Verstrickung des Herzens
Schlachtfeld. Und er hatte sie geliebt. Trotz einer warnenden inneren Stimme ...
Nun starrte er ihren weißen Rücken an, das zerzauste, glänzende rote Haar.
Geh weg, verlaß sie, ermahnte er sich.
Genausogut hätte er dem Mond befehlen können, vom Himmel herunterzusteigen. So nahm er sie erneut in seine Arme.
Er durfte nicht bei ihr bleiben, mußte sich von ihr trennen. Aber solange es noch möglich war, wollte er ihre Nähe spüren, ihren schönen, verführerischen Körper.
19
Als Teela erwachte, brach der Tag an. Zwischen den Zypressen, Kiefern und moosbewachsenen Eichen schimmerte sanftes rosiges Licht und fing die Staubkörnchen ein, die in der Luft schwebten. Die Tautropfen im Gras glitzerten wie Diamanten. Bald würde heißer Sonnenschein die kühle Frische des Morgens verdrängen.
James war offenbar schon seit einiger Zeit wach. Er saß auf dem Erdboden, an einen der Pfosten gelehnt, die das Dach aus Kohlpalmenblättern trugen, und zerkaute einen Grashalm.
Nachdenklich schaute er Teela an, und sie wickelte sich etwas fester in ihre Pelzdecke. »Gut geschlafen?«
»Ja, seltsamerweise«, erwiderte sie und wich seinem Blick aus. »Obwohl ich erst vor wenigen Stunden ein gräßliches Gemetzel mitansehen mußte ...«
»Und wie nennst du Mayerlings Angriffe auf die Indianerdörfer?« fragte er, kam zur ihr und kniete nieder. »Krieg?«
»Auch das war grausamer Mord. Doch die eine Greueltat rechtfertigt die andere noch lange nicht. Untersteh dich, die Krieger zu verteidigen, die mich skalpieren wollten, nur weil ich Warrens Stieftochter bin! Die sind nicht besser als er!«
Langsam hob er die Brauen. »Nein, vermutlich nicht. Aber eins mußt du bedenken. Das Militär kam hierher, um die Seminolen zu verjagen oder auszurotten. Während wir der weißen Rasse nichts dergleichen angedroht haben.«
Der leidenschaftliche Zorn in seinen Augen erschreckte Teela, und sie rückte von ihm weg. »Falls du mir die Schuld an diesem Krieg geben willst — meinetwegen. Ich bin zu müde, um dir zuzuhören.«
Verwirrt zuckte sie zusammen, als er ihr die Decke wegriß. »Oh, du bist müde? Und du hast das anstrengende Leben im Fort trotzdem so lange ausgehalten?«
»Wie du dich vielleicht entsinnst, wäre ich gestern abgereist, wenn deine Seminolen unseren Trupp nicht massakriert hätten.«
»Zu spät! Oft genug habe ich dich aufgefordert, dieses Land zu verlassen oder wenigstens im Haus meines Bruders zu bleiben. Leider hast du nicht auf mich gehört. Und jetzt bist du meine Gefangene — ein vergleichsweise angenehmes Schicksal. Genausogut könntest du eine skalpierte Leiche sein. Übrigens, die Gefangenen der Seminolen sind niemals zu müde, um ihren Eroberern zu dienen.«
Die Morgenluft war kalt und feucht. Fröstelnd verschränkte Teela die Arme vor der Brust. Aber obwohl er sie mit voller Absicht demütigte, sprühte unbeugsamer Stolz aus ihren Augen. »Geh zum Teufel, James McKenzie! Verspritz dein Gift anderswo! Mich kannst du nicht zwingen, dir zuzuhören ...«
»Kaffee«, unterbrach er sie.
»Was?«
»Kaffee! Unsere Frauen arbeiten, sobald sie erwachen. Immer. Und seit die Weißen in unser Land einfielen, führen die Indianerinnen ein noch schwereres Leben. Mühsam ernähren sie ihre Familien mit den Früchten des Waldes und dem Jagdwild, das ihre Männer erlegen. Sie bauen sogar ein bißchen Gemüse an. Und wenn die Seminolen wieder einmal fliehen müssen, packen ihre Frauen die wenigen Habseligkeiten zusammen. Manchmal kämpfen sie und töten ihre Kinder, um ihnen ein schlimmeres Schicksal zu ersparen.«
»Was hat das alles mit Kaffee zu tun?«
»Den würde ich gern trinken.«
»Wie schön für dich ...«
Ihre Stimme erstarb. Plötzlich lag er auf ihr und umklammerte ihre Handgelenke. Aus seinen Augen schien ein stählernes Feuer zu sprühen. »Du bist meine Gefangene, Teela. Offenbar weißt du dieses Glück nicht zu würdigen. Wir töten nicht alle Frauen und Kinder, die wir gefangennehmen. Viele bleiben freiwillig bei uns, lernen uns lieben und erkennen, daß wir keineswegs die grausamen Wilden sind, für die sie uns hielten. Manche glauben sogar, sie hätten in den eleganten Salons der Weißen primitivere, brutalere Menschen gesehen als bei uns.«
»Laß mich los!«
»Das muß ich wohl, wenn du Kaffee kochen sollst.«
»Ist Kaffee denn nicht ein Luxus des weißen Mannes?«
»Mag sein, aber wir kaufen ihn schon seit sehr langer Zeit. Und ich bin ein bißchen verwöhnt. Zum Frühstück trinke
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