Verstrickung des Herzens
vermuten würde. Und James mußte mittlerweile über alle Berge sein.
Tara wandte sich zum Haus, und Robert Trent lächelte ihr anerkennend zu. »Dem haben Sie's aber gegeben.«
»Ja, ich war sehr stolz auf Sie, Ma'am«, verkündete Jeeves, und Rutger verneigte sich ehrerbietig.
»Aber ich mache mir Sorgen«, gestand sie. »Wenn Teela etwas zustößt — wenn Jarrett sie nicht findet . . . Dann wird Warren morgen abend seine Kanonen auf unser Haus richten.«
»Jarrett kennt dieses Land wie seine Westentasche, Mrs. McKenzie«, versicherte Rutger. »Also wird er das Mädchen finden.«
Überrascht trat Robert vor. »Da kommt ein Reiter — aus der Richtung meines Hauses.«
»Wer ist es?«
»Noch mehr Militär«, murmelte Jeeves.
»Aber ein Freund!« rief Robert lachend und lief die Verandastufen hinab.
Der Colonel wanderte auf dem Deck seines Schiffes umher und salutierte vor Captain Julian Weatherby, der den Gruß erwiderte.
An Bord der Schaluppe U.S.S. Lysandra befanden sich zweiundvierzig Mann, Warren und Weatherby nicht mitgezählt. Fünfundzwanzig waren von zwei regulären Infanteriekompanien übriggeblieben, die restlichen siebzehn gehörten zur Navy. Um General Jesup mit ausreichenden Streitkräften zu versorgen und die Lösung des Indianerproblems voranzutreiben, hatte man die Besatzungen aller Kriegsschiffe dezimiert, die vor Florida patrouillierten. Noch vor Jahresende wollte Jesup eine Zangenbewegung durchführen, unterstützt von Warrens Truppe, anderen Kompanien und der Florida-Miliz. Aber Warren wußte, daß ihm bis dahin noch viel Zeit blieb. Auf diesem Terrain war es sehr schwierig und langwierig, militärische Operationen zu koordinieren. Die Regierungspolitik schien sich außerdem täglich zu ändern, mochte es um die offizielle Haltung gegenüber den Seminolen gehen oder um den Sold und die Rationen der Army.
Wenn man in Washington die Whiskey-Rationen der Soldaten kürzte, um die Zucker- und Weizenversorgung zu sichern, würde man einen schweren Fehler begehen. Immer weniger Männer ließen sich anwerben, und der Unmut in der Army wuchs.
Vor Jesups großer Aktion würde nicht viel geschehen. Kleinere Scharmützel würden weiterhin stattfinden, da sich die Häuptlinge Osceola, Alligator und Wildcat in der Nachbarschaft aufhielten. Aber bis zur Zangenbewegung würde es noch eine Weile dauern, und Michael Warren brauchte dringend Zeit, um seine persönlichen Probleme zu lösen.
Captain Weatherby musterte ihn mißtrauisch. Wie der Colonel sehr wohl wußte, mochte ihn der Offizier nicht, der aus dem Lousiana-Bayou stammte, die Tücken des Sumpfgebiets sehr gut kannte und mit den Indianern sympathisierte.
»Haben Sie Ihre Tochter gefunden, Sir?« fragte Weatherby höflich. Die Antwort kannte er bereits, und Warren hätte ihm am liebsten die gespielte Besorgnis aus dem Gesicht geschlagen.
»Vorerst wird man sie nicht finden. Dieser halbe Wilde muß sie entführt haben.«
»Das bezweifle ich. James McKenzie würde wohl kaum ein junges Mädchen in seine Gewalt bringen. Außerdem trauert er immer noch um seine Frau.«
»An Ihrer Stelle würde ich die Rothäute nicht bemitleiden, Captain. Eines Tages könnte ein Messer in Ihrem Hals stecken.«
»Jedenfalls kenne ich James McKenzie. Ein ehrenwerter Mann.«
»Wenn ich meine Tochter bis morgen früh nicht wiederhabe, wird er ein toter Indianer sein.«
»Ein halber Indianer«, korrigierte Weatherby.
»Wie auch immer, Sie werden meine Befehle ausführen, Captain.«
»Ja, Sir.« Weatherby starrte dem Colonel nach, der langsam davonging, und spuckte auf die Decksplanken. Natürlich würde er seine Jungs von der Navy und sich selbst nicht in Gefahr bringen, nur weil Warren beschlossen hatte, James McKenzie in den Sumpf zu folgen. McKenzie wollte niemanden töten. Aber wenn man ihn bedrohte, würde er sich Wildcat, dem Sohn des alten Philips, oder Alligator anschließen. Oder — noch schlimmer — dem Kriegerhäuptling Osceola.
Weatherby würde sich niemals vor einem Kampf drücken. Doch er wollte nicht Selbstmord begehen, nur weil Michael Warren verrückt spielte. Als der Captain zu seiner Kabine schlenderte, um ein paar Stunden zu schlafen, hörte er die Stimme des Colonels, der an Deck mit den Soldaten sprach, und blieb stehen.
»Wenn ihr eine kleine Küchenschabe seht, Jungs, überlegt ihr nicht lange und zertretet sie. Sonst würde sie zu einer großen, häßlichen Küchenschabe heranwachsen. Oder eine junge Klapperschlange ... Die ist noch
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