Verstrickung des Herzens
überleben.«
Erstaunt rückte sie ein wenig von ihm ab und schaute in sein Gesicht. Beinahe hatte er ihr seine Liebe gestanden. Empfand er mehr für sie als hitzige, flüchtige Leidenschaft? Was sie in seinen Augen las, weckte einen dumpfen Schmerz in ihrer Brust. »Und wenn ich ohne dich nicht überleben kann?«
Da umarmte James sie wieder. Verzweifelt schmiegte sie ihre Wange an seinen Hals und war seiner nassen Haut dankbar, die ihre Tränen verbarg.
»Du kannst und du mußt auch ohne mich überleben, Teela.«
»Was ist das für ein Leben, wenn die Seele stirbt?«
»Ich hatte gedacht, meine Seele wäre schon lange tot.«
»James ...«
»Hast du jemals einen Mann im Wasser geliebt?« fragte er.
»Um Himmels willen, das mußt du doch wissen!« rief sie empört.
»Pst!« Lächelnd küßte er ihre Lippen, und sie sah in seinem Blick eine Zärtlichkeit, die er ihr noch nie geschenkt hatte.
»Oh, zum Teufel mit dir!« wisperte sie ohne Überzeugungskraft.
»Da wir dieses Vergnügen noch nie geteilt haben ...«
Der Fluß war so kalt. Und ihr Körper schien zu brennen.
Später zog sie eins seiner langen Baumwollhemden an, und sie tranken wieder Zichorienkaffee.
Fürs Abendessen hatte er Fische gefangen. Teela lernte sie auszunehmen, zu entgräten und über dem offenen Feuer zu braten. Während der Mahlzeit erzählte er von seiner Kindheit, von seinen Reisen nach Charleston, wo Jarretts Mutter herstammte. Und sie berichtete, wie sich die Stadt verändert hatte.
Allmählich brach die Dämmerung herein. Sie saßen am Flußufer und beobachteten den Sonnenuntergang. Schweigend genossen sie die kühle Brise und sahen den orangeroten Ball in violettem Nebel versinken. Tiefes Dunkel verhüllte die Wildnis, und James entfachte ein kleines Lagerfeuer im Moos. Als sie davorsaßen, brachte er ihr ein paar Muskogee- und Hitichi-Wörter bei und erklärte die Unterschiede zwischen den beiden Sprachen. Teela erwähnte, sie würde sich sehr für Medizin interessieren, die Kunst der Ärzte bewundern und sich freuen, wenn sie einen Menschen genesen sah.
Im Flammenschein spürte sie seinen prüfenden Blick.
»Jeden Menschen sehe ich gern genesen«, fügte sie hinzu. »Ganz egal, ob er weiß oder schwarz oder rot ist.«
Lächelnd neigte er sich zu ihr und küßte ihre Lippen, hob sie hoch und trug sie in sein Quartier. Leidenschaftlich nahm er sie in die Arme und liebte sie. Niemals schien seine Begierde zu erlöschen, mit jedem Lächeln weckte sie ein neues Verlangen.
Ringsum tobte der Krieg. Viele Hundert Menschen waren gestorben. Beinahe hätte auch Teela den Tod gefunden. Und nun lag sie unter Kohlpalmenblättern und war so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben.
Mitten in der Nacht erwachte sie. James' Finger strichen über ihren Rücken. Sie wandte sich zu ihm, erwiderte
seinen Kuß mit gleicher Glut, und er verschmolz mit ihr. Langsam bewegte er sich, dann immer schneller ...
Irgendwann hörte sie einen Vogelruf, wie aus weiter Ferne, öffnete die Augen und blinzelte ins Dunkel. Ein zweiter leiser Schrei erklang.
»Was war das?« wisperte sie.
»Nichts.« Zögernd erhob er sich. Im silbrigen Mondlicht sah sie ihn zum Wasser gehen. Eine Zeitlang stand er am Ufer und erschien ihr in seiner Nacktheit wie ein heidnischer Gott. Dann verschwand er zwischen den Büschen.
Zitternd zog sie die Pelzdecke enger um ihren Körper und lauschte angespannt. Doch sie hörte nichts. Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, drehte sie sich erschrocken um und starrte James an. Lautlos war er herangeschlichen.
»Was ist los?« fragte sie ängstlich.
»Nichts.«
»Aber ...«
»Nichts!« wiederholte er in entschiedenem Ton und legte sich zu ihr. Sehnsüchtig zog er sie an sich, und sie gewann den Eindruck, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Major General Joseph M. Hernandez stand vor seinem Zelt. In den Ruinen der Dunlawton Plantation hatten hundertsiebzig Mann ein Lager aufgeschlagen. Die Nacht sank herab. Was für eine angenehme, friedliche Atmosphäre ... Er liebte die Dämmerung, den weichen Mantel der Schatten, die der Wildnis eine gedämpfte Schönheit verliehen.
Da er aus Florida stammte, störte es ihn nicht, in dieser Gegend seinen Dienst zu versehen. Von spanischer Herkunft, besaß er einen subtilen Humor und war den Menschen zugetan, im allgemeinen und im besonderen. Mit vielen Indianern hatte er Freundschaft geschlossen, und er bemitleidete sie. Er kannte den Feind, den er bekämpfte. Und er fragte sich
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