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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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»Nein, nein, wirklich nicht.«
    »Raus mit der Sprache. Wo steckt sie?«
    »Ich weiß es nicht. Wirklich nicht, ich …«
    »Du bist kühn, Wally.« Roger entsicherte die Waffe. Das Klicken war deutlich zu hören. »Ich gebe dir drei Sekunden. Eins …«
    »Wales! «, stieß Walter hervor. »Sie lebt in Wales.«

38
    Im Nordwesten von Bristol führte die M4 über eine gebührenpflichtige Brücke, die Severn Bridge. Das imponierende Bauwerk verband Südengland mit Wales. Susan erhaschte einen kurzen Blick auf die breite Bucht. Es war Ebbe. Zwischen den flachen Strömen sah man sandige Uferflächen.
    Auf der anderen Seite zahlte sie viereinhalb Pfund für die Überfahrt. Ein großes Schild hieß sie in Wales willkommen.
    Und Wales war schön, sogar von der Autobahn aus, welche die Schönheit des Hinterlands nur selten preisgibt. Das ganze Land war grün, grün in allen Schattierungen, vom kräftigen Grasgrün der Wiesen bis zum tiefen Dunkelgrün der Wälder an den Flanken der Hügel, deren dicht gedrängte Baumkronen aus einiger Entfernung an Brokkolifelder erinnerten.
    Sie fuhr an der Hafenstadt Newport vorbei und warf ab und zu einen Blick auf die Straßenkarte, die ausgebreitet neben ihr auf dem Beifahrersitz lag.
    Die Straßenschilder zeigten neben den englischen Begriffen und Ortsnamen immer auch die walisischen. Obwohl Wales bereits seit 1536 dem Vereinigten Königreich angehörte, genau wie Nordirland und Schottland, legte man hier großen Wert auf die eigene Sprache und Kultur. In dem chauvinistischen nördlichen Teil von Wales wurde Keltisch sogar als erste Fremdsprache gelehrt. Von früher wusste Susan noch, dass der walisische Süden, wo sie auch jetzt unterwegs war, weniger zum Nationalismus neigte. Das hatte seine Gründe. Wales war lange Zeit sehr arm gewesen. Noch vor wenigen Jahrzehnten
war ein Auskommen lediglich im Minenbau, bei der Schafszucht oder in der Armee zu finden gewesen. In letzter Zeit hatten jedoch die Londoner das südliche Wales als relativ nahe gelegene Feriengegend entdeckt. Man brauchte keine zwei Stunden im Auto zu sitzen, um die Londoner Hektik mit ihren grauen Häuserblocks und endlosen Verkehrsstaus hinter sich zu lassen. Dass die Einheimischen ihre Butter aufs Brot bekamen, verdankten sie mittlerweile hauptsächlich dem Tourismus. Im Vergleich zu früheren Zeiten war das Geld leichter und vor allem risikoloser verdient. Also waren die Leute im südlichen Wales auch eher bereit, Englisch zu sprechen, und überhaupt waren mit den Londonern viele englische Einflüsse in die Region gekommen, die sich zu halten schienen.
    Bei Newport nahm sie die A4042 nach Abergavenny, oder, auf Walisisch, YFenni. Auf der B-Road, die geradewegs nach Norden führte, wurde Susan aufs Neue von der landschaftlichen Schönheit ergriffen. Kilometerweit erstreckten sich jahrhundertealte Mauern aus aufeinandergestapelten grauen Steinen und Kieseln: dry stone walls , die hügelauf- und abwärts den Bewegungen der Landschaft folgten, Zufahrten zu höher gelegenen Höfen oder die Grenzen von Schafsweiden markierten.
    Sie fuhr durch graue Steindörfer mit Bogenbrücken und unzähligen fröhlichen Blumenkübeln voll rosafarbener, gelber und roter Blütenpracht, vorbei an Pubs und Taverns mit geschmackvoll bemalten Aushängeschildern, die GOOD FOOD versprachen, roten Backsteinhäusern mit weißen Fenstern und grauen Schieferdächern sowie in hellem Rosa oder Gelb gestrichenen Fassaden, die aussahen, als warteten sie nur darauf, dass endlich ein Fotograf von Homes & Gardens vorbeikäme. Überall standen Blumenkübel: noch vor den heruntergekommensten Anwesen, auf den Steinmauern, in den Höfen und an den Hauswänden, neben Türen und wo immer sonst noch Platz war. Susan schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es
ein Vermögen kosten musste, Haus und Hof ständig so geschmückt zu halten.
    Bei Abergavenny fuhr sie von der B-Road ab und geriet auf eine schmale Asphaltstraße, die von enormen, teils vier Meter hohen Hecken flankiert wurde, sodass sie sich vorkam wie in einem Irrgarten. Die hedgerows bestanden aus Weißdornsträuchern, Hainbuchen und Farnen, stellenweise schimmerte das darunter verborgene Mauerwerk durch. Herauswachsende Zweige streiften Susans Wagen. Im Abstand von jeweils einer Meile gab es Haltebuchten, damit Autos aneinander vorbeikamen.
    Walters Zettel hielt sie die ganze Zeit über fest in der Hand. Bei einer der Haltebuchten bremste sie ab und fuhr links an die Sträucher heran. Lange grüne

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