Verstrickung des Herzens
Warum auch? Nach seiner Ansicht war alles gesagt. Endlich schlief sie vor Erschöpfung ein und erwachte am frühen Morgen, als es an der Tür klopfte.
»Teela, steh auf!« rief Tara. »Schnell!«
Erschrocken rannte Teela zur Tür, öffnete sie und starrte in Taras bleiches Gesicht. »James?« flüsterte sie.
»Nein, nein! Dein Stiefvater will dich abholen.«
Aber Teela kannte nur einen einzigen Gedanken. James, es geht ihm gut ...
Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen, und sie brach zusammen.
Wenig später kam sie zu sich und merkte, daß sie auf ihrem Bett lag. Tara neigte sich angstvoll zu ihr herab. »Sei ganz ruhig! Wenn Jarrett nichts unternimmt, lasse ich mir irgend etwas einfallen. Du mußt nicht mit deinem Stiefvater gehen ...«
»Deshalb bin ich nicht in Ohnmacht gefallen.« Teela setzte sich auf. Immer noch leicht benommen, strich sie über ihre Stirn. »Ich fürchte mich nicht vor Michael Warren. Aber — du warst so aufgeregt, und ich hatte solche Angst um James.«
»Ja, das verstehe ich. Warren wurde auf einen neuen, gutbewachten Stützpunkt versetzt. Tyler Argosy und Dr. Brandeis reiten mit ihm. Also würde dir nichts zustoßen. Aber du mußt deinen Stiefvater nicht begleiten.«
»Was bleibt mir denn anderes übrig?« Teela holte tief Atem und stieg aus dem Bett. »Ich ziehe mich nur rasch an, dann komme ich mit hinunter.«
»Wenn du meinst . .. Wir erwarten dich in der Bibliothek.« Nur zögernd verließ Tara das Zimmer.
Während Teela sich wusch und anzog, versuchte sie, alle lästigen Gedanken zu verdrängen. Doch das gelang ihr nicht, und sie erkannte, daß sie erstaunlicherweise bereit war, ihrem Stiefvater zu folgen. So sehr sie dieses Haus und seine Bewohner auch liebte — sie ertrug es nicht, noch länger hier auszuharren und vor Sehnsucht nach James zu vergehen.
Als sie den Fuß der Treppe erreichte, öffnete ihr ein schweigender, aschfahler Jeeves die Tür zur Bibliothek.
»Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Jeeves!« flüsterte sie ihm zu und betrat den Raum.
Jarrett McKenzie stand hoch aufgerichtet hinter seinem Schreibtisch, Joshua Brandeis und Tyler Argosy saßen ihm gegenüber, und Michael Warren ließ langsam einen Globus kreisen. In seiner Nähe hatte Tara Stellung bezogen. Tiefes Schweigen erfüllte den Raum. Aber Teela ahnte, daß vor ihrer Ankunft eine hitzige Diskussion stattgefunden hatte.
Sobald sie die Schwelle überquerte, sprangen Joshua und Tyler höflich auf. Der Militärarzt eilte ihr entgegen und ergriff ihre Hände. »Meine Liebe, ich habe Sie schmerzlich vermißt.«
»Danke, Dr. Brandeis. Freut mich, Sie wiederzusehen.«
Ihr Stiefvater starrte sie mit harten, kalten Augen an. »In Zukunft wirst du die Gesellschaft unseres guten Doktors öfter genießen, Teela. Ich wurde beauftragt, Soldaten und Nachschub ins Fort Deliverance zu bringen. Sogar Mr. McKenzie wird zugeben müssen, daß du dort in Sicherheit bist. Über zweihundert Männer reisen mit mir, und in Deliverance sind noch mehr stationiert. Natürlich wirst du uns sehr gern begleiten, da John Harrington im Fort gelegentlich seinen Dienst versehen wird.«
»Colonel Warren, Sie beabsichtigen, ein gefährliches Gebiet zu durchqueren ...«, begann Jarrett in strengem Ton.
Aber Teela unterbrach ihn und lächelte beschwichtigend. »Oh, ich interessiere mich sehr für dieses Land. Da mich so viele Soldaten beschützen, kann mir gar nichts zustoßen. Und falls Dr. Brandeis einmal meine Hilfe braucht ...«
»Allerdings«, bestätigte Joshua. »Wie ich Ihnen bereits versichert habe, Mr. McKenzie — Miss Warren ist überaus tüchtig. Ein Naturtalent.«
Unglücklich wandte sich Jarrett zu Teela. »Es wäre uns trotzdem lieber, du würdest hierbleiben.«
»Uns?« wiederholte Michael Warren.
»Meiner Frau und mir, Sir.«
»Vielen Dank für eure Gastfreundschaft.« Teela wich Jarretts eindringlichem Blick aus. »Ich habe mich sehr wohl bei euch gefühlt. Aber wenn John ins Fort Deliverance kommt, sollte ich ihn dort erwarten.«
»Oh, John besucht uns sehr oft auf Cimarron«, betonte Jarrett.
»In Zukunft wird Harrington sich in der Nähe von St. Augustine aufhalten, Sir, so wie ich«, erklärte Michael Warren. »Dort treiben sich gerade ein paar Rothäute herum und halten Kriegsrat. Bald werden wir sie alle ausräuchern. Wir ziehen starke Streitkräfte zusammen, und Teela wird bestens bewacht. Das versichere ich Ihnen, Mr. McKenzie, obwohl ich nicht dazu verpflichtet bin. Immerhin ist sie meine
Weitere Kostenlose Bücher