Verstrickung des Herzens
standhielten — Reis- und Maissäcke, Wein und Whiskey. Jarrett hatte Teela oft erzählt, welch ein beschwerliches Leben die Indianer führten. Nun hätte sie ihm erklären können, daß es für die Soldaten genauso mühselig war, den Feind zu verfolgen. Doch das würde er ohnehin wissen.
Eine bunt zusammengewürfelte Schar bildete den Trupp. Erstaunlicherweise gehörten Einwanderer dazu, die kaum Englisch sprachen. Manche Soldaten hatten andere Berufe erlernt, zum Beispiel die Juristerei oder das Priesteramt. Aber da das ganze Land unter finanziellen Schwierigkeiten litt, waren zahlreiche Männer zur Army gegangen, nur um ihre Familien und sich selbst zu ernähren.
Mit einigen hatte Teela Freundschaft geschlossen. Andere waren ihr geradezu feindlich gesonnen, besonders die Regulären von der Eliteeinheit ihres Stiefvaters.
Am dritten Reisetag entdeckten sie eine kleine Yuchi-Gruppe, und eine Abteilung wurde beauftragt, das Problem zu lösen<. Es waren nicht mehr als fünfzig Indianer, vielleicht zwanzig Krieger mit ihren Frauen und Kindern.
Nachdem die Soldaten das Lager überfallen hatten, wurde Warrens Hauptkontingent gezwungen, hindurchzumarschieren.
Entsetzt starrte Teela die blutüberströmten, verstümmelten Leichen an. Nicht nur sie allein war schockiert. Sie hörte, wie einige Männer einander zuflüsterten, dieses Gemetzel sei überflüssig gewesen. Einen so grausamen Mord könne der Allmächtige niemals gutheißen, wenn die Opfer auch Heiden gewesen sein.
Als Teela weiterritt, spürte sie die Tränen kaum, die über ihre Wangen rannen. In der Abenddämmerung hielten sie an einem Fluß. Sie stieg ab und beobachtete, wie die Männer ein Lager aufschlugen. Zögernd ging sie zu Tyler, der einige Befehle erteilte. »Lieutenant Argosy ...«
»Ja, Miss Warren?«
»Wer war der Kommandant des Trupps, der die Yuchis angegriffen hat?«
»Mischen Sie sich da nicht ein ...«
»Wer, Lieutenant?« fauchte sie.
An seiner Seite stand ein Soldat. »Das war Captain Julian Hampton«, erklärte er hilfsbereit. »Jetzt finden Sie ihn unten am Ufer, Ma'am.«
»Kümmern Sie sich um das Zelt, Soldat!« herrschte Tyler ihn an.
Aber es war zu spät. Teela lief bereits zu dem jungen Captain, der gerade sein Gesicht wusch und kühles, erfrischendes Wasser trank. Als sie näher kam, richtete er sich auf, ein attraktiver dunkelhaariger Mann mit gepflegtem Schnurrbart und haselnußbraunen Augen. Kraftvoll schlug sie ihm ins Gesicht, und er zuckte verblüfft zusammen. Von der vehementen Attacke aus dem Gleichgewicht gebracht, plumpste er in den Fluß.
Sofort rappelte er sich wieder hoch und watete ans Ufer zurück. Er starrte Teela ungläubig an und berührte seine mißhandelte Wange. »Sind Sie verrückt geworden, Ma'am?«
Ja, vielleicht, dachte sie. Doch das war ihr egal, und sie hob ihre Hand, um erneut zuzuschlagen. In letzter Sekunde wurde sie von Joshua Brandeis zurückgehalten, mit sanfter Gewalt.
»Wie konnten Sie unschuldige Frauen und Kinder ermorden, Captain?« schrie sie.
»Bitte, Teela, kommen Sie mit mir!« mahnte der Doktor.
»Miss Warren!« Nun rannte auch Tyler Argosy zum Ufer herab, packte ihren Arm und versuchte sie wegzuzerren.
»Warten Sie, Tyler!« rief der junge Captain. »Miss Warren, Sie sehen nur, was Sie sehen wollen. Auch weiße Frauen und Kinder wurden getötet. Eines Tages werden Sie unsere Handlungsweise verstehen, wenn eine Rothaut vor ihnen steht und ein Skalpiermesser hochschwingt, um Ihr prachtvolles Haar zu erbeuten.« Wütend zog er seinen nassen Schlapphut in die Stirn und stapfte davon.
»Leider hat er recht, Teela«, bemerkte Joshua. »Solche Dinge passieren immer wieder.«
»Ja, das weiß ich. Aber der eine Mord entschuldigt den anderen keineswegs.«
»Sicher nicht. Trotzdem können Sie nicht gegen die ganze Army kämpfen, mein Mädchen. Und es ist Ihr Stiefvater, der hier die Befehle gibt. Kommen Sie, vergessen Sie's ...«
»Niemals!«
»Trinken Sie einen Schluck Whiskey, und dann gehen Sie schlafen.«
Diesen Rat befolgte sie. Zitternd saß sie neben Joshua, trank einen Becher Whiskey, und sobald ihr Zelt aufgeschlagen war, zog sie sich zurück.
Als sie nach einer unruhigen Nacht erwachte, stand Michael Warren vor ihr. »Komm mit mir!« befahl er und zog sie auf die Beine, ehe sie protestieren konnte. »Wir werden unsere Probleme außerhalb des Lagers besprechen.«
Widerstrebend ließ sie sich an den Zelten vorbeiführen. Die meisten Soldaten schliefen noch, und die
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