Verstrickung des Herzens
Hände. »Ich wollte die Weißen niemals bestehlen oder ihre Frauen und Kinder töten. Wenn sie auch gestorben sind, das leugne ich nicht. Stets habe ich die Grenzen geachtet. Nun möchte ich neue ziehen, die Weißen in Frieden leben lassen, und mein Volk soll ein ebenso friedliches Leben führen.«
»Aber einige weiße Männer glauben, du würdest bei der Versammlung herausfinden, wie streng die Gefangenen bewacht werden.«
Osceola wechselte einen Blick mit seinem Berater. Dann bemerkte Coa Hadjo: »Bei jeder Besprechung versucht man, neue Erkenntnisse zu gewinnen.«
»Natürlich«, stimmte James grinsend zu.
»Ich strebe keinen Kampf an, Running Bear«, beteuerte der Häuptling. »Das schwöre ich dir beim Großen Geist.«
»Noch nie habe ich an Osceolas Wort gezweifelt.«
»Danke, daß du helfen willst.« Osceola stand auf, die Wangen aschfahl, und schien zu zittern. Auch James und die anderen erhoben sich.
»Es ist mir stets eine Freude, meinen Freund aufzusuchen«, entgegnete James und musterte ihn besorgt. Der Häuptling sah krank aus. Langsam ging er zu seinem Zelt, gefolgt von den Kriegern.
Nur James und der Berater blieben am Lagerfeuer zurück.
»Was hältst du wirklich von dieser Besprechung, Running Bear?«
»Die Männer haben geredet und geredet. Meistens wurde gelogen — auf beiden Seiten.«
»Welche Wahrheit gibt es außer jener, die jeder Mann in seinem Herzen sieht?«
»Osceola ist schwer krank.«
»Und sehr müde«, ergänzte Coa Hadjo.
»Was bedeutet das?«
»Daß er des Krieges müde ist. Gute Nacht, Running Bear.«
James nickte ihm zu und starrte noch eine Zeitlang in die Flammen, nachdem Coa Hadjo im Dunkel verschwunden war. Dann ging er zu dem Lager, das man ihm bereitet hatte. Auf einer erhöhten hölzernen Plattform, die den Schläfer vor nächtlichen Kriechtieren schützte, waren Kohlpalmenblätter ausgebreitet. Müde streckte er sich darauf aus, schloß die Augen und kannte nur einen einzigen Gedanken — jetzt war sie nicht mehr bei ihm.
Neben ihr hatte er so gut geschlafen, ihre Wärme gespürt, ihre Herzschläge. Nun fröstelte er und fühlte sich einsam.
Wenn er doch wenigstens träumen könnte von einer Welt, in der es keinen Krieg gab ... Lachend würde Teela zu ihm laufen, unter einer strahlenden Sonne, und er würde sie umarmen, müßte sie nie mehr loslassen.
Nur ein Traum, der niemals Wirklichkeit werden konnte ...
Jarrett lud fünf Kriegsberichterstatter aus verschiedenen Staaten in sein Haus ein.
Während Teela die Wahrheit über ihre Gefangennahme und die sogenannte Entführung erzählte, saßen Tara und Jarrett an ihrer Seite. »Die Anklage, die gegen James McKenzie erhoben wurde, ist geradezu lächerlich«, erklärte sie mit ruhiger Stimme, »denn ich verdanke ihm mein Leben.«
»Und Ihre Gefangenschaft, Miss Warren?« erkundigte sich Mr. Thomason, der Reporter einer Washingtoner Zeitung. »Sie wurden doch von einem Wilden festgehalten. Gegen Ihren Willen ...«
»Mein Schwager ist kein Wilder«, fiel Tara ihm ärgerlich ins Wort.
»Tut mit leid, Mrs. McKenzie«, entschuldigte sich Thomason hastig und strich über seinen weißen Kinnbart. »Was ich sagen wollte — Sie mußten eine Zeitlang in der Wildnis bleiben, Miss Warren. Und da drohte Ihnen keine Gefahr? Was hält Ihr Verlobter davon? Haben Sie nach dieser Tortur schon mit Major Harrington gesprochen?«
»John Harrington und James McKenzie sind die besten Freunde. Sicher wird John meinem Retter von Herzen danken. Und noch etwas, Sir — ich kann Häuptling Otter, der meinen Tod wünschte, nicht verdammen, da seine Familie in diesem Krieg grausam ermordet wurde.«
»Ungeheuerlich!« rief ein korpulenter Journalist aus St. Augustine.
»Wenn Sie die Wahrheit ungeheuerlich finden, habe ich nichts mehr zu sagen, Sir«, entgegnete Teela und stand auf. »Nun müssen Sie mich entschuldigen ...«
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie den Salon und hörte erleichtert, wie Jarrett die Reporter in unmißverständlichem Ton verabschiedete.
Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. Sie floh in ihr Zimmer und streckte sich auf dem Bett aus. Inzwischen hatten die Reporter das Haus verlassen, und Teela hörte ihre Stimmen, fast direkt unterhalb des Schlafzimmerfensters.
»Unglaublich!« entrüstete sich Mr. Evans aus Atlanta. »Eine anständige Frau wäre nach solchen Erlebnissen schockiert.«
»Viele Frauen, die von Indianern gefangengenommen werden, geraten unter den Einfluß ihrer Entführer«, warf
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