Verstrickung des Herzens
eine Bahre gelegt.
»Teela, reinigen Sie vorsichtig die Kopfwunde und holen Sie den Schwefel. Haben wir Äther?«
»Ja, ein bißchen was ist noch übrig.«
»Gut. Die gefährlichste Wunde dürfte an der Schläfe sein. Öffnen Sie meine Tasche und nehmen Sie die Schere heraus.«
In aller Eile gehorchte sie. Die beiden Soldaten, die den Captain ins Fort geführt hatten, traten zurück, erbleichten und sahen so aus, als müßten sie sich jeden Augenblick übergeben.
»Gießen Sie ein bißchen Whiskey auf seinen Kopf, Teela«, befahl der Doktor.«
Während sie die Flasche öffnete, las sie in den blauen Augen des Captains, daß er einen Schluck gebrauchen konnte, bevor er den brennenden Alkohol auf dem offenen, wunden Fleisch spüren würde. Sie hielt ihm den Flaschenhals an die Lippen, und er trank. Danach biß er die Zähne zusammen und schrie nicht, als sie die braune Flüssigkeit auf seinen Kopf träufelte.
Erstaunlich — nach all dem Grauen, das sie im Lazarett schon gesehen hatte, mußte sie mit den Tränen kämpfen. Sie behandelte die Wunde mit Schwefel und half dem Arzt, den Captain von der blutigen Uniform zu befreien. Glücklicherweise hatten ihn keine Kugeln getroffen. Aber mehrere Schnittwunden zogen sich seitlich über die Brust und den Bauch. Dafür würde der Whiskey nicht reichen. Sie brauchten Äther.
Nachdem Brandeis dem Verletzten das betäubende Mittel verabreicht hatte, warteten sie. Mit glasigen Augen schaute der Captain zu Teela auf. Sie versuchte zu lächeln und ergriff seine Hand. »Bald werden Sie nichts mehr spüren, Captain.«
»Mein Herz wird für immer bluten«, stöhnte er. »Oh, meine Jungs, meine armen Jungs!«
»Jetzt müssen sie nicht mehr leiden, Captain, sie sind im Himmel. Und bedenken Sie — Ihre tapferen Männer waren Freiwillige, die genau wußten, was sie taten, und Ihrem Kommando gern gehorchten. Sicher haben Sie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, Sir.«
Die Augen geschlossen, nickte er. »Ja, alles, was in meiner Macht stand ... Aber ich durfte noch lange genug leben, um einen Engel zu sehen — meine Jungs nicht.«
»Dafür können sie bald mit richtigen Engeln tanzen, Sir.«
Kraftlos drückten seine Finger ihre Hand. »Gott segne Sie, Ma'am ...«
Joshua wies mit dem Kinn auf die Nadeln und die Seidenfäden, die glücklicherweise mit dem letzten Transportschiff eingetroffen waren. Fast hundert Stiche waren erforderlich. Danach saß Teela neben dem schlafenden Captain, bis in die späte Nacht hinein. Um zwei Uhr morgens kehrte Joshua ins Lazarett zurück, die Whiskeyflasche in der Hand, und nahm einen großen Schluck. »Sicher wird er's schaffen, wenn ihm eine Infektion erspart bleibt. Immerhin konnten wir ihn schnell genug behandeln. Gehen wir in mein Büro, Teela, Sie haben sich einen Schluck verdient.«
Erschöpft folgte sie ihm in einen kleinen Nebenraum. Zwischen den Regalen voller Bücher und Medikamente stand ein kleiner Schreibtisch, übersät mit Formularen, Entlassungspapieren, Briefen und Krankenberichten. Sie setzten sich, und Joshua nahm ein Glas aus einer Schublade, das er mit Whiskey füllte. »So, das trinken Sie jetzt
— in einem Zug!«
Verwundert hob sie die Brauen, aber sie gehorchte, und eine angenehme Wärme durchströmte ihre Adern.
»Besser?« fragte er.
Sie nickte und war wieder den Tränen nahe. »Was für ein guter, tapferer Mann ...«
»Und Sie haben die Indianer gehaßt, als er hereingekommen ist, nicht wahr?«
»Ja«, gab sie zu. »So wie ich Captain Julian Hampton an jenem Tag haßte, an dem er sämtliche Bewohner eines Indianerdorfs massakriert hatte.«
»Ein verdammtes Dilemma, was?«
»Natürlich. Und ich fühle mich so hilflos. Heute abend schlug der General mir vor, nach Hause zu reisen. Das wollte ich nicht, weil ich dachte, ich würde hier gebraucht. Aber — nun denke ich anders. Nein, bitte, sagen Sie nichts. Ich werde warten, bis mein Stiefvater mit seinen Leuten davongeritten ist. Und dann frage ich den General, ob ich das Fort so bald wie möglich verlassen darf. Am besten reite ich mit der nächsten Abordnung, die Nachschub holen soll, nach St. Augustine.«
Joshua schwieg, und Teela starrte auf ihre Hände hinab. In dieser Nacht fühlte sie sich so müde, so entmutigt.
»Tut mir leid. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Joshua — und John Harrington und den anderen. Vielleicht dürfte ich nicht gehen, das wäre ich ihm schuldig — und Ihnen ...«
»Doch, Sie müssen gehen, obwohl ich Sie schmerzlich
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