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Verstrickung des Herzens

Titel: Verstrickung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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leicht ließen sich alte Gepflogenheiten nicht ändern. Als er jetzt auf die erhöhte Holzplatte stieg, wo der mico schlief, überraschte er ihn. Verwirrt sprang Otter auf, sofort zum Kampf bereit. Dann erkannte er Running Bear, was seinen Argwohn nicht minderte. »McKenzie!« stieß er James' >weißen< Namen hervor.
    »Wie ich soeben erfuhr, willst du die Soldaten im Fort töten.«
    »Irgendwann werde ich alle Weißen töten.«
    »In der Festung wohnt eine Frau, die mir gehört.«
    »Die weißen Männer haben keine Rücksicht auf meine Frau genommen.«
    »Aber ich bitte dich — den Häuptling deines Clans — meine Position zu respektieren ...«
    »Als Mischling?«
    »Als mico meiner Familie«, erwiderte James, »mit dem Recht des Blutes, das ich von meiner Mutter erbte.«
    Feindselig starrte Otter ihn an. »Du hast den schwarzen Trank getrunken und gelernt, so zu jagen wie unsere Krieger, im Lendenschurz zu kämpfen, mit Pfeil und Bogen zu schießen, die Muskete des weißen Mannes zu schwingen. Und unsere Männer hören auf dich. Immer wieder hast du deine Macht und deine Stärke bewiesen. Du könntest uns zu großen Siegen führen und die Weißen vernichten. Aber du kämpfst nur an unserer Seite, wenn ein Gewehr auf dein Herz zielt. Und nun bittest du mich, eine weiße Frau zu schonen.«
    »Weil sie mir gehört. Sie soll nicht getötet werden.«
    »Wenn sie dir gehört, hol sie doch aus der Festung.«
    James verbarg seine Gefühle. O Gott, diese Qual, die sein Herz zu zerfressen drohte . . . Mochte er auch behaupten, sie würde ihm gehören — es stimmte nicht. Sie war eine weiße Frau, die in der Welt des weißen Mannes lebte. Und so lange sie bei Michael Warren blieb, durfte er sie nicht für sich beanspruchen. »Ich bitte dich, ihr nichts anzutun.«
    Plötzlich riß Otter ein Messer aus der Scheide an seinem Schienbein und schleuderte es zu Boden, so daß die Spitze in einer Wurzel steckenblieb. »Kämpfe mit mir, Running Bear, kämpfe um sie! Entscheide ihr Schicksal!«
    »Gegen dich soll ich kämpfen? Ich suche deinen Tod nicht.«
    »Und ich deinen ebensowenig. Ich möchte dich kämpfen sehen, so wie ich gekämpft habe — für das, was du liebst, was du erträumst. Das Leben.«
    Ehe James antworten konnte, ergriff Otter sein Messer.
    James sprang zurück und erkannte, daß der Krieger in dieser Nacht Blut sehen wollte, selbst wenn er keinen tödlichen Kampf anstrebte.
    Als Otter zum Angriff überging, wehrte James die Hand ab, die das Messer festhielt. Doch die Schwungkraft der Attacke warf beide zu Boden, und sie wälzten sich über die Holzplatte.
    Schließlich lag Otter obenauf, riß die Waffe hoch, und James glaubte schon, die Klinge würde sich in seinen Hals bohren. Seine Finger umschlossen das Handgelenk des Gegners noch fester, und er bot seine ganze Kraft auf, um den kleineren Mann von sich zu schleudern. Drei Schritte entfernt landete Otter zwischen Steinen und Erdreich. Sofort sprangen beide wieder auf und umkreisten einander.
    Kurz vor dem nächsten Angriff des Mikasuki ließ sich James fallen und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Otter versuchte zuzustechen, aber Running Bear war schneller, hieb seine Faust auf den Arm des Kriegers, und das Messer flog in hohem Bogen davon. Dann preßte er seinen Arm auf die Kehle des Gegners und schnürte ihm die Luft ab.
    Haßerfüllt starrte Otter ihn an. »Töte mich!« würgte er hervor. »Mach ein Ende!«
    »Deshalb bin ich nicht gekommen. Überlaß mir die weiße Frau, falls du sie gefangennimmst.«
    Nun entstand ein langes Schweigen, und James hörte leise Schritte. Otters Männer eilten zum Schauplatz des Kampfes. Doch sie mischten sich nicht ein, beobachteten die Ereignisse und warteten.
    Auch Otter hatte die Ankunft seiner Krieger bemerkt und begann zu sprechen, als James den harten Griff lockerte. »Ich will das Fort nicht angreifen und nur die Soldaten töten, die herauskommen, um mein Volk zu vernichten.«
    »Und die Frau?«
    »Wenn ich sie erbeute, mußt du sie aus meiner Gewalt befreien.« James erhob sich unbehaglich, und Otter sprang auf. »Morgen reite ich zu meinem Dorf im Südwald. Ich werde das Fort nicht angreifen. Und Warrens Tochter ist nur in Gefahr, wenn sie es verläßt. Um deiner Kampfkraft willen, die wir brauchen, werde ich nicht vergessen, daß sie dir gehört.«
    »Gib mir dein Wort.«
    Otter nickte. Eine Zeitlang blieb James im Mondlicht stehen und beobachtete ihn. Plötzlich schnitt der Häuptling in seine Handfläche, hielt

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