Sie fahren doch nie außerhalb Europas in Urlaub. Sie brauchen keinen Reisepass.«
    »Doch, Willy«, antwortete ich, »ich muss jederzeit fliehen können.«

Zum Glück nur Jungen

    Lies Elion,
geboren in Amsterdam am 28. Februar 1931
    Mein Vater war Diamantenhändler. In der Diamantenverarbeitung waren viele Juden tätig. Meine Eltern hatten auch zahlreiche jüdische Bekannte, aber wir feierten keine jüdischen Feiertage und sprachen nicht übers Judentum. So kam es, dass ich nichts darüber wusste, bis eine Freundin mich eines Tages fragte: »Hör mal, du bist jüdisch, oder?«
    »Jüdisch, jüdisch … was ist das?«
    »Ja, meine Eltern finden dich jüdisch.«
    Ich fragte meine Eltern danach.
    »Stimmt«, antworteten sie, »du bist jüdisch.«
    »Was ist das denn?«
    »Wir sind Juden und unsere Eltern waren Juden und so weiter. Also bist du auch Jüdin.«
    Ich begriff noch immer nichts.
    An den Rauchwolken über Schiphol erkannten wir, dass der Krieg ausgebrochen war. Im Haus herrschte Panik, Bedrohung, Angst. Wie sollte es jetzt weitergehen? Obwohl er kein Optimist war, wollte mein Vater von Hiobsbotschaften nichts wissen. Er reagierte wütend, als jemand bemerkte: »Das könnte ganz schön lange dauern.«
    Am 15. Mai haben wir noch versucht, über IJmuiden nach Amerika zu flüchten. Doch unterwegs sagte man uns: »Das letzte Schiff ist schon abgefahren, kehrt nur um.« Meine Mutter war erleichtert, sie konnte sich nur schwer von ihren Sachen trennen.
    Am Anfang des Krieges, nicht lange nachdem die Niederlande kapituliert hatten, sagte ein Nachbarsjunge: »Ich darf nicht mehr mit dir Murmeln spielen, denn du bist jüdisch. Meine Mutter will das nicht.« Ich war völlig verstört. Auch meine Eltern fanden es schrecklich. Sie versuchten noch mit den Nachbarn zu reden. Aber danach habe ich nie mehr mit dem Jungen gespielt. »Denk dran«, warnte mich meine Mutter, »du hältst dich von ihm fern.« Wir sprachen nicht mehr darüber.
    Als ich in die 5. Klasse kam, mussten alle jüdischen Kinder die normale Schule verlassen und zu besonderen jüdischen Schulen gehen. Dort, zwischen all den traditionell erzogenen Kindern, fühlte ich mich überhaupt nicht wohl. Ich konnte kein Hebräisch lesen und wusste nichts über jüdische Feiertage.
    Um etwas mehr über das Judentum zu lernen, besuchte ich jede Woche den Hebräisch-Unterricht. In meiner ersten Stunde sagten sie: »Du hältst das Buch ja falsch rum, wir Juden fangen hinten an.« Jede Woche war mir schon vor dem Unterricht ganz schlecht. Überall war ich Außenseiterin, bei den Juden und auch bei den Nichtjuden.
    Immer mehr Kinder verschwanden, auch meine beste Freundin Gertie van Berg, mit der ich jeden Tag zur jüdischen Schule ging. 1942 bekam ich noch eine Karte von ihr, auf der

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