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Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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mich neben ihn. »Warum nicht.«
    »Immer mit der Ruhe, oder?«
    »Ganz genau.« Ich nahm einen Schluck. Die Dose war halb leer.
    »Gut.«
    »Hab mir schon gedacht, dass du nicht mit Feuereifer bei der Sache bist.«
    »Na ja, die Idee ist in der Theorie viel besser als in der Praxis. Wer will schon eine halbe Stunde lang unter einem staubigen alten Bett rumliegen?«
    »Casey vielleicht.«
    Er schnaubte. »Die ganz bestimmt.«
    Er sah zum Himmel auf. »Eigentlich ganz nett hier.«
    »Ja, allerdings.« Ich gab ihm das Bier zurück. »Ich sollte dich jetzt fesseln.«
    »Ja.«
    »Das ist ziemlich … beknackt.«
    »Natürlich. Was hast du denn gedacht? Mann, Dan, du bist doch erwachsen, oder nicht?«
    »Schon.«
    »Aber mach ruhig.« Er seufzte. »Wer weiß, vielleicht stehen die Mädels ja drauf. Vielleicht mögen sie Staub.« Er sah wieder zum Himmel auf. »Hier draußen ist es nicht so schlimm.«
    »Nein.«
    »Und Angst hab ich hier auch keine.« Er stürzte den Rest seines Biers hinunter und sah über die Schulter. »Da drin find ich’s nämlich irgendwie unheimlich.«
    Ich erzählte ihm lieber nicht, was ich im Gras gesehen hatte. Warum sollte ich ihm unnötig Angst machen? Hier konnte ihm kein Tier gefährlich werden – es sei denn, es hatte Flügel.
    Ich nahm zwei Nylonseile aus dem Gürtel. Steven legte gehorsam die Hände aufeinander. Ich wickelte das Seil zweimal um die Handgelenke, führte es zweimal dazwischen durch und knotete die Enden zusammen. Dann fesselte ich seine Beine knapp über den Knöcheln. Wenn er es drauf anlegte, würde er sich schnell befreien können. Von mir aus. Mit etwas Glück war das alles sowieso bald vorbei.
    »Zu fest?«
    »Nein, geht schon. Tust du mir einen Gefallen?«
    »Was denn?«
    »Sei nicht blöd, Dan. Wenn du alle so schnell findest wie mich, ist es in fünf Minuten vorbei – und dann wird Casey noch eine Runde spielen wollen. Du kennst sie ja. Also lass dir Zeit, okay?« Ich nickte. »Ich geb dir einen kleinen Tipp: Kim ist auch irgendwo hier oben.«
    »Weißt du, wo?«
    »Nicht genau. Ich hab nur mitbekommen, wie sie hinter mir die Treppe raufging. Ich glaube, sie hat sich auf dem Absatz die Schuhe ausgezogen, danach konnte ich nichts mehr hören.«
    »Danke.«
    »Nicht der Rede wert. Und das meine ich wörtlich. Sonst bringt mich Kim glatt um.«
    »Keine Sorge.«
    »Casey auch.«
    »Mann, Steven. Mach mal halblang.«
    »Okay, okay.«
    Ich ging wieder ins Haus und schloss die Tür hinter mir. Erst sah ich mich in dem leeren Zimmer um, obwohl ich keine großen Hoffnungen hatte. Steven hätte sie mit Sicherheit gehört, wenn sie dort reingegangen wäre. Außerdem konnte man sich hier nirgendwo verstecken – außer im Wandschrank.
    Ich hatte recht. Der Schrank war leer.
    Auf dem Flur kamen mir meine Schritte sehr laut vor. Endlich zahlte sich die Angewohnheit aus, ständig vor mich hin zu starren, denn neben dem Treppenabsatz entdeckte ich tatsächlich Kims Turnschuhe. Ich war vorhin einfach daran vorbeigelaufen, weil sich meine Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich hob die Schuhe auf. Sie war also barfuß.
    Da hörte ich zwei Geräusche auf einmal. Eines kam von unten, aus dem Erdgeschoss oder dem Keller. Eine Stimme, dann ein metallisches Klirren, als wäre etwas heruntergefallen. Casey. Sie war vermutlich über irgendwas gestolpert.
    Das andere Geräusch war mir näher vorgekommen. Ein Rascheln im großen Schlafzimmer. Das waren entweder Kim oder die Mäuse. Ich öffnete die Tür und spähte hinein.
    Irgendetwas war anders als vorher.
    Ich wusste nur nicht, was. Ich lauschte. Nichts zu hören.
    Weil sich an zwei Seiten Fenster befanden, konnte man ziemlich gut sehen. Ich betrat den Raum, aber mir fiel immer noch nicht ein, was sich dort verändert hatte. Ich ging zur Matratze und sah hinter dem Bettgestell nach, obwohl man dort nicht mal eine Einkaufstüte hätte verstecken können.
    Dann sah ich es. Die Keramikstehlampe auf dem Boden hatte einen Schirm, der schlaff über dem Gestell hing. Vorhin war da kein Schirm gewesen. Ich zog daran.
    Es war Kims nach Bier stinkende Bluse.
    Ich roch das Bier, bevor mir richtig bewusst wurde, was ich da in der Hand hielt. Wie unanständig, dachte ich und nahm den Stoff von der Lampe. Du siehst bestimmt gut aus, nur in der Latzhose.
    Ich ging zum Schrank und öffnete die Tür in der Erwartung, sie dort kauern zu sehen. Wieder raschelte etwas an der Fußleiste. Es war die Maus, und diesmal hatte sie einen Freund

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