Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
und zerrte sie zum Wandschrank.
    »Hey! Was soll das denn werden?«
    »Das wird dir gefallen. Richtig schön gruslig.«
    Ich öffnete die Tür, dann hob ich sie wieder auf und schob sie in den Schrank. Sie wehrte sich.
    »Hey, hör auf! Nicht da rein. Da ist es doch stockdunkel!«
    »Das will ich auch hoffen.«
    »Mann, Danny. Bitte …«
    »Tut mir leid, Süße.«
    Sie hatte gerade genug Platz, um sich etwas auszustrecken. Aufstehen war schon schwieriger, und selbst wenn sie es schaffte, würde sie schnell bemerken, dass die Tür von außen verschlossen war.
    »Danny! Daannnyyyyyy!«
    Ich schloss die Tür und sperrte ab.
    »Keine Angst«, sagte ich. »Die Mäuse sind im anderen Wandschrank. Glaube ich zumindest. Bis später.«
    Ich ging. Sie konnte ebenfalls ganz gut fluchen. Zumindest übte sie nach Kräften, während ich die Treppe hinunterstieg.

18
    Am Anfang war es noch lustig.
    Wo ist Casey? Ist Casey in der Küche?
    Fehlanzeige.
    Ist Casey im Wohnzimmer?
    Nein. Ist Casey im Holzschuppen?
    Spätestens jetzt hörte der Spaß auf.
    Casey ist im Keller.
    Ach du Scheiße.
    Durch die Fenster im Erdgeschoss fiel schwaches Licht auf die Kellertreppe, doch ihr könnt euch ja sicher denken, wie weit das reichte. Nicht weit. Und die Dunkelheit dahinter war intensiver, als ich es je erlebt hatte und hoffentlich jemals wieder erleben werde. Ich konnte förmlich spüren, wie sich meine Pupillen weiteten. Als würden sie sich darauf einstellen, ihre Wahrnehmung völlig zu verändern.
    Eine Zeit lang konnte ich nur dastehen und warten. Sonst hätte ich mich vortasten müssen, und darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Das konnte gerne Casey übernehmen. Hier unten war es wirklich gruselig. Das war etwas ganz anderes, als oben die Schlafzimmer zu durchforsten. Hier unten konnte man ausrutschen und auf eine Axtklinge fallen oder sich mit dem Zinken einer Mistgabel aufspießen. Als ich an das Geräusch von vorhin dachte, machte ich mir Sorgen.
    Ich musste bestimmt fünf Minuten auf der Treppe gestanden haben. Ein Dunkelgrau, durchbrochen von tiefschwarzen Formen, mehr brachten meine Augen nicht zustande. Zum Glück hatten wir den Keller vorhin besichtigt, sonst hätte ich nicht gewusst, dass der Schrotthaufen nur ein Schrotthaufen oder die große, starre menschenähnliche Silhouette nur der Heizkessel war. Sonst hätte ich mich auf der Stelle umgedreht und wäre losgerannt.
    Es war schon schlimm genug, bei jedem Schritt Spinnweben im Gesicht und am Hals zu spüren. Schlimm genug, auf einen Lappen zu treten, der sich weich wie kleine Kinderfinger um meinen Fuß schloss. Schlimm genug, den Gestank zu riechen. Da brauchte es nicht auch noch große, undeutliche Schatten, um einem Angst zu machen. Aber sie waren trotzdem da.
    Casey war schon eine Ewigkeit hier unten. Die ganze Zeit über, in der ich oben gesucht hatte.
    Was für ein Irrsinn. Du spinnst, Casey. Du bist völlig durchgeknallt. Rafferty hatte recht. Mehr Herz als Verstand. Viel mehr Herz.
    Jetzt reiß dich zusammen, sagte ich mir. Wenn sie das schafft, schaffst du es auch. Lach doch mal. Fang an zu kichern wie Kim. Kim, die ich in den Wandschrank gesperrt hatte. Jetzt tat es mir leid. Das war gemein. So gemein wie das hier. Also spiel mit, spiel den schwarzen Mann.
    »Ich werde dich holen , Casey«, rief ich mit der Stimme einer sterbenden Eule. Mehr verängstigt als angsteinflößend.
    »Wo bist duu-huuu?«
    Kein Geräusch. Nur Gestank. Etwas Verfaultes. Ich dachte an die Mäuse oben. Hier musste irgendwo ein totes Exemplar herumliegen. Ich tastete mich langsam vor. Das wollte ich zwar nicht, aber mir blieb keine andere Wahl. Kleine, vorsichtige Schritte zum Arbeitstisch hinüber. Am Heizkessel vorbei. (Siehst du? Es ist nur ein Heizkessel.) Keine Casey dahinter. Hobelspanhügel wie große Ameisenhaufen vor mir. Wo ist der Tisch? Etwas Öliges. Altes, morsches Holz, zu oft benutzt, zu lange nicht benutzt. Ich spähte unter den Tisch, die Augen weit aufgerissen, alle Sinne liefen auf Hochtouren. Nur Farbeimer. Keine Casey.
    Ich stieß eine Schachtel mit Nägeln um. Sie klirrten auf den Fußboden. Ganz toll, dachte ich. Jetzt muss ich auch noch auf die Nägel aufpassen. Prima. Ein Genie auf leisen Sohlen, jeder Schritt wohlüberlegt. Ich wandte mich nach rechts.
    In der Ecke lag irgendetwas, aber ich wusste nicht mehr, was. Und sehen konnte ich es erst recht nicht. Ich ging vorsichtig darauf zu, wedelte leicht mit den ausgestreckten Armen. Wie Frankensteins Monster, das

Weitere Kostenlose Bücher