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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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wohl derart großzügig gewesen ist. Sie sind wohl kaum die Sorte Frau, die ein Mann in seiner Position jemals heiraten würde. Sie sind nicht besser als -«
    Plötzlich brach sie ab, sprang auf die Füße und schwebte mit raschelnden Röcken aus dem Raum. Es war, als knisterte die Luft vor Zorn.
    Miranda wusste, wie man einen Abgang inszenierte, stellte Emma fest. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie früher einmal auf der Bühne gestanden hatte. Außerdem war klar, dass sie mit ihrer Anspielung auf schlecht erzogene Schauspielerinnen einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Das wird dir eine Lehre sein, dich mit einer bezahlten Gesellschafterin anzulegen, stellte Emma durchaus zufrieden fest.
    Erst als das Triumphgefühl verflog, wurde ihr klar, was sie getan hatte. Sie hatte Miranda unverhohlen klargemacht, dass sie über ihre Vergangenheit als Schauspielerin Bescheid wusste.
    Was in aller Welt hatte sie sich dabei gedacht? Vielleicht hatte sie mit ihren übereilten Worten ihre Anstellung in Gefahr gebracht. Wenn Miranda jetzt in Panik floh, bräuchte Edison sie nicht mehr.
    Ein eisiger Klumpen formte sich in ihrem Magen, und Emma ballte eine Hand zur Faust. Wenn diese Hexe doch nur nicht auf Edisons Tätowierung angespielt hätte. Es war so gut wie ein offenes Eingeständnis, dass sie mit ihm intim gewesen war.
    Wann war das wohl gewesen, fragte Emma sich. Auf Ware Castle? Oder später, als sie bereits wieder in der Stadt gewesen war? Emma erinnerte sich an die Art, wie Edison am frühen Abend im Theater Miranda die Hand geküsst hatte. Wie weit war er wohl in seinen Bemühungen gegangen, Licht zu bringen in die mysteriöse Vergangenheit der Frau?
    Wieder riss ein kalter Schauder Emma aus ihren düsteren Überlegungen. Das Gefühl, als würde sie von Geisterhand berührt, hatte jedoch nichts mit ihren unglücklichen Gedanken an Miranda und Edison zu tun.
    Edison schwebte in höchster Gefahr. Sie wusste es genau, aber sie konnte einfach nichts dagegen tun.
     
    Die Themse stank in dieser Nacht noch heftiger als sonst. Selbst mit verbundenen Augen hätte Edison gewusst, wo er sich befand. Der Fluss hatte London zu einer bedeutenden Hafenstadt gemacht. In der Tat verdankte er selbst einen beachtlichen Teil seines Vermögens dieser Tatsache. Zugleich jedoch fungierte die Themse als natürlicher Abwasserkanal. Tag und Nacht trieben in ihrem Wasser die Inhalte ganzer Jauchegruben, schmutziges Stroh aus ausgedienten Stallungen, die Körper toter Tiere und hin und wieder Opfer von Straßenräubern in Richtung Meer.
    Er stand im Schatten einer nebelumwaberten Baracke und lauschte, während der Einohrige Harry gegen die Tür eines Lagerhauses hämmerte.
    »Ich hoffe für dich, dass du da bist un' die versprochene Kohle in den Händen hältst.« Harrys Klopfen nahm an Stärke zu. »Ich hab' meinen Teil der Abmachung erfüllt, un' jetzt will ich den Zaster seh'n.«
    Dieser Teil des Hafens war um diese Stunde menschenleer. Die Lagerhäuser ragten dunkel und leblos aus dem Nebel in die Nacht. Das leise Murmeln des schwarzen Wassers hatte etwas Gieriges, als warte die Themse auf etwas, was es zu verschlingen galt. Schiffe verschiedener Größen stöhnten, knirschten und seufzten, während sie an den Haltetauen dümpelten.
    Einzige Lichtquelle war die kleine Laterne, die Harry in den Händen hielt, und die schwankende, gespenstische Schatten auf die Tür des Lagerhauses warf.
    Harry klopfte sich die Finger wund. »Wir hatten eine Abmachung, verdammt nochmal. Ich bin gekommen, weil ich meine Kohle will. Niemand betrügt den Einohrigen Harry, is' das klar?«
    Scharniere quietschten, und von seinem Standort aus konnte Edison erkennen, dass sich die Tür des Lagerhauses gerade so weit öffnete, dass man die Düsternis dahinter sah. Eine Stimme wurde laut.
    »Sie haben sich also mit Dem-der-den-Zirkel-verlassen-hat getroffen?«
    »Jetz' hör'n Sie zu, von einem Zirkel weiß ich nichts. Ich hab' Stokes getroffen, un' genau so war es abgemacht.«
    »Sie haben ihm exakt das gesagt, was ich Ihnen aufgetragen habe?«
    »Genau. Un' jetz' will ich mein Geld.«
    »Wenn Sie Ihren Auftrag ausgeführt haben, brauche ich Sie nicht mehr.«
    »Was woll'n Sie damit sagen?« Hastig trat Harry einen Schritt zurück. Die Laterne in seiner Hand schwankte wild. »Jetz' hör'n Sie mal gut zu. Wir hatten eine Abmachung.«
    »Die hatten wir, Einohriger Harry.« Die Tür wurde ein Stückchen weiter aufgemacht. »Und Sie haben Ihren Freund betrogen, oder

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