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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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mechanisch an, Klamotten in den Taschen zu verstauen. Dabei schoss ihr durch den Kopf, dass der Traum in der vergangenen Nacht nicht wiedergekehrt war. Vielleicht hatte Sil recht gehabt, und über die Sache zu reden, half tatsächlich.
    »So, sind wir im Aufbruch begriffen?«
    Erschrocken fuhr Susan herum.
    Maier stand in der Tür. Sein graues T-Shirt war durchnässt.
    »Schleichst du dich immer von hinten an Leute heran?«
    »Nur an hübsche Frauen in hässlichen Jogginganzügen. Wo geht die Reise denn hin?«
    »Ich habe einen Anruf vom Krankenhaus bekommen. Mein Vater hatte einen Herzinfarkt. Es sieht nicht gut aus, er hat nach seinen beiden Töchtern gefragt. Ich versuche dich schon den ganzen Morgen …«
    »Hast du Sabine schon angerufen?«
    »Noch nicht. Und die vom Krankenhaus haben sie auch noch nicht erreicht. Da drüben ist es jetzt mitten in der Nacht. Ich will erst mal zu ihm, dann probiere ich es später noch mal. Sie
wird sowieso mindestens einen Tag unterwegs sein, falls sie einen Flug kriegt.«
    Und falls sie überhaupt kommen möchte, fügte sie im Stillen hinzu.
    »Wir fahren also zurück«, stellte er fest.
    »Wohl oder übel.«
     
    Gegen fünf Uhr nachmittags überquerten sie bei Meer die niederländische Grenze. »Fahr ruhig erst nach Hause«, sagte Susan. »Ich nehm dann den Vitara.«
    »Soll ich nicht lieber mitkommen?«
    »Ich glaube, mein Vater wäre nicht besonders erfreut, wenn ich dich ausgerechnet jetzt ihm vorstellen würde, wo er so verletzlich ist. Schwach zu sein, hasst er wie die Pest.«
    »Dann warte ich eben auf dem Flur«, sagte er, während ihm bewusst wurde, dass er eher aus Neugier darauf drängte, als dass er sie unterstützen wollte.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Sil … ich glaube wirklich, dass ich das besser alleine über die Bühne bringe.«
    Er warf ihr noch einen kurzen Blick zu, zuckte dann mit den Schultern.
    Während der gesamten Dreiviertelstunde, die sie noch brauchten, um nach Hause zu kommen, sprachen sie kein Wort mehr.
    Erst als sie mit dem Land Cruiser in ihre Straße einbogen und Maier den Wagen am Straßenrand parkte, sagte sie: »Gut, dann sehen wir uns nachher.«
    »Warte mal.« Er langte nach einer Tasche, die hinten auf der Rückbank lag, und holte ein schwarzes Plastikding heraus. Aus einem Stück geformt, etwa zwanzig Zentimeter lang. Hinten schmal, vorn etwas breiter in eine Art flaches U zulaufend. An den beiden Enden des U je ein kupferfarbener Metallpol.
    Sie wusste auf Anhieb, was es war: ein Stungun oder wie das Teil hieß. Bestimmt war er deshalb heute Morgen so spät zurückgekommen: Er war noch bei Lara Croft in ihrem dubiosen Laden auf den Champs-Élysées gewesen.
    »Sil …«
    Er sah sie kurz und eindringlich an. »Wir fangen hierüber keine Diskussion an, okay? Vielleicht kommst du erst heute Nacht nach Hause, und auf Krankenhausparkplätzen ist schon so einiges passiert.«
    Sie presste die Lippen aufeinander und verkniff sich ihre Antwort.
    Im engen Autoinneren erklärte er ihr das Funktionsprinzip der Waffe. Es war eigentlich ziemlich einfach. Sie nahm ihm das Stungun aus der Hand und schaltete es mit dem kleinen Schiebeschalter an der Seite ein, woraufhin zwischen den beiden metallenen Kontaktpolen eine unregelmäßige, blaue Linie entstand, die permanent in Bewegung war. Das laute statische Geknister ließ sie zurückschrecken. Mit dem Daumen schob sie den Plastikschalter wieder in die Ausgangsposition und ließ das Ding in ihrer Tasche verschwinden.
     
    Auf dem Parkplatz des städtischen Krankenhauses war viel los. Susan parkte den Wagen irgendwo in der Mitte und ging über die Asphaltstraße zum Haupteingang. Drinnen orientierte sie sich an den Schildern, und keine fünf Minuten später stand sie vor dem Empfangsschalter der Intensivstation.
    Die Schwester – nicht diejenige, die am Morgen angerufen hatte – hieß ihrem Namensschild zufolge Nancy. Nancy war von kräftiger Statur, hatte dunkel gerötete Wangen und trug Slipper mit Holzsohlen an den nackten Füßen. Sie klapperten auf dem harten Linoleumboden, als Nancy vor Susan zum Sprechzimmer neben der Rezeption ging.
    Susans Vater, den Nancy unbeirrbar Herrn Scheran Staal
nannte, war anscheinend gestern gegen fünf Uhr nachmittags eingetroffen. Ihm sei unwohl geworden, und er habe gerade noch die Notrufnummer wählen können. Als der Krankenwagen bei ihm zu Hause angekommen sei, habe er nicht aufgemacht. Die Sanitäter seien durch die Hintertür ins Haus gelangt und hätten

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