Verstrickung des Herzens
als morgen den Rücken kehren. Immer mehr Soldaten erkranken, unentwegt streiten meine regulären Offiziere mit den Milizkommandanten. Und die meisten wollen endlich nach Hause. Natürlich gibt's auch Männer, die in diesem Krieg geradezu aufblühen. Zum Beispiel Ihr Vater — ein bewundernswerter Kämpfer, den nicht einmal die schwülste Hitze aufs Krankenlager wirft, der gnadenlos jeder Spur folgt, bis er die Beute erobert hat ...«
»Ja, das kann mein Stiefvater sehr gut«, stimmte Teela zu. Sie sah Michael Warren am Rand der Tanzfläche stehen, wo er sich mit Tyler Argosy und Dr. Brandeis unterhielt. Trotzdem beobachtete er seine Tochter aufmerksam, und sie schien ausnahmsweise sein Wohlgefallen zu erregen. Jesups Anerkennung würde die Karriere des Colonels fördern. Zweifellos war der General dankbar für den Eifer jener Kommandanten, die einzelne Scharmützel gewannen und die Probleme wenigstens etwas dezimierten.
Jesup schaute ihr ernsthaft in die Augen. »Wie ich höre, haben Sie sich mit gewissen Feinden angefreundet, Miss Warren.«
»Von >Feinden< weiß ich nichts, Sir«, antwortete sie vorsichtig.
»Ihr Vater behauptet, Sie seien von diesem Mischling
James McKenzie entführt worden, einem gefährlichen Mann, der den Krieg niemals beenden und unschuldige Frauen und Kinder bedrohen würde.«
»Unsinn, niemand hat mich entführt. Ich lernte James McKenzie auf einer Party im Haus seines Bruders kennen.«
»Ach ja, Jarrett McKenzie, der nicht an unserer Seite kämpft, weil er die Hälfte seines Blutes mit einem Seminolen teilt ... Und James, intelligent und gebildet, vertraut mit der Kultur seines weißen Vaters, in der er ein respektables Leben führen könnte ... Trotzdem hat er sich den Wilden angeschlossen.«
»Soviel ich weiß, hat er sich um beide Seiten verdient gemacht.«
»Gewiß, er ist ein tüchtiger Mittelsmann. Bedauerlicherweise gelingt es ihm ebensowenig wie uns, dem Blutvergießen ein Ende zu setzen.« Nach einer kleinen Pause fuhr Jesup fort: »Morgen wird ihr Stiefvater wieder mit einer kleinen Abteilung losreiten und einer Spur in den Sumpf folgen. Der junge Harrington wird vorerst nicht hierherkommen. Also sind Sie mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Sie sollten nach Hause reisen und sich in Sicherheit bringen.«
Wenn Jesup ihrem Stiefvater diesen Vorschlag unterbreitete, würde Warren notgedrungen darauf eingehen. Eine Chance, die sich vielleicht nicht wiederholen würde ... Nein, sie wollte hierbleiben, in James' Nähe. »Sie sind sehr freundlich, General, und ich danke Ihnen für die Sorge um mein Wohl. Aber ich möchte das Fort nicht verlassen, ehe ich noch einmal mit John gesprochen habe.« Rasch senkte sie die Wimpern und schämte sich der Lüge, obwohl John Harrington das Täuschungsmanöver guthieß.
»Ah, die junge Liebe ...« Der General zwinkerte ihr zu. »Das verstehe ich. Sicher sind Sie genau die richtige Frau für diesen vielversprechenden Offizier, Miss Warren.
Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben, während Ihr Vater und Ihr Verlobter so tapfer an der Front kämpfen — zögern Sie nicht, ihn auszusprechen.«
»Danke, Sir.«
In diesem Augenblick erklang ein schriller Schrei, und das Orchester hörte zu spielen auf. »Sir! General Jesup!« Zwei Soldaten stützten einen blutüberströmten jungen Mann und führten ihn auf die Tanzfläche. Entsetzt hielt Teela den Atem an. Offensichtlich war ein Teil seiner Kopfhaut abgezogen worden. »Sir ... Captain Dixon vom Vierten Freiwilligenregiment erstattet Bericht . . .« Dann vergaß er das militärische Protokoll und begann zu schluchzen. »Wir spürten Otter auf, ein Trupp von zehn Mann, und wir dachten, wir könnten sein Lager umzingeln und ihn überraschen. Oh, wir waren unserer Sache so sicher! Aber diese verdammte Rothaut war nicht vor, sondern hinter uns. Als wir das Dorf erreichten, fiel er über uns her. Ich konnte zum Fort kriechen, aber meine Jungs — sie sind alle tot!«
Dr. Brandeis berührte Teelas Schulter. »Kommen Sie, schnell!« flüsterte er. Er zog sie zu dem jungen Captain hinüber. Nachdem er ihn kurz untersucht hatte, wandte er sich an den General. »Sir, dieser Mann braucht sofort Hilfe.«
»Ja, in der Tat«, bestätigte Jesup. »Captain, Sie sind ein tapferer Soldat, und wir werden für Sie beten — ebenso für die Seelen Ihrer Männer.«
Hastig stieß Josuah Brandeis die Tür auf. Teela und die Soldaten, die den Verletzten stützten, folgten ihm ins Lazarett. Dort wurde der Captain auf
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