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Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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ein drittes an. Ein bis zur Unkenntlichkeit verwitterter Engel war über der Inschrift eingraviert. Der Stein war rau, Wind und Regen hatten ihre Spuren darauf hinterlassen. Dort, wo er früher mal gestanden hatte, befand sich eine flache Kuhle im Boden. Ich richtete mich auf.
    »Fahren wir.«
    »Warte.«
    Auch dieses Streichholz ging aus. Ich hatte mich so auf die Inschrift konzentriert, dass ich im ersten Moment gar nichts sah. Dann gewöhnten sich meine Augen langsam ans Mondlicht.
    Caseys Körper strahlte förmlich.
    Ihr Pullover lag neben ihr. Sie war bis zur Hüfte nackt, hatte Brüste, Bauch und Schultern entblößt und die Arme nach mir ausgestreckt.
    »O nein.«
    »O doch.«
    »Das geht nicht, Casey.«
    »Was denn? Genau über Elizabeth Cotton, der Jungfrau.«
    »Das ist doch albern.«
    »Findest du?«
    Sie lehnte sich zurück und schob elegant wie eine sich häutende Schlange die Jeans über die Hüften, wobei das dünne Höschen mit hinunterrutschte. Sie warf beides von sich und legte sich auf die kühle Erde, griff über ihren Kopf und packte Elizabeth Cottons Grabstein mit beiden Händen. Im Mondlicht wirkte ihre gebräunte Haut unnatürlich blass. Sie lächelte und rekelte sich im spärlichen Gras.
    »Komm her. Ich will dich in mir spüren.«
    Es war nicht mehr als ein Flüstern, wie eine Rasierklinge, die durch Papier schneidet. Das Blut floss aus meinem Kopf und direkt in mein rasendes Herz. Nach allem, was heute Nacht geschehen war, konnte ich mein Verlangen kaum zügeln. Ich kam mir vor wie ein Schiffbrüchiger, der auf dem Meer treibt und langsam dem eiskalten, betäubenden Wasser nachgibt. Das war sie. Die wahre Casey. Rein und unverfälscht. Im Mittelalter hätten sie sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
    Ich zog mich aus und stand einen Augenblick nackt da, sah sie an und beobachtete, wie ich hart wurde. Was mich schon etwas überraschte.
    Dann drang ich in sie ein.
    Grob, heftig, getrieben von einer perversen Lust. Der Geruch der feuchten Erde war überwältigend. Ich stieß zu, bis ihre kühle Haut warm wurde, dann packte ich sie und setzte sie auf mich. Wir tauschten die Plätze, und nun spürte ich den Erdboden, die alten, spröden Knochen unter meinem gewölbten Rücken und meinen Hüften.
    Sie bohrte die Finger in die klamme Erde, griff sich eine Handvoll und rieb sie auf meine Brust. Ich spürte einen alles durchdringenden Schauder. Sie streckte die Arme aus, packte erneut den Grabstein mit beiden Händen. Ich hob das Becken, um ihr entgegenzukommen.
    Ich sah in ein Gesicht, das in Erwartung eines Orgasmus zitterte, sah in diese blinden Augen und erblickte mich selbst wie im Traum, als die Wolken über den Mond zogen. Ich sah uns wie aus großer Höhe, ineinander verschlungen, im Griff des Verlangens. Der Grabstein hinter mir. Große, tote Hände tauchten aus der wogenden Erde auf und zogen uns hinab.
    Als sie aufschrie, spürte ich diese Hände auf mir.
    Finger wie zerbrochene Stalagmiten. Auf meinen Schultern. Dann schlossen sie sich langsam um meinen Hals.
    Mir war kalt, ich schwitzte, und dann kam ich. Schrie mit ihr. Die Hände zogen sich zurück, wie Tentakel aus rauchigem Nebel verschwanden sie wieder im Erdboden.
    »O mein Gott!«
    Ich hörte mein eigenes nervöses Lachen.
    »Du auch, ja?«
    »Als wärst du direkt aus dem Boden gekommen. Ich hab einen Toten gefickt.«
    Ich spürte, wie sie zitterte. Schweißperlen glänzten auf ihrem Körper.
    »Gottverdammt! Küss mich. Vorsichtig.«
    Der Kuss war sehr weich, sehr warm. Einen Augenblick lang verschwand das seltsame Gefühl. Als würde ich in einer dichten Nebelbank stehen, die plötzlich vor meinen Füßen zurückweicht. Ich spürte, wie ihre kühlen Brüste über meinen Oberkörper strichen, roch den intensiven, natürlichen Duft ihres Haars. Sie war Casey, einfach nur Casey. Ein bisschen verrückt, sonst nichts.
    Ich war noch immer in ihr.
    Es brauchte nur ein bisschen Fantasie, dann würde ich wiederauferstehen. Wie die Toten.
    Ich löste mich von ihr und drückte sie sanft weg.
    »Schon fertig?«
    »Ich glaube, die gute Liz Cotton weiß jetzt Bescheid.«
    Ich stand auf und zog mich an. Sie saß noch einen Augenblick lang da und spielte mit einem Grashalm – das blühende Leben inmitten der unheimlichen verwitterten Grabsteine. Mit einem Mal hörte ich die Grillen und Frösche wieder. Sie hatten nie aufgehört, nur ich selbst war woanders gewesen.
    Casey suchte ebenfalls ihre Klamotten zusammen. Als Letztes schlüpfte sie in

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