Verstrickung des Herzens
niederträchtige Lügner. Wenn du's erlaubst, bringe ich dich mit den richtigen Personen zusammen. Dann wird die Wahrheit ans Licht kommen. Du solltest James möglichst bald entlasten. Bevor dein Schiff auslaufen wird.«
»Mein Schiff?«
»Nun, du wirst demnächst nach Charleston zurückkehren.«
Teela schluckte mühsam. »Dazu — bin ich noch nicht bereit.«
»Trotzdem solltest du abreisen.«
Aber Teela schüttelte entschlossen den Kopf. »Nachdem ich James in Schwierigkeiten gebracht habe, will ich's wiedergutmachen.«
»Und was wirst du tun? In die Wildnis reiten und auf Indianer oder Soldaten schießen?«
»Erst einmal werde ich deinem Reporter die ganze Geschichte erzählen.«
»Wenn dein Vater aus dem Landesinneren zurückkehrt, wird er dir was Schreckliches antun.«
»O Tara, ich kann noch nicht wegfahren. Bitte, stell du dich nicht auch noch gegen mich!«
»Niemand ist gegen dich. Aber es wäre für James und dich am besten, wenn du in deine Heimat zurückkehren würdest.«
Plötzlich krampfte sich Teelas Magen zusammen, und sie biß in ihre Unterlippe.
»Was fehlt dir denn?« fragte Tara erschrocken.
»Schnell, der Nachttopf ...« Teela übergab sich, dann wusch sie ihr Gesicht und die Hände mit dem frischen Wasser, das ihre Freundin gebracht hatte.
»Alles wieder in Ordnung?«
»Wahrscheinlich habe ich das köstliche Essen zu gierig verschlungen.«
Tara warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Versuch jetzt zu schlafen. Morgen reden wir weiter.«
Todmüde sank Teela in das weiche Bett, und die Augen fielen ihr zu.
Tara betrat die Bibliothek des schönen gemieteten Hauses, das ein reicher spanischer Don um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts errichtet hatte, um seine geliebte Braut zu beglücken. Für den imposanten Kamin war das gleiche Material verwendet worden wie für den Bau der Festung, Kalkstein aus Muschelschalen. Jetzt gehörte das Haus einem Nachfahren des Dons, einem liebenswerten Mann mit spanischem Namen und englischem Akzent. Das Gebäude war im Familienbesitz geblieben, während die Engländer, dann wiederum die Spanier und schließlich die Amerikaner die Herrschaft übernommen hatten. Bereitwillig stellte er Jarretts Familie sein Heim zur Verfügung. Tara fühlte sich wohl in der Stadt, die von so vielen verschiedenartigen Kulturen geprägt war. Hier wohnten nicht nur Weiße, sondern auch ehemalige Sklaven und sogar Indianer, die sich der amerikanischen Lebensart anpaßten. Jarrett hatte die Übersiedlung vorgeschlagen, um während der Herbst- und Wintermonate etwas Abwechslung zu finden und gesellschaftliche Kontakte zu pflegen. Das behauptete er zumindest.
Aber Tara wußte natürlich, das ihn die veränderte Szenerie und die Gesellschaft nicht im mindesten interessierten. Er war hierhergekommen, weil er um seinen Bruder bangte und glaubte, in unmittelbarer Nähe des Militärs könnte er ihm wirksamer helfen.
Als sie über den Fliesenboden der Bibliothek ging, blickte er von einem Aktenordner auf, der auf dem antiken spanischen Schreibtisch lag. »Schläft sie?«
Tara nickte. »Vermutlich. Sie war sehr müde.«
»Bald werden einige Schiffe in Richtung Charleston auslaufen.«
»Sie will vor ihrer Abreise noch mit einem Reporter reden«, erklärte Tara und setzte sich auf eine Schreibtischkante.
Seufzend lehnte sich Jarrett in seinem Sessel zurück. »Zwei Männer entkamen dem Gemetzel. Und beide versicherten den Journalisten, James McKenzie sei nicht der Anführer jener Indianerbande gewesen, die über Mayerlings Truppe herfiel. Natürlich klang Warrens Geschichte viel interessanter.«
»Aber sie ist erlogen.«
»Manche Lügen regen die Fantasie der Öffentlichkeit viel wirksamer an als die Wahrheit.«
»Sicher wird Teelas Geschichte die Zeitungsleser noch mehr faszinieren.«
»Und Warren könnte grausame Rache üben.«
»O nein, das wagt er nicht. Außerdem wird sie das Land verlassen, bevor er zurückkommt.«
»Sie möchte gar nicht abreisen.« »Überhaupt nicht?« rief Tara und runzelte die Stirn.
»Trotzdem wird unserer armen Freundin nichts anderes übrigbleiben.«
»Willst du sie gewaltsam an Bord eines Schiffes bringen?«
»Was soll ich tun? Glaubst du, sie läßt sich zwingen, Harrington zu heiraten?«
»Wohl kaum.« Nach einer kleinen Pause fügte Tara hinzu: »Jarrett, sie fühlt sich nicht gut.«
»Woran leidet sie? Müssen wir sie unter Quarantäne stellen? Wenn sie die Kinder ansteckt ...«
»Nein, nein, sie hat kein Fieber. Aber
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