Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verstrickung des Herzens

Titel: Verstrickung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
halber Weißer bin, und mich einigermaßen zivilisiert benehmen.« Er verbeugte sich spöttisch, hob das zusammengeknüllte Leintuch auf und verschwand durch die offene Balkontür.

7
    »Eigentlich dachte ich, wir hätten uns gestern abend verabschiedet«, bemerkte Jarrett, als er die Bibliothek betrat.
    James, der hinter dem Schreibtisch seines Bruders saß, trug ein weißes Hemd und dunkle Breeches. Nur die Rehlederstiefel wichen von der neuesten europäischen Mode ab. Die gekreuzten Füße auf der Tischplatte, hielt er einen Cognac-Schwenker in der Hand, ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit kreisen und starrte vor sich hin.
    Ehe er antworten konnte, fügte Jarrett rasch hinzu: »Natürlich freut's mich, daß du noch da bist. Jedesmal, wenn du davonreitest, fürchte ich, dich nie wiederzusehen.«
    »Danke«, erwiderte James lächelnd und prostete ihm zu. »Du bist ein verdammt guter Bruder.«
    Jarrett setzte sich auf die Tischkante. »Warum so nachdenklich?«
    »Manchmal glaube ich ...«, James unterbrach sich und
    suchte nach Worten, »... irgendwie würde ich's schaffen, meine Rolle zu spielen, meinem Gewissen zu folgen und unbeschadet aus alldem herauszukommen — vielleicht sogar mit klarem Verstand. Im Grunde geht's mir nicht schlecht. In deinem Haus erwartet mich stets ein weiches Bett, ich kann mich satt essen, und aus den Ländereien, die uns gemeinsam gehören, beziehe ich ausreichende Einkünfte. Hier sitze ich in deinem schönen Ledersessel und muß nicht befürchten, ich könnte in den Rücken geschossen werden, wenn ich die schöne Aussicht auf den Rasen und den Fluß bewundere. Und dann reite ich wieder mit den Kriegern, die ihre Familien wieder einmal in neue Lager bringen müssen, sehe Kinder, die bis zum Skelett abgemagert sind, und ich kann sie unmöglich alle ernähren ... So gern ich auch auf Cimarron bleiben würde — ich kann Mary und meine Kindheit nicht vergessen.«
    »Kein Tag vergeht, wo ich mich nicht um deine Mutter sorge«, beteuerte Jarrett.
    »Natürlich, du bist ein ebenso guter Sohn wie ich. Aber du kannst nichts an der Tatsache ändern, daß du ein Weißer bist. Das bin ich nicht, und ich kann es genausowenig ändern. Niemals werde ich mein Volk und meine Freunde vergessen. Wenn die weißen Soldaten unsere Dörfer bedrohen, kämpfe ich zwischen den Fronten. Stets bemühe ich mich, nichts von alldem zu verleugnen, was in mir steckt. Ich mache Konversation mit deinen Dinnergästen, bin der faszinierende Exot auf deinen Parties, verhandle mit amerikanischen Generälen und Indianeragenten. Besser als sonst jemand kann ich Wahrheit und Lüge in den Versprechungen auf beiden Seiten unterscheiden. Aber ich fürchte, bald wird's mich meine Seele kosten.«
    Jarrett starrte seinen Bruder an. »Jetzt brauche ich auch einen Cognac.« Er ging zu einem kleinen Tisch, wo Karaffen und Gläser standen. Einen gefüllten Schwenker in der Hand, lehnte er sich an den Schreibtisch. »Allzulange kann's nicht mehr dauern.«
    »Das dachten wir auch damals, als der Friedensvertrag von Moultrie Creek nicht einmal das Pergament wert war, auf dem er geschrieben wurde. Es gab zuviel Indianerland, das den Weißen ins Auge stach. Wiley Thompson legte Osceola in Ketten, Osceola ermordete Thompson, Dade und seine Leute wurden massakriert — und jetzt macht mir General Thomas Sydney Jesup angst, der die Rothäute mit aller Macht von Tampa Bay zum Withlaoochee treiben will. Er weiß, wie viele Soldaten er braucht, um seine Forts und Depots zu halten und den Feind in den Sumpf zu folgen. Immer wieder hat er Schwierigkeiten mit der Miliz und den Freiwilligen aus den Südstaaten. Die stürzten sich mutig in den Kampf. Und dann verloren sie die Nerven, sobald sie in der nächtlichen Wildnis die Eulen kreischen und die Wölfe heulen hörten.« Seufzend schüttelte James den Kopf. »In diesem Frühling Unterzeichneten viele Krieger den Vertrag und glaubten, sie würden Micanopys Wunsch erfüllen. Und dann attackierten ihn eure Zeitungen, weil er die Freiheit der Indianer und ihrer Verbündeten im Westen forderte. Diese Verbündeten sind die Neger, die hier freie Männer sind oder von Indianern versklavt wurden. Zu viele Weiße wollen ihre Schwarzen wiederhaben.«
    »Unter den Seminolen gibt es viele schwarze Truppen«, betonte Jarrett. »Und die Weißen fürchten, ihre einstigen Sklaven würden sie in den Städten und Dörfern angreifen.«
    »Ja, ich weiß. Aber kannst du's den ehemaligen Sklaven verübeln, die

Weitere Kostenlose Bücher