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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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etwa nicht?«
    »Das ist eine verdammte Lüge.« Harry klang, als ob er ehrlich betroffen wäre. »Ich hab' Stokes nicht betrogen. Weshalb hätte ich das tun sollen? Er un' ich sin' Freunde. Wir machen hin un' wieder Geschäfte. Er is' 'n feiner Kerl.«
    »Trotzdem haben Sie ihn heute Nacht betrogen.«
    »Ich hab' ihm nur 'n bisschen Knete abgenommen, weiter nichts. Die wird ihm nich' fehlen. Er hat mehr als genug davon. Es war nichts weiter als 'n Geschäft.«
    »Ganz im Gegenteil. Sie haben ihn hierher gelockt, wo er vernichtet werden wird.«
    »Den Teufel hab' ich«, schnauzte Harry sein Gegenüber böse an. »Ich hab' ihn nirgendwohin gelockt. Wir beide wissen, dass es in der Oldhead Lane keinen Pastetenladen und keine Zimmer zu vermieten gibt.«
    »Er ist kein Narr. Er ist Der-der-Großmeister-hätte-sein-können. Statt in die Oldhead Lane zu gehen ist er Ihnen bis hierher gefolgt. Und hier wird seine Legende für alle Zeit zerstört.«
    »Jetz' halten Sie mal für eine Sekunde Ihre Klappe, ja?« Abermals trat Harry einen Schritt zurück und hob beinahe abwehrend die Hand. »Falls Sie sich einbilden, ich hätte ihm diese Dinge erzählt, um ihn hierher zu locken, damit Sie ihn zu fassen kriegen, dann sin' Sie vollkommen verrückt.«
    »Ich bin alles andere als verrückt, Einohriger Harry. Ich bin ein Schüler des Großen Zirkel von Vanza. Heute Abend habe ich die Strategie der Täuschung angewandt und habe auf diese Weise Den-der-Großmeister-hätte-sein-können aus der Reserve gelockt.«
    »Warum sollten Sie das tun wollen?«, fragte Harry in jämmerlichem Ton.
    »Wenn ich ihn im ehrenwerten Kampf besiege, werde ich meinem Meister bewiesen haben, dass ich des Aufstiegs auf die nächste Ebene des Zirkels würdig bin.«
    »Verdammt, Sie reden wirklich wirres Zeug.«
    »Genug geredet.« Die dunkle Gestalt zog sich ein Stück zurück, und eine Sekunde später flackerte das Licht einer zweiten Laterne in der Dunkelheit. »Ich werde nicht meine Zeit vergeuden, indem ich mit Ihnen über Dinge spreche, die Sie mit Ihrem begrenzten Horizont sowieso niemals verstehen können.«
    Edison trat aus seinem Versteck und näherte sich der in der Tür der Lagerhalle stehenden Gestalt.
    »Ich denke, Sie sollten jetzt besser gehen, Harry«, sagte er in ruhigem Ton.
    »Was zum Teufel -« Harry hob seine Laterne über seinen Kopf, machte eine halbe Drehung und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch die beständig dichter werdende Nebelwand. »Stokes? Was zum Geier machen Sie -«
    Die Tür des Lagerhauses wurde weit geöffnet und eine von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidete Gestalt mit einer Stoffmaske erschien.
    Der Vanzakämpfer machte zwei schnelle Schritte, sprang in die Luft und warf Harry mit einem Tritt gegen den Brustkorb um.
    Harry stöhnte auf, stolperte über den Rand der Kaimauer und schlug klatschend auf dem schwarzen Wasser auf. Die Laterne, die er in der Hand gehalten hatte, fiel krachend auf den Stein, worauf das schwache Licht erlosch.
    Eingetaucht in das Licht der Laterne, die er selbst zuvor angezündet hatte, wandte sich der Vanzakämpfer mit einer förmlichen Verbeugung an Edison.
    »Oh, legendärer Der-der-Sie-aus-dem-Zirkel-ausgetreten-sind. Oh-Großartiger-der-der-Sie-Großmeister-hätten-sein-können. Bitte erweisen Sie mir heute Nacht die Ehre und lassen Sie mir den Sieg über Sie zuteil werden.«
    Edison fuhr zusammen, als hätte sein Gegenüber ihm bereits den ersten Hieb versetzt. »Reden Sie immer so geschwollen?«
    Der junge Kämpfer wurde starr. »Ich spreche mit dem gebührenden Respekt zu jemandem, der immer noch Legende ist.«
    »Wer zum Teufel hat Ihnen denn ein solches Zeug erzählt?«
    »Mein Meister.«
    »Ich bin keine Legende«, erklärte Edison ihm beinahe sanft. »Ich bin ein ehemaliger Vanzaschüler. Das ist ein riesengroßer Unterschied.«
    »Mein Meister sagt, Sie hätten Großmeister werden können.«
    »Um Großmeister zu werden, muss man zuvor einen anderen Meister nennen. Das habe ich noch nie gekonnt.« Das Fehlen von platschenden Wassergeräuschen machte ihm Sorgen, so dass er an den Rand des Kais trat.
    »Mein Meister sagt, Sie hätten der beste Vanza-Großmeister in ganz Europa werden können.«
    »Höchst unwahrscheinlich.« Edison riskierte einen kurzen Blick über den Rand der Mauer. Das Licht der Laterne des jungen Vanzakämpfers reichte aus, so dass er erkennen konnte, wie sich Harry verzweifelt an einen eisernen Haltering klammerte. »Übrigens, dürfte man erfahren, wer

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