Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
holen?«
    »Ja.«
    Casey war sehr konzentriert, kostete jeden Augenblick dieses Spiels aus.
    »Eineinhalb Meter?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Zwei Seile für jeden, der gefesselt wird, vier lange insgesamt, weil es ja nur zwei von uns trifft. Das letzte lange ist ganz unten in der Tasche.«
    »Das wird schon reichen.«
    »Das hoffe ich doch. Kim, bist du bereit?«
    Kim wirkte ängstlich. Sie hatte die rechte Hand unbewusst auf die linke Brust gelegt. Als sie sich dessen gewahr wurde, nahm sie die Hand schnell beiseite. Ich sah ihr kurz in die Augen, und ihr Blick war schüchtern und gleichzeitig voller Freude, wie ein Kind, das beim Griff in die Keksdose erwischt wird. Ich nickte in Richtung Tasche.
    »Du zuerst.«
    Sie schloss die Augen und griff nach einem Seil. Es war ziemlich lang. Also blieben nur noch Casey und ich übrig.
    Steven hatte Bier für alle geholt. Kim stürzte es gierig in einem Zug hinunter.
    »Ich brauch noch eins, bevor wir anfangen.«
    Steven rülpste. »Aber vergiss nicht, hier drin ist kein Klo. Da musst du draußen ins Häuschen gehen.«
    »Nein danke. Da ist mir der Wald lieber.«
    »Wenn wir angefangen haben, sind der Wald und der Vorgarten tabu, klar?«, sagte Casey.
    »Klar.«
    Steven bot ihr ein Bier an, aber sie lehnte ab. Ich nahm die Dose und riss sie auf. Sie starrte mich an, und ich wusste genau, weshalb. »Okay, okay«, sagte ich.
    Ich griff in die Tasche.
    Schon beim ersten Ziehen spürte ich, dass das Seil zu leicht war. Ich zog es ganz heraus. Es war kaum länger als dreißig Zentimeter. Ich ließ es von meiner Hand herunterbaumeln. Casey nahm das letzte Seilende und zog. Ihr Seil war eineinhalb Meter lang, genau wie die anderen.
    »Dan ist es.«
    »Na klar.« Ich versuchte, so ernst wie möglich dreinzublicken. »Immer auf die Einheimischen.«
    »Jetzt gib mir das Bier«, sagte Casey.
    Steven reichte ihr die Dose. Sie schüttelte sie und riss sie auf, sodass der Schaum durch den Flur spritzte. Das meiste landete auf Kims gelber Bluse.
    »Scheiße, was soll denn das? Willst du mich etwa erschnüffeln? «
    »Tut mir leid.«
    »Verflucht, Case!«
    »Manchmal hat man gute Ideen und manchmal schlechte. Sorry.«
    Kim war nicht richtig wütend. Schweigend tranken wir unser Bier. Kim war als Erste fertig und ging in die Küche, um sich ein frisches zu holen. »Hey, Licht aus«, sagte sie, als sie zurückkam. »Das sind die Regeln, oder?«
    Steven wollte nichts davon hören. »Können wir nicht erst mal austrinken?«
    »Frag den Schiedsrichter.«
    Casey schaltete ihre Taschenlampe aus.
    »Kim, so langsam gefällt’s dir, oder?«
    »Ein bisschen.«
    »Warte«, sagte ich. »Du hast mir die Seile noch nicht gegeben.«
    »Und ich hab verdammt noch mal nicht ausgetrunken.«
    »Okay«, sagte Casey. »Licht wieder an.«
    Sie legte die Taschenlampe auf den Boden, sodass der Lichtkegel in die Küche fiel, kramte in ihrer Tasche und brachte ein weiteres eineinhalb Meter langes Stück Seil zum Vorschein. Steven gab mir seines, Kim ihres. Ich rollte die Seilstücke auf, schnallte meinen Gürtel ein paar Löcher weiter und steckte sie vorne vor den Hosenbund, damit sie im Dunkeln nirgends hängen bleiben konnten.
    »Wer nimmt die Taschenlampen?«
    Casey dachte nach. »Wir lassen sie einfach hier auf dem Tisch beim Bier und dem anderen Kram. Dann kommt keiner auf die Idee, zu schummeln und sie doch einzuschalten.«
    »Nimm du sie«, sagte Kim. »Steck sie in die Tasche. Wir vertrauen dir. Ich könnte mir sonst einfach eine nehmen.«
    »Ich weiß ja nicht mal, ob ich mir selbst vertrauen kann.«
    Steven zuckte mit den Schultern. »Es war deine Idee, Case. Willst du dich selbst beschummeln?«
    »Wohl kaum.«
    »Dann nimm sie. Ich hab jetzt übrigens ausgetrunken.«
    »Okay, Licht wieder aus.« Es konnte losgehen. Ich hätte noch ein Bier vertragen können.
    Casey tauchte die Welt erneut in Dunkelheit.
    Ich spürte, wie sich ihre Finger mit meinen verschränkten. Sie drückte leicht meine Hand, dann schmiegte sie sich an mich. Ich legte einen Arm um ihre Hüfte, sie drehte sich zu mir, und wir küssten uns im Dunkeln.
    Der erste Kuss war warm und süß, der zweite verspielt. Sie knabberte an meiner Unterlippe, und ich spürte, wie ihre Lippen ein Lächeln formten.
    »Viel Glück.«
    »Dir auch, meine Liebe.«
    »Das ist verrückt, meinst du nicht?«
    »Nicht verrückter als sonst.«
    »Ich mag dich, Dan Thomas. Auch wenn du nur zwei Vornamen und keinen Nachnamen hast.«
    »Du mich auch,

Weitere Kostenlose Bücher