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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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geseh'n, wie er in der Küchentür eines Pastetenladens in der Oldhead Lane verschwunden is'. Die Witwe, die den Laden hat, vermietet Zimmer in ihrem Haus.« Harry machte eine Pause. »Zumindest glaub' ich, dass er 's war.«
    »Weshalb sind Sie sich nicht sicher?«
    »Weil er sich anders bewegt hat als die anderen Male, als ich ihn geseh'n hab'. Nich' so geschmeidig. Als hätte er sich vielleicht verletzt.« Zur Demonstration des Gesagten hielt sich Harry den Brustkorb und stöhnte leise auf. »Als ob ihn ein Pferd getreten hätte oder so. Oder als ob er eine Schlägerei gehabt hätte.«
    Edison lehnte sich zurück und dachte über Harrys Worte nach. Er war sich ziemlich sicher, dass er dem Vanzakämpfer zwei ziemliche Tritte gegen Oberschenkel und Schulter verpasst hatte. »Um wie viel Uhr haben Sie ihn gesehen?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen, Sir. Spät, das is' alles, was ich weiß.«
    Es war möglich, dass Harry dieses Mal tatsächlich solide Informationen zu verkaufen hatte, dachte Edison. Andererseits passte alles, was er sagte, beinahe zu gut in sein Konzept.
    Edison dachte kurz über seine Möglichkeiten nach, ehe er mit den Schultern zuckte und sagte: »Also gut, Harry. Für diese Informationen zahle ich.«
    Harry sah ihn mit einem breiten, zahnlosen Grinsen an. »Danke, Sir. Ich hoffe, Sie finden den Kerl. Irgendwie is' mir der Typ unheimlich. Hätte nichts dagegen, wenn er sich hier in der Gegend nich' mehr blicken lassen würde.« Er steckte die Geldscheine, die Edison ihm unter dem Tisch gereicht hatte, unauffällig ein, sprang von seinem Stuhl, machte auf dem Absatz kehrt, schob sich durch das Gedränge Richtung Tür und trat in die Dunkelheit hinaus.
    Edison wartete noch einen Augenblick. Dann erhob er sich ebenfalls, wandte sich, als müsse er auf die Toilette, dem hinteren Teil der Taverne zu, schlüpfte durch die Hintertür und umrundete das Haus.
    Das gelbe Licht von Harrys Laterne schimmerte durch den leichten Nebel, der vom Fluss herauf gekrochen war, und Edison folgte ihm in eine dunkle Seitengasse.
     
    Emma rieb sich die Arme. »Frieren Sie nicht auch, Miranda?«, fragte sie.
    »Nicht im Geringsten.« Miranda sah sich in dem beinahe überfüllten Ballsaal um. »Es ist sogar eher etwas zu warm. Sagen Sie, frösteln Sie etwa?«
    »Ein bisschen.«
    Ehrlich gesagt, hatte sie sich bis vor wenigen Augenblicken vollkommen wohl gefühlt. Die Gänsehaut an ihren Armen war urplötzlich aufgetaucht, als wäre mit einem Mal ein eisiger Wind durch den überhitzten Raum geweht.
    Miranda unterzog sie einer interessierten Musterung. »Sicher haben Sie in der letzten Zeit einfach zu viel Aufregung gehabt. Warum gehen wir nicht in einen der kleineren Räume und ruhen uns dort ein paar Minuten aus?«
    Die Vorstellung war durchaus reizvoll, aber Emma wünschte, jemand anderes als Miranda hätte ihr diesen Vorschlag gemacht. Andererseits war sie bei Edison als Köder angestellt, und dies wäre eine hervorragende Gelegenheit, Miranda ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
    Es wäre ihr eine große Befriedigung, Edison gegenüber mit Informationen aufwarten zu können, an die er selbst nicht herangekommen war.
    »Eine hervorragende Idee«, sagte sie denn auch in mühsam höflichem Ton. »Ich glaube, ich würde mich wirklich gerne ein paar Minuten irgendwo hinsetzen.«
    »Zu bedauerlich, dass ich nicht ein wenig von meinem besonderen Kräutertee mitgebracht habe. Er ist sehr gut bei Fieber und Erkältungen.«
    Um ein Haar hätte Emma vor lauter Erleichterung geseufzt. »Ich bin sicher, dass eins von Lady Smithons Mädchen uns eine Kanne normalen Tee herüberbringen kann.«
    »Ja, natürlich.«
    Sie schoben sich durch das Gedränge in den Flur hinaus, ließen sich von einem der Pagen in ein kleines Wohnzimmer führen und bestellten eine Kanne Tee.
    »Sie Arme«, murmelte Miranda, als sie sich beide vor den Kamin setzten. »Sie sind die Anstrengungen des gesellschaftlichen Lebens nicht gewohnt, nicht wahr? Ich nehme an, dass das alles für Sie äußerst ermüdend ist.«
    »Glücklicherweise habe ich eine gute Konstitution«, antwortete Emma. »Das war eine der Grundvoraussetzungen für meine Arbeit als Gesellschafterin.«
    »Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Aber ich nehme doch an, dass die Anforderungen, denen Sie als Stokes' Verlobte gerecht werden müssen, wenn auch ungemein unterhaltsamer, so doch wesentlich anstrengender sind als die, die an eine bezahlte Gesellschafterin gestellt

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