Verstrickung des Herzens
dauerte eine Weile, bis sie ruhiger atmete. Jetzt protestierte sie nicht mehr gegen seine Anwesenheit. Er fragte sich, ob sie weinte, ob er ihr zuviel zugemutet hatte. Mochte es auch ihr Wunsch gewesen sein, er könnte eine Grenze überschritten haben. Das würde er niemals erfahren. Wenn Teela weinte, würde sie ihm ihre Tränen nicht zeigen.
Er schloß die Augen. Warum verspürte er einen plötzlichen Schmerz in seinem Herzen? Seit Naomis Tod hatte er mit vielen Frauen geschlafen, mit weißen und mit Indianerinnen. Aber niemals mit einer Jungfrau — niemals mit einem Mädchen wie Teela. Jene anderen hatte er einfach genommen, weil sie verfügbar gewesen waren. Er erinnerte sich kaum an einen Namen oder ein Gesicht.
Und nachher hatte er keine einzige im Arm gehalten, die ganze Nacht lang. Diese neue Erfahrung beunruhigte ihn. Vergeblich versuchte er, seine Gefühle zu ergründen. Nur eins wußte er — daß er besessen war. Und verrückt.
Während er zur Zimmerdecke hinaufstarrte, spürte er, wie sich Teelas Körper entspannte. Offenbar war sie eingeschlafen. Er rückte ein wenig von ihr ab und betrachtete sie im Mondschein. »Heute nacht hast du uns beide ins Höllenfeuer geworfen«, klagte er sie leise an. Sie rührte sich nicht. Vorsichtig strich er über ihre Wange, ertastete feuchte Spuren, verfluchte sie, verfluchte sich selbst. Und dann zog er sie wieder an sich. Was immer die Zukunft ihnen bringen mochte, bis der neue Tag anbrach, mußte er sie festhalten.
Als es an der Tür klopfte, öffnete Teela die Augen. James lag neben ihr, auf einen Ellbogen gestützt. Vermutlich war er schon vor einiger Zeit erwacht. Nun sah er sie abwartend an und lächelte.
»Oh!« rief sie, setzte sich auf und versuchte das Laken um ihren nackten Körper zu ziehen. Aber es war unter James Hüfte festgeklemmt, und er dachte gar nicht daran, beiseite zu rutschen. Boshaft beobachtete er ihre Bemühungen, und sie fragte sich, ob sie mit einem blauäugigen Teufel geschlafen hatte. Das helle Tageslicht verwirrte sie. Im Dunkel hätte sie sich noch eine Zeitlang einreden können, alles wäre ein Traum gewesen.
Die Ereignisse dieser Nacht erschienen ihr unglaublich. Doch sie hatte nicht geträumt, und diese Gewißheit trieb ihr die Schamröte ins Gesicht. Sicher, James würde immer und überall seinen Willen durchsetzen, aber sie hatte es selbst gewünscht. Vielleicht unbewußt. Was geschehen war, hatte sie nicht beabsichtigt. Trotz der Gefühle, die er in ihr erregte — vom ersten Augenblick an. Und jetzt, wo sie seinen athletischen bronzebraunen Körper betrachtete, empfand sie nur Verlegenheit — keine Reue. Ja, sie hatte ihn begehrt, ohne zu bedenken, was sie in seinen Armen erleben mochte. Niemals hätte ihre Fantasie ausgereicht, um jene betörende, übermächtige Leidenschaft heraufzubeschwören.
Wieder klopfte es an der Tür. »Bitte!« wisperte Teela verzweifelt. Wenn sie auch nichts bedauerte, sie wollte nicht ertappt werden. Warrens Tochter, mit einem Indianer im Bett — unmöglich!
»Hier ist Jeeves, Miss Warren«, rief eine sanfte Stimme, »ich bringe Ihnen den Tee! Mrs. McKenzie möchte heute morgen ausreiten, und sie dachte, vielleicht möchten Sie mitkommen. Verzeihen Sie, wenn ich Sie geweckt habe.«
Hastig sprang sie aus dem Bett, hob ihr Nachthemd vom Boden auf und sah, daß es zerrissen war. Sie wandte sich zu James, der immer noch lächelte und starrte ihn entrüstet an. Wenigstens war er inzwischen aufgestanden. Er schlüpfte in seine Breeches. Lautlos durchquerte er das Zimmer und öffnete den Schrank, in den ein Dienstmädchen Teelas Sachen gehängt hatte, warf ihr einen Morgenmantel zu und trat auf den Balkon hinaus. Am liebsten hätte sie die Tür hinter ihm verriegelt. Da hörte sie wieder Jeeves' Stimme. »Miss Warren?«
»Ja, ja ...« Sie zog den Morgenmantel an und ließ den Butler herein. »Stellen Sie das Tablett auf den Tisch. Vielen Dank. Und richten Sie Mrs. McKenzie bitte aus, ich würde sehr gern mit ihr ausreiten.«
»Sehr wohl, Miss Warren«, antwortete er und ging zur Tür. Auf der Schwelle blieb er zögernd stehen. »Mr. McKenzie ...«, begann er, den Rücken zu Teela gewandt.
Verwundert spähte sie an ihm vorbei und erwartete, Jarrett im Flur zu sehen. Aber dort war er nicht. Der Butler sprach auch nicht mit dem Hausherrn, sondern mit dem jüngeren McKenzie, der auf dem Balkon stand.
»Ich war so frei, zwei Tassen mitzubringen. Ihrem Bruder und Ihrer Schwägerin habe ich bereits
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