Verstrickung des Herzens
sie schlafen lassen. Aber die Sonne war bereits zum letztenmal in diesem Paradies untergegangen. Und so weckte er sie mit sanften Küssen und liebte sie, sanft und leidenschaftlich zugleich.
Zum letztenmal war die Sonne hinter den dunklen Bäumen versunken, und ein roter Morgen dämmerte herauf. Ein blutroter Morgen.
21
Am nächsten Morgen war sie still und in sich gekehrt, James versuchte nicht, sie zu trösten. Sie badete allein im Fluß. Wortlos zog sie die Sachen an, die Riley ihr gebracht hatte.
Er wollte sie umarmen, der schrecklichen Zukunft trotzen. Statt dessen wandte er sich ab, denn er konnte sie nicht fest genug an seine Brust drücken, um die Zukunft zu ändern.
Würde er sie an diesem Tag zum letztenmal sehen? So vieles mochte geschehen. Osceolas Verhandlungen konnten zu einem erbitterten Kampf führen. Und Warren hatte seinen Soldaten vermutlich befohlen, Running Bear am nächstbesten Baum aufzuknüpfen, sobald sie ihn schnappten. Deshalb mußte Teela in Sicherheit gebracht werden.
»Komm!« rief James, als sie am Ufer stand und den Sonnenaufgang beobachtete. Zögernd drehte sie sich um, senkte die Wimpern und ging zu ihm.
Riley saß bereits auf seinem Grauschimmel, und James hob Teela in den Sattel seines braunen Pferdes. Dann stieg er hinter ihr auf. »Bleiben wir doch hier«, flüsterte sie. Aber er schüttelte schweigend den Kopf.
Da Riley und James das Terrain gut kannten, kamen sie schnell voran. In der frischen Luft lag bereits die erste Ahnung des Herbstes.
Gegen Mittag zügelte James seine Stute, weil er sah, daß der Pfad vor kurzem benutzt worden war. Sicher hielt sich sein Bruder ganz in der Nähe auf. Er stieß den Schrei eines Seetauchers aus und spürte, wie Teela zusammenzuckte. Wenig später ritt Jarrett McKenzie zwischen den Büschen hervor, begleitet von Robert Trent und mehreren Indianern, die schon lange auf seiner Plantage arbeiteten.
Die beiden Brüder stiegen ab und umarmten sich.
»Wie geht's meiner Tochter?« fragte James.
»Sehr gut. Sie schickt dir herzliche Grüße.«
»Komm mit mir.« Nachdem sie sich von den anderen entfernt hatten, fügte James hinzu: »Wie ich von Riley erfahren habe, gibt Warren mir die Schuld am Angriff auf Mayerlings Truppe.«
Jarrett nickte grimmig. »Aber General Jesup und die meisten anderen Kommandanten kennen dich zu gut, um diese Geschichte zu glauben. Wahrscheinlich hast du inzwischen gehört, daß Philip und seine Leute gefangengenommen wurden, außerdem ein paar Yuchis, darunter Blue Snake und Yuchi Billy. Philip hat nach Wildcat geschickt, der nun ebenfalls in Haft ist.«
»Das weiß ich bereits.«
»Wildcat erklärte den Generälen, die Anklage gegen dich sei purer Unsinn. Hättest du nicht eingegriffen, wäre Miss Warren allein schon wegen ihres Namens getötet worden.«
»Oh, das trifft sich gut, denn Osceola hat offensichtlich ein Treffen mit den Militärs arrangiert.«
»Ja. Manche Leute vermuten, er würde die Besprechung nur abhalten, um herauszufinden, ob er Philip und die anderen irgendwie befreien kann. Natürlich hat Jesup die siebenhundert Krieger, die Osceola im Juni aus dem Gefängnis geholt hat, nicht vergessen.«
James schüttelte den Kopf. »Vorerst muß Jesup nichts dergleichen befürchten. Osceola ist krank — sehr krank. Davon scheinen die Generäle nichts zu ahnen.«
»Mag sein. Hoffentlich wird man bei der Versammlung einen Friedensvertrag abschließen. Aber ich fühle mich unbehaglich.«
»Was weißt du?«
»Nichts. Unsere Army-Freunde trauen mir nicht mehr.«
»Tut mir leid.«
»Oh, das brauchst du nicht zu bedauern. In diesem Krieg stehen wir beide auf der Verliererseite.«
»Sieht so aus.« James drückte die Hand seines Bruders. »Vielen Dank.«
»Keine Ursache. Wir sind die Söhne desselben Vaters. Vielleicht können wir irgendwann wieder wie eine normale Familie leben. Darum bete ich jeden Tag. Und für diese ferne Zukunft verwahre ich dein Vermögen. Paß gut auf dich auf, damit du's später auch mal genießen kannst.«
Lächelnd nickte James und schaute zu Teela hinüber. »Du wirst dich doch um sie kümmern? Ich weiß, ich verlange sehr viel von dir. Aber ich bitte dich inständig — du mußt sie beschützen.«
»Ja, gewiß. Tara ist mit den Kindern nach St. Augustine gezogen. Dort haben wir für Herbst und Winter ein Haus gemietet, damit ich die militärischen Operationen aus der Nähe beobachten und gegebenenfalls eingreifen kann. Soviel ich weiß, sollen die Verhandlungen
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