Verstrickung des Herzens
sie stöhnend.
»Geh zum Teufel!« wisperte sie an seinen Lippen.
Und am Morgen war er verschwunden, so wie er es angekündigt hatte.
13
Tage und Wochen verstrichen. Zunächst fürchtete Teela, ihr Stiefvater könnte zurückkehren und sie zwingen, ihm irgendwohin zu folgen. Aber offenbar glaubte er nun, sie wäre eine gehorsame Tochter und würde die gewünschte Ehe eingehen. Das verdankte sie John Harrington, und sie fühlte sich schuldig, wann immer sie an ihn dachte. Oft überlegte sie, was wohl geschehen wäre, hätte sie ihn unter anderen Umständen kennengelernt. Vor der Begegnung mit James.
Sie hörte nichts von Michael Warren. Allmählich entspannte sie sich und führte ein ruhiges, sicheres Leben auf Cimarron, fern von den Kriegswirren.
In diesem heißen Sommer erkrankten viele Soldaten und starben, vor allem an den Stichen der zahllosen infizierten Insekten. Tyler Argosy, in der Nähe von Tampa stationiert, segelte oft zum Haus der McKenzies und in-formierte sie über die letzten Neuigkeiten. Wenn er in der Bibliothek saß und mit Jarrett bei Sherry oder Cognac die Kriegssituation erörterte, hörten Tara und Teela zu. Die meisten Army-Truppen befanden sich in elendem Zustand.
Den Seminolen ging es noch schlechter. Im Sommer, in dem die Weißen von tödlichen Krankheiten heimgesucht wurden, sammelten die Indianer Nahrungsvorräte für den harten Winter — eine schwierige Aufgabe, da die Soldaten alles Getreide vernichteten, das sie entdeckten. Um Vergeltung zu üben, plünderte der rote Feind die Farmen und Siedlungen der Weißen. So entwickelte sich ein hartnäckiges Tauziehen. Die Atmosphäre war gespannt wie vor einem Gewitter, und General Jesup strebte tatsächlich einen Gewittersturm an. Während Soldaten und Indianer das Ende der langen, heißen Sommertage abwarteten, plante er seine Strategie.
James meldete sich nicht. Sobald wie die Weißen neue Indianerattacken fürchteten, bangte Teela um sein Leben.
Manchmal ritt sie mit Tara oder Jarrett zu Robert Trents Plantage. Sie mochte den freundlichen Nachbarn, und an einem windstillen, schwülen Tag besuchte sie ihn allein, von Jeeves begleitet, den sie mühsam dazu überredet hatte. Nach der Ankunft ritt er zurück. Robert informierte sie über die Geschichte Floridas, erklärte ihr, wo die Upper und die Lower Creeks früher gelebt hatten, und schilderte, wie sie nach Süden gezogen waren. Anschaulich beschrieb er die Sitten und Gebräuche anderer Stämme, der Alachuas, Tallahassees und Mikasukees. Es war spät geworden, und so übernachtete Teela in seinem hübschen, komfortablen Haus.
Am nächsten Morgen betrat sie den Balkon und sah Robert vor der Glastür seines eigenen Zimmers stehen. Er bemerkte sie nicht, denn er starrte zum Waldrand hinüber. Als sie seinem Blick folgte, sah sie eine Indianerin im hellbraunen Lederkleid, mit langem, schwarzem
Haar. Sie legte einen Finger an die Lippen, dann verschwand sie im Unterholz.
Verwundert betrachtete Teela Robert. Da spürte er, daß er beobachtet wurde, zuckte zusammen und schaute sie an. »Oh — Miss Warren ... Haben Sie gut geschlafen?«
»Ja, danke. Wer war das?«
»Niemand.«
»Moment mal, Robert, dieses Mädchen ...«
»Ich sagte doch, niemand.«
»Glauben Sie mir, ich würde es verstehen, wenn ...«
»Sie haben niemanden gesehen, Miss Warren«,, unterbrach er sie hastig. »Nehmen Sie bitte Rücksicht auf meine Situation. James McKenzie stellt seine eigenen Regeln auf. Und wenn Ihr Stiefvater auch ein Schlächter ist — er würde Ihnen niemals die Kehle durchschneiden, ganz egal, ob er weiß, was Sie getan haben, oder ob er Sie nur verdächtigt. Aber wenn die Seminolen auch nur vermuten, daß Tamara hier war, würden sie das Mädchen töten und mein Haus niederbrennen. Verstehen Sie?«
»Natürlich, ich habe niemanden gesehen«, beteuerte sie leise und kehrte ins Gästezimmer zurück.
Jeeves holte sie am Nachmittag ab. Abends badete sie das Baby mit Jennifers Hilfe. Etwas später kam Tara herein und warf Teela einen sonderbaren Blick zu.
Als der kleine Ian schlief und Jennifer in ihr eigenes Zimmer gegangen war, fragte Tara: »Hat's dir bei Robert gefallen?«
»O ja, er ist ein faszinierender Mann.«
»Allerdings. Und so anständig ...« Tara zögerte. »Nachdem du bei ihm übernachtet hattest, hofften wir ...«
»Was denn?« fragte Teela erstaunt.
»Ihr beide würdet euch ineinander verlieben«, gestand Tara, und das Blut stieg ihr in die Wangen.
Verlegen schüttelte
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