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Verstrickung des Herzens

Titel: Verstrickung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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so viele Leute wie möglich auf diese Seite herüber. Hier können sie sich im dichteren Wald verstecken. Danach komme ich hierher zurück, locke die Soldaten auf eine falsche Fährte, und sie werden tagelang reiten, ohne eins unserer Lager aufzuspüren.«
    Auch Wildcat stieg ab. »Ich begleite dich. Inzwischen wird unser kleiner Freund die Feinde im Auge behalten. Er ist noch sehr jung, aber klug.«
    »Wenn die Soldaten ihn finden, bevor wir ...«
    »Mit meiner Hilfe kannst du die Leute schneller über den See bringen.«
    James protestierte nicht mehr, und die beiden Freunde schwammen zur Halbinsel, wo sie mit dem alten Kriegerhäuptling sprachen.
    Zuerst sollten seine junge Frau und das halbverhungerte Baby auf einem hastig gezimmerten Floß über den See befördert werden.
    Während James zum anderen Ufer zurückschwamm und das Floß hinter sich herzog, ermahnte er die Frau, ihr Kind am Schreien zu hindern, und sie versuchte es. Am Ufer angekommen, sah er sie lautlos weinen, und das Baby schwieg.
    Kaltes Entsetzen erfaßte sein Herz. Hatte sie das Kind vor lauter Scham und Verzweiflung erstickt? Aber sie schüttelte den Kopf. »Meine kleine Tochter schläft.«
    »Gut. Lauf mit ihr möglichst weit in den Wald hinein und warte.«
    Sie nickte, und er schwamm zurück. Mittlerweile hatte Wildcat fünf junge Helfer gefunden, die Floße bauten. Der Häuptling, seine erste Frau und zwei sehr alte Krieger wurden übers Wasser transportiert, dann folgten ihnen andere. Nach der vierten Fahrt waren alle Alachuas in Sicherheit gebracht worden, und James kehrte ein letztes Mal ins Lager zurück, um sich zu vergewissern, daß niemand dortgeblieben war.
    Während er in der Mitte des geisterhaften Dorfs stand, hörte er ein Geräusch in den Büschen. Blitzschnell duckte er sich hinter einer Hütte und sah einen jungen Soldaten heranschleichen, einen Späher, der sich offensichtlich umschauen sollte. Wenn er nicht starb, würde er das Versteck verraten, und die Alachuas hätten kein Zuhause mehr.
    Schweren Herzens folgte er dem Weißen, einem blutjungen, sommersprossigen Burschen mit angstvollen grünen Augen, der sich vermutlich noch nie rasiert hatte. Sicher wäre er am liebsten umgekehrt und dadurch am Leben geblieben. Aber er mußte seine Tapferkeit beweisen, durfte den Tod nicht fürchten. James eilte ihm lautlos nach, verfluchte sich selbst und zog sein Messer aus der Scheide am Hosenbund. Da die anderen Soldaten in der Nähe warteten, wagte er nicht zu schießen.
    Als er zustechen wollte, drehte sich der Junge um. Er schrie nicht, starrte das Messer an und bekreuzigte sich. »Heiliger Jesus!« flüsterte er, bekreuzigte sich und schloß die Augen.
    James zögerte nur kurz, ehe er das Messer in die Scheide zurücksteckte, den Burschen mit einem Fausthieb außer Gefecht setzte und über seine Schulter warf. In weitem Bogen trug er ihn um den Army-Standort herum und legte ihn in sicherer Entfernung vom Indianerdorf auf den Boden. Der Soldat bewegte sich, öffnete die Augen und starrte ihn verängstigt an.
    »Keine Angst, ich werde dich nicht töten«, versprach James und kniete neben ihm nieder. »Aber ich schlage dich wieder bewußtlos. Bald wird man dich finden.«
    »Gott segne Sie!« wisperte der Bursche und richtete sich auf. »Oh, Sie glauben wahrscheinlich nicht an den Allmächtigen, oder? Vielleicht bin ich schon tot und rede im Himmel mit einem blauäugigen Indianer, der englisch spricht. Dann müssen auch Sie irgendeinen Gott da oben haben, und er möge Sie segnen. Meine Ma wird für Sie beten.«
    »Wie alt bist du?«
    »Nächsten Monat werde ich siebzehn.«
    »Also zu jung für die Army.«
    »Vermutlich. Aber daheim brauchen wir das Geld.«
    »Geh nach Hause, Junge.« James schlug ihm die Faust aufs Kinn.
    Lautlos sank der Soldat ins Gras zurück, und James ließ ihn unter einer Eiche liegen. Dann eilte er zu Wildcat und den Alachuas zurück. Sie warteten im Wald, bis die Soldaten weiterritten, und das Dorf wurde nicht entdeckt.
    Ohne Blutvergießen ging der Tag zu Ende. James fühlte sich trotzdem elend, denn er hatte Teela im Fort Deliverance gesehen.
    Die Augen geschlossen, stand Osceola vor dem Lagerfeuer und hielt seine Hände über die Flammen. In einem großen Kessel simmerte ein Eintopf, falls hungrige Krieger auftauchten. Aber es war schon spät, und der Häuptling blieb allein.
    Obwohl er immer noch einen muskulösen Körper besaß, hatte er stark abgenommen. Seine Ehefrauen wußten, daß seine Kräfte

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