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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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Bewegungen, welche vom Vertrauten abweichen, vor etwaiger Gefahr zu warnen. In einer unbekannten Umgebung reagiert man auf beinahe alles – umso mehr, je größer die nervliche Anspannung ist. Unbewusst bereitet der Körper sich bei jedem undefinierbaren Klappern oder Rascheln auf eine Kraftanstrengung vor, indem er rasend schnell Substanzen produziert, die den Herzschlag beschleunigen und die Nerven teilweise gegen Schmerz immunisieren. Aber der Körper lernt schnell dazu und speichert Umgebungsreize zunächst in einem Kurzzeitgedächtnis,
das wie ein Filter funktioniert. Der verdächtige Schatten am Rande des Blickfelds wird dann als Schatten eines sich langsam hin- und herbewegenden Zweiges eingeordnet. Der plötzliche metallische Knall, der einen eben noch erstarren ließ, erweist sich als das Abschaltgeräusch eines Heizungsventils. Auch ein Klappern im Entlüftungsschacht verursacht dann keinen Adrenalinschub mehr. Wenn man sich genug Zeit nimmt, die Geräusche und die Atmosphäre der eigenen Umgebung erst einmal auf sich wirken zu lassen, kann man sich auf die wesentlichen Dinge viel besser konzentrieren. Etwa auf Laute und Bewegungsreize, die mit gutem Grund alarmierend wirken.
    Nachdem bis auf das leise Geräusch des Windes an den Fenstern etwa zehn Minuten lang alles völlig still geblieben war, straffte Maier sich. Glitt seitlich durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür. Blieb mit dem Rücken zur Wand stehen.
    Er befand sich in einem breiten Flur mit hoher Decke. Es roch muffig und vor allem nach Schimmel. Der Boden war mit grau meliertem, schmutzigem Linoleum ausgelegt, übersät mit kleinen weißen Flecken, die im blassen Mondlicht, das durch die Fenster einfiel, leicht glitzerten. Von der Decke abgeblätterter Putz. Feuchtigkeit.
    Ihm gegenüber lagen einige Räume, die wirkten wie Klassenzimmer. Oder wie Krankensäle: eine Vertäfelung von gut einem Meter Höhe, darüber weiß getünchte Fenster in Stahlrahmen. Am Ende des Flurs, auf der linken Seite, eine doppelte Schwingtür. Rechts von ihm eine fensterlose Wand.
    Mit ein paar Schritten hatte er den am weitesten rechts gelegenen Raum erreicht. Er blieb kurz stehen und horchte. Kein Laut. Er öffnete die Tür und zog sich sofort wieder zurück. Keine Reaktion. Er schaltete die Maglite ein. Das Klassenzimmer, oder was auch immer es sein mochte, war leer. Dasselbe Linoleum wie auf dem Flur. Auch hier ein starker Schimmelgeruch.
    Er trat wieder auf den Flur und probierte es bei der nächsten
Tür. Schon etwas weniger vorsichtig. Auch dieser Raum war leer. Der dritte und vierte ebenso. Dieser gesamte Gebäudeflügel war menschenleer.
    Schließlich stand er vor der Schwingtür. Schwarze Stoßpuffer und längliche Drahtglas-Einsätze. Er bildete mit den Händen einen Trichter und versuchte hindurchzuspähen, aber es war dunkel dahinter. Beim Öffnen hallte das laute Knarren durch das gesamte Gebäude. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er geriet ins Schwitzen. Instinktiv wanderte seine Hand zu der Glock, die er unter der Jacke trug. Er zog die Waffe hervor und fühlte sich gleich ein bisschen besser. Eine rein psychologische Reaktion, denn hier tatsächlich zu schießen, war ausgeschlossen. Keinerlei Geräusch zu verursachen und unsichtbar zu bleiben, war jetzt wichtiger denn je. Er bremste die Tür mit dem Fuß ab, damit sie beim Zurückschwingen kein lautes Geräusch verursachte, trat einen Schritt nach rechts und hielt inne.
    Es war eine Art Vorraum. Schräg rechts vor ihm führte eine etwa einen Meter breite Steintreppe in den ersten Stock. Rechts davon, in der Ecke, gab es eine kleine Abstellkammer mit Holzwänden und einer Luke. Zu seiner Linken, knapp fünf Meter von der Schwingtür entfernt, befand sich die Haupteingangstür mit einem gläsernen Windfang. Weiter hinten begann ein breiter Flur mit Türen zu beiden Seiten.
    Er machte die Maglite an und ging auf den Holzverschlag zu. Der Lichtstrahl erhellte eine kaputte Matratze, auf der ein offener, platt gedrückter Pizzakarton lag. Er trat näher und sah, dass noch ein paar Pizzastücke übrig geblieben waren.
    Essensreste. Ein Schlafplatz.
    Maier kniete bei dem Pizzakarton und verschob die einzelnen Stücke vorsichtig mit dem Finger. Kein Schimmel, nicht verdorben. Viel länger als einen Tag konnten die hier noch nicht liegen.
    Er drehte sich um und ging an dem Windfang vorbei in den
Flur. Beim Gehen quietschten seine Turnschuhe leise auf dem Linoleum.
    Die erste Tür zu seiner Linken ließ sich

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