Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
Vom Netzwerk:
allsehend an den Fassaden hingen, in Wirklichkeit nur Attrappen waren. Billige Abschreckung. Jedenfalls konnte er nicht unbedingt davon ausgehen, dass sein Besuch unbemerkt blieb.
    Maier holte eine kleine Maglite aus der Hosentasche, knipste das Ding aber noch nicht an. Noch reichte das Mondlicht aus. Mannshohe Fenster aus dickem Drahtglas in Stahlrahmen auf Schulterhöhe. Die Oberlichter waren geschlossen. Er ging zur Eingangstür. Von links wie von rechts führte eine kleine Betontreppe mit einem dünnen Metallgeländer zu ihr hinauf. Auf dem Treppenabsatz blieb er stehen. Drehte sich zur Straßenseite um. Nichts. Es war auch viel zu dunkel, als dass jemand hätte sehen können, was er hier tat. Er schaltete die Maglite ein und richtete ihren Strahl auf das Schloss, wobei er das Licht mit der anderen Hand und dem Körper so abschirmte, dass es von der Straße aus nicht zu sehen war.
    Die Tür war mit einem Zylinderschloss versehen. Da kam er nicht weiter. Die Dinger konnte man lediglich herausklopfen. Aber das würde Einbruchsspuren hinterlassen und auch zu viel Lärm verursachen. Die hohen Wände hier verstärkten
jeden Laut um ein Vielfaches. Und Einbruchsspuren konnte er nicht riskieren. Nicht, solange sie Thomas in der Gewalt hatten.
    Er stieg die Stufen wieder hinunter und nahm erneut die Fenster an der parallel zur Straße liegenden Längsseite des Gebäudes in Augenschein. Es sah nicht danach aus, als hätte man von irgendwoher einen leichten Zugang. Unter seinen Sohlen knirschte es. Er ging in die Hocke und beleuchtete die Stelle mit der Taschenlampe. Ein schwarzes Gitter mit rostigen Stellen. Darunter ein Loch mit einem Kellerfenster.
    Wäre er nicht so angespannt und konzentriert gewesen, hätte er darüber gelacht: Die Leute verriegelten Türen und sicherten Fenster, ließen aber ein etwas unter dem Straßenniveau liegendes Kellerfenster einfach offenstehen. Gekippt, aber immerhin. Und groß genug, um hindurchzuschlüpfen.
    Er ging auf die Knie und umfasste mit den behandschuhten Händen das Gitter. Es war bleischwer, aber nach einigem Rütteln löste es sich knarrend aus der Stahlumfassung. Er legte sich flach auf den Bauch und schob die Finger hinter den Fensterrahmen. Versuchte, das Fenster ein Stück weiter aufzuziehen. Es bewegte sich keinen Zentimeter. Er richtete noch einmal den Lichtstrahl darauf. An der Unterseite befand sich ein Feststeller, und an der Oberseite hing das Ding in zwei Scharnieren. Er richtete sich auf und schüttelte den Rucksack ab. Nahm den Leatherman aus der Vordertasche und rollte die Gerätetasche auf. Schaute sich noch einmal zur Straße um. Fetzen von abklingendem Motorradlärm. Keine Schritte, keine Autos, kein Mensch.
    Er nahm einen kleinen Meißel, legte sich flach auf den Bauch, sodass er mit dem Oberkörper halb in der Vertiefung verschwand, und fing an, die Scharnierstifte herauszuschlagen. Der Feststeller war mit zwei kleinen Schrauben angebracht, die er mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher öffnete. Das Fenster lockerte sich. Er rüttelte daran, bis es sich aus der Verankerung löste, und lehnte es an die Wand. Nachdem er die Gerätschaften
wieder in seinem Rucksack hatte verschwinden lassen, ließ er diesen in das Loch hinunter.
    Durch den entstandenen Hohlraum glitt er dann selbst ins Gebäudeinnere hinab, wobei er den pechschwarzen Raum unter sich vorsichtig mit den Spitzen seiner Turnschuhe abtastete. Er stieß gegen etwas Hartes. Vielleicht eine Truhe oder auch ein Tisch oder Schrank. Jedenfalls gab es nicht nach, wenn er sein Körpergewicht darauf verlagerte. Er setzte den anderen Fuß ebenfalls auf. Jetzt war er drinnen.
    Er drehte sich um und holte den Rucksack herein. Nahm die Biwakmütze heraus und zog sie über. Falls er hier irgendjemandem begegnete, wollte er lieber nicht erkannt werden. Er setzte den Rucksack wieder auf, zog die Riemen an, nahm die Maglite aus der Seitentasche seiner Hose und ließ den Lichtstrahl durch den Kellerraum wandern.
    An den Wänden standen einige Kisten und leere Regale. Etwa fünf Meter entfernt befand sich eine kleine steinerne Treppe, die zu einer Tür führte. Er stand auf einer Tiefkühltruhe. Stieg herunter und öffnete den Deckel. Leer.
    Dann ging er auf die Tür zu. Sie ließ sich einfach öffnen.
    Gewohnheitsgemäß hielt er kurz inne.
    Ein archaischer Teil des Gehirns, das sogenannte Reptil- oder Stammhirn, dient zusammen mit dem limbischen System dazu, den Menschen bei der Wahrnehmung von Lauten, Formen und

Weitere Kostenlose Bücher