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Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Zurückhaltung nicht weit her war.
    Wir fuhren schweigend nach Dead River. Ich brachte sie nicht nach Hause, denn selbst um vier Uhr morgens würde dort noch die Hölle los sein. Einen Stein durchs eigene Fenster zu schmeißen ist unverzeihlich, durch ein Nachbarfenster erst recht. Aber Casey wollte ja auch nicht, dass man ihr verzieh.
    Also fuhren wir zu mir.
    Gähnend gingen wir die Treppe hinauf. Casey drehte sich zu mir um. »Ist bestimmt lustig«, murmelte sie.
    »Was?«
    Ich wusste natürlich, was sie meinte, und eine Kälte breitete sich in meinem Inneren aus. Trotzdem spielte ich mit.
    »Irgendwo einzubrechen.«
    Darauf erwiderte ich nichts. Ich schloss ihr die Tür auf. Sie ging hinein und drehte sich zu mir um. Ihr Lächeln war müde, doch ihre Augen funkelten im Zwielicht. Ich wollte nicht mit ihr diskutieren, das war sowieso sinnlos. Ich wusste, worauf es hinauslief. Das alles war schon seit geraumer Zeit unvermeidlich.
    »Das würde ich gerne mal machen.«
    Es war, als wäre uns der Nebel vom Friedhof gefolgt und würde sich jetzt um meinen Hals legen, wie weiche, feuchte Hände, die mich streichelten und meinen Speichel in Säure verwandelten.
    »Ich weiß auch schon, wo wir einbrechen könnten. Das wäre perfekt.«
    »Ach ja? Wo denn?«
    Sie sah mich an, und ihr Lächeln nahm einen spöttischen Zug an. »Kannst du dir das nicht denken?«

14
    » Natürlich im Crouch-Haus.«
    »Warum?«
    »Darum.«
    Die Hamburger bei Harmon’s waren richtig mies. Fertigfraß, der in der Mikrowelle aufgewärmt wurde. Wir aßen sie trotzdem. Casey sah hinreißend aus. Sie trug ein winziges blaues Neckholder-Top und beige Shorts und hatte sorgfältig etwas Make-up aufgelegt. Ganz klar – sie wollte verführerisch wirken.
    »Weil weit und breit keiner in der Nähe ist, du Trottel. Ich will ja schließlich nicht erwischt werden wie unser Meisterdieb hier.« Sie nickte in meine Richtung. Kim grinste.
    »Da kommt niemand vorbei. Niemand wird mitkriegen, wenn wir da einsteigen, und es macht auch keiner einen Überraschungsbesuch oder so. Perfekt.«
    »Sie hat recht«, sagte Steven. »Einfacher geht’s nicht. Ich weiß bloß nicht so genau, was das bringen soll.«
    »Das wirst du schon sehen, mach dir mal keine Sorgen.«
    »Hast du schon einen Plan?« Kim wischte sich einen Brötchenkrümel aus dem Mundwinkel.
    »Ja, vielleicht.«
    »Dann schieß los.«
    »Da bin ich ja mal gespannt«, sagte Steven. »Mir ist nämlich immer noch nicht so richtig klar, was so toll dran sein soll, nachts in einem leeren Haus herumzugeistern. Das ist kindisch. Hier in der Stadt wäre das noch eine andere Nummer. Wo ist der Reiz, wenn sie uns nicht erwischen können? Wozu das alles?«
    »Riskant ist es nicht, aber es wird trotzdem Spaß machen. Na gut, es ist kindisch. Aber bemüht doch mal eure Fantasie. Dann werdet ihr schon sehen.«
    »Was sehen?«
    »Jetzt spuck’s doch endlich aus.«
    »Bitte, Case«, sagte ich. »Red nicht lange um den heißen Brei herum.«
    Sie sah mich an und lächelte. Obwohl sie auch mich nicht eingeweiht hatte, kam ich mir wie ein Mitverschwörer vor. Ich hatte keinen Schimmer, was sie vorhatte. Sie wusste ganz genau, dass ich von der Idee nicht besonders angetan war. Dennoch würde ich wohl oder übel mitkommen. Mich brauchte sie nicht zu überzeugen. Aber begeistert war ich nicht.
    Sie schon.
    Wieder eine Gelegenheit, der Langeweile zu entkommen.
    »Wir spielen Verstecken«, sagte sie.
    Kim runzelte die Stirn. »Was?«
    Steven sah sie an, wie ein Erwachsener ein lästiges Kind ansieht. Ich saß nur da und dachte nach.
    »Wir spielen Verstecken. Wie früher als Kinder. Mit dem Unterschied, dass wir im Crouch-Haus spielen.«
    Da ging ihnen langsam ein Licht auf. Es war eine Schnapsidee, aber sie war ausbaufähig. Sie klang gefährlich. Ich persönlich wäre ja lieber nach Timbuktu oder sonst wohin gefahren.
    »Jetzt kapier ich. Da soll’s doch spuken oder so.« Stevens Zeigefinger schoss auf Casey zu wie die Zunge einer Schlange.
    »Genau. Und jetzt wird’s interessant. Taschenlampen sind verboten. Ein fremdes Haus. Nachts. Allein. An einem Ort, an dem wir noch nie zuvor waren und den wir nicht kennen.«
    Kimberley nickte. »Und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Cops vorbeikommen.«
    »Es ist so gut wie ausgeschlossen«, sagte ich. Und hoffte, dass ich recht behielt.
    »Aber nicht völlig ausgeschlossen«, sagte Casey.
    »Wir verstecken uns irgendwo, ohne Licht, und versuchen, uns im Dunkeln zu finden. In einem

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