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Versteckt

Versteckt

Titel: Versteckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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haben. Jetzt fielen mir wieder die dummen Geschichten ein, und ich erinnerte mich, wie das Haus ausgesehen hatte, als wir die Lichtung betraten – nicht wie ein stinknormales kleines Häuschen, sondern gefährlicher, abgründiger, gezeichnet von seiner grausamen Geschichte.
    »In meiner Tasche«, sagte Casey, »sind mehrere Seile.«
    Wir warteten, dass sie fortfuhr. Ihre Stimme klang düster, herrisch und beunruhigend. Ich blickte zu Steven und Kim. Sie waren nur zwei Stufen unter mir, aber ich konnte sie beim besten Willen nicht erkennen. Ich seufzte. Jetzt würde der Spuk beginnen.

16
    »Wir spielen Verstecken. Ich hab mir ein paar Extraregeln ausgedacht. Bin gespannt, ob sie euch gefallen. Ich hab vier Seile dabei. Eines ist kürzer als die anderen. Wer das zieht, der ist es .«
    Es. Das klang selten bescheuert. Selbst Casey musste grinsen.
    »Ja, lacht nur. Aber in diesem Haus ist es vielleicht gar nicht so unpassend, oder?«
    Wir hörten auf zu lachen. Dieser Punkt ging an Casey.
    »Also gut. Wer es ist, zählt bis hundert und sucht die anderen. Hier ist der Startpunkt. Und die Suche muss im Dunkeln stattfinden, Taschenlampen sind nicht erlaubt. So weit verstanden?
    Okay. Als Kind haben wir das ja so gespielt, dass der Erste, der gefunden wurde, in der nächsten Runde die anderen suchen musste. So könnten wir ewig spielen, aber wir wollen hier schließlich nicht die ganze Nacht bleiben. Ohne diese Regel hingegen könnten alle in zwei Minuten gefunden werden, und dann ist das Spiel schon vorbei. Daher hab ich mir einen Kompromiss ausgedacht.
    Wer es ist, nimmt die Seile mit. Sobald er oder sie jemanden findet, muss er denjenigen richtig fest fesseln und dann nach den anderen sehen. Wenn er den Zweiten findet, fesselt er ihn ebenfalls. Und dann sucht er weiter, bis er auch den Dritten entdeckt hat.
    Das Spiel ist zu Ende, wenn alle gefunden sind. Es gibt nur eine Runde. Zwei von uns haben entweder das Glück oder das Pech – das kommt auf den Standpunkt an –, dass sie, an Händen und Füßen gefesselt, in einem alten dunklen Haus herumliegen müssen, bis sie jemand befreit. Also, was meint ihr?«
    Ein, zwei Minuten lang sagte niemand etwas. Wir sahen sie nur an.
    Steven war verblüfft. » Seile? Wieso nicht gleich Ketten und Handschellen? Was soll das werden, Die Geschichte der O? Ich hatte ja keine Ahnung, dass du auf so perverses Zeug stehst, Case. Ich dachte, du bist einfach nur verrückt.«
    »Fällt dir was Besseres ein, damit jeder an Ort und Stelle bleibt?«
    »Also wenn ich ehrlich sein soll, fällt mir für den ganzen Samstagabend was Besseres ein.«
    »Das Auto steht draußen.«
    »O Mann, Case. Jetzt hab dich nicht so.«
    Prinzipiell hatte sie ja recht. Kennt ihr die Redensart »Da gefror mir das Blut in den Adern«? Genauso erging es mir jetzt, und eine Gänsehaut hatte ich noch dazu. Man konnte es sich nur zu gut vorstellen: hilflos im Dunklen zu liegen, zu warten, während das alte Haus um einen herum knarrt und ächzt. Kinderkacke, aber mit einem unheimlichen Spannungselement. Ein zusätzliches Risiko, genau wie sie es uns versprochen hatte.
    » Mir gefällt’s«, sagte Kim.
    »Ihr seid doch beide krank«, sagte Steven.
    »Spielst du jetzt mit oder nicht?«
    »Du solltest dich mal hören , Case! ›Spielst du jetzt mit oder nicht?‹ Wie alt bist du, zwölf?«
    »Was ist denn los mit dir, Steven? Mann oder Memme? Hast du etwa Angst?«
    »Scheiße.« Er dachte darüber nach. Eine Minute später fing er an zu grinsen. Wir alle grinsten. »Mann«, sagte er schließlich. »Also gut, los geht’s! Her mit den Seilen, Schätzchen.«
    »Dafür brauchen wir aber Licht.«
    Sie schaltete ihre Taschenlampe ein, dann zog sie vier Seilenden aus der grünen Tasche. Es waren Kletterseile aus Nylon, dünn, elastisch und sehr strapazierfähig.
    »Wie kurz ist denn das kurze Stück?«
    Sie grinste. »Wenn du’s ziehst, weißt du’s. Nur Geduld.«
    Kim sah sie an. »Du hältst dich wohl für ganz schlau, oder?«
    »Bin ich’s nicht?«
    »Ich hatte mal was mit einem Egomanen. Wir haben miteinander geschlafen, und danach wusste ich, dass er Egomane ist. Er hat nämlich seinen eigenen Namen geschrien, als er gekommen ist.«
    »Sehr witzig.«
    »Ich brauch erst mal ein Bier«, sagte Steven.
    »Später.«
    »Wann später?«
    »Nachdem wir die Seile gezogen haben.«
    »Dann fang ich an.« Er nahm eines der Enden und zog das Seil heraus. Es war fast eineinhalb Meter lang. »Kann ich mir jetzt ein Bier

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