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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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plötzlich. »Geh nach Hause, zu deiner lieben Frau. Leg dich ins Bett. Die Sache wird geregelt. «
    Walter stand auf. Zögerlich streckte er die Hand aus, ließ sie dann aber verlegen in der Tasche verschwinden.
    »Danke, Roger« sagte er bloß. Nickte einem Anzugträger, der für ihn zur Seite getreten war, freundlich zu und ging nach draußen.

18
    Maier parkte das Auto am Rand eines löchrigen Trottoirs und stieg aus. Es wehte eine leichte Brise, und hinter dünnen Wolken leuchtete der Vollmond und tauchte die Straßen in einen blauen Schein.
    Er warf einen Blick auf seine Seiko. Halb vier. Dass es noch sehr früh war, spürte er auch im Kopf. Drei Tassen starker Kaffee waren nicht dagegen angekommen. Sven hatte ziemlich protestiert, als ihm klar geworden war, dass Maier ihn eher k.o. schlagen als mitnehmen würde. Schließlich hatte er sich damit abgefunden.
    Die Aktion, die Sven sich gestern geleistet hatte, bereitete ihm Sorgen. Beim Anblick seines Sohns war es in seinem Hirn zu einem Kurzschluss gekommen. Völlig unerwartet war seine Sicherung durchgebrannt.
    Am liebsten wäre Maier nach dem heutigen Nachmittag nicht in das kahle Safe House von Jack zurückgekehrt, sondern direkt zum Bahnhof gefahren, um Sven in den Thalys zu setzen. In Den Bosch konnte er sich besser nützlich machen als hier. Zumindest lief er da niemandem vor die Füße.
    Zu Fuß machte Maier sich in Richtung des Gebäudes auf den Weg. Es war ziemlich ruhig auf der Straße, was ihn erstaunte. Die wenigen Passanten, denen er begegnete, würdigten ihn keines Blickes und glitten wie Schemen an ihm vorüber. Die Krankheit der Großstadt konnte auch von Vorteil sein.
    So weit wie möglich hielt er sich im Schatten der Häuser, nahe an der Hauswand, und achtete auf jede Bewegung in seinem
Blickfeld. In Vierteln wie diesem wurde Leuten für ein Paar Schuhe die Kehle durchgeschnitten. Vorsorglich hielt er zu den Türnischen einen etwas größeren Abstand.
    Er befand sich nun auf der linken Seite der alten Fabrik, von der aus Sven und er das gegenüberliegende Gebäude beobachtet hatten. Er schaute um die Ecke und sah es im Mondschein daliegen. Die Laternen in dieser Straße standen wahrscheinlich bloß noch herum, weil es zu aufwendig gewesen wäre, sie abzumontieren. Keine einzige funktionierte.
    Das Gebäude war L-förmig. Die fensterlose Front der Stirnseite lag direkt am Bürgersteig. Rechts davon, zwischen der Straße und der Längsseite des Gebäudes, befand sich der Parkplatz. Maiers Blick glitt über das Tor. Es war verschlossen, die Kette mit dem glänzenden Hängeschloss hing wieder an Ort und Stelle. Auf den unordentlichen, verrosteten Stacheldraht oben auf dem Tor war er vorbereitet.
    Er brannte geradezu darauf, in das Gebäude hineinzugehen, aber noch war es dafür zu früh. Er bog nach links ab und ging in die entgegengesetzte Richtung. Checkte aus dem Augenwinkel die zu beiden Seiten der Straße geparkten Autos. Nichts Auffälliges. Auf dem Rückweg scannte er die Fenster und Türen der eng zusammengedrängten Häuser, wobei er um dunkle Nischen und Hauseingänge nach wie vor einen Bogen machte. Die meisten Fenster waren verbrettert. Die verlassenen, unbeleuchteten Straßen wirkten surreal und düster.
    Mit schnellen Schritten überquerte er die Straße und ging direkt auf das Tor zu. Es standen keine Autos auf dem Parkplatz, und es brannte kein Licht hinter den Fenstern. Er schaute sich noch einmal um. Kein Mensch. Setzte den Rucksack ab und zog den Reißverschluss auf. Der Grand Foulard gehörte zu den wenigen Luxusgegenständen, die er in Jacks Appartement gefunden hatte. Er faltete ihn der Länge und der Breite nach und warf den Ballen dann auf den Stacheldraht. Stemmte die
Füße gegen das Tor, zog sich hinauf und kraxelte auf der anderen Seite herunter. Den Stoff wieder loszubekommen, war nicht leicht. Vorsichtig zog er ihn aus dem Stacheldrahtgewirr heraus und suchte dann so rasch wie möglich Schutz im Schatten des Gebäudes, ging in die Hocke und verstaute den Foulard wieder im Rucksack.
    Dann wandte er sich dem Gebäude zu. Bereits heute Nachmittag war ihm aufgefallen, dass nirgends eine Alarmanlage zu entdecken war, und auch Überwachungskameras hatte er nicht gesehen. Das wollte noch nicht viel heißen. Moderne, avancierte Sicherheitssysteme waren dummerweise ziemlich unauffällig. Wohingegen viele allzu deutlich erkennbare Kameras, diese großen weißen Dinger mit viereckigem Regenschutz über der Linse, die drohend und

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