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Verstrickung des Herzens

Titel: Verstrickung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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entfernt, hob der Häuptling eine große weiße Flagge.
    James' Kleidung bekundete weder sein indianisches noch weißes Erbe. Zu seinen dunklen Breeches trug er ein Baumwollhemd, ein rotes Tuch hielt das Haar aus seiner Stirn. Als er zu Osceola ging, hörte er einen Vogelruf, den er nicht erwartet hatte, und beantwortete ihn.
    Jarrett trat zwischen den Büschen hervor. »Komm mit mir! Die Soldaten sind schon auf dem Weg hierher.«
    Hastig folgte James seinem Bruder durchs Gestrüpp. Unter einer alten Eiche blieben sie stehen.
    »Heute morgen verließ General Hernandez die Stadt, um an den Verhandlungen teilzunehmen. Jesup begleitet ihn nicht, denn er ist so nervös, daß er das Ergebnis der Besprechung im Fort Peyton abwarten will. Fast zweihundertfünfzig gutbewaffnete Männer bilden Hernandez' Eskorte. James, hier wird keine Verhandlung stattfinden. Immer wieder gewann Jesup den Eindruck, Osceola hätte ihn betrogen. Nun will er ihn unter der Flagge des Waffenstillstands gefangennehmen. Du solltest auf keinen Fall hierbleiben. Inzwischen hat Teela vor mehreren Reportern eine Erklärung abgegeben ...«
    »Ist sie immer noch hier?«
    »Ja, in unserem Haus. Dort wird ihr nichts zustoßen. Harrington hat sich mit ihr in der Stadt gezeigt, um allen Klatschmäulern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Und nun muß ich dir noch etwas über Teela erzählen. Aber zuvor möchte ich ein anderes Problem erwähnen. Obwohl die meisten Soldaten deine Verdienste als Vermittler schätzen, sind viele Offiziere bestrebt, alle zu hängen, die man mit irgendwelchen Attacken gegen die Weißen in Verbindung bringen könnte.«
    »Will man Osceola hängen?«
    »Davon ist keine Rede. Die Indianer sollen ins Fort Marion gebracht werden, das alte Castillo de San Marcos.«
    Plötzlich hörte James Hufschläge und zog seinen Bruder tiefer ins Gebüsch. »Jetzt muß ich zurückgehen, Jarrett.«
    »Dann wird man dich zusammen mit den anderen festnehmen.«
    »Vielleicht. Ich werde mich vor deinen weißen Freunden rechtfertigen. Aber nun muß ich zu Osceola zurückkehren. Ich glaube, er wird bald sterben. Wenn ich dich brauche, gebe ich dir Bescheid. Und wenn nicht, bahne ich mir meinen eigenen Weg durch diese Welt. Du mußt verschwinden, sonst hält man dich für einen Verräter.«
    »Warte! Ich habe dir noch etwas zu sagen ...«
    In wachsender Sorge spähte James zwischen den Zweigen hindurch und beobachtete die Reiter. »Geh!« befahl er, tauchte im Gestrüpp unter und stürmte in die Richtung des Lagers. Zu spät. Verzweifelt blieb er am Rand der Lichtung stehen und beobachtete, wie Hernandez' Truppen die Indianer umzingelten, die unter ihrer weißen Flagge standen. Er konnte nichts mehr tun.
    Also hatte ihn seine böse Ahnung nicht getrogen. Die Witterung im Wind ... Und Jarretts Warnung war berechtigt gewesen.
    An Coa Hadjos Seite trat Osceola vor, und General Hernandez ging ihm mit seinem schwarzen Dolmetscher entgegen. Höflich begrüßte er den Häuptling und dessen Berater. »Eigentlich hatte ich viel mehr Krieger erwartet. Wo sind Alligator, Micanopy, Jumper und Cloud?«
    »Leider sind sie erkrankt«, erwiderte Coa Hadjo. »Das fleckige Leiden, Masern genannt, hat schon viele unserer tapferen Männer niedergestreckt.«
    In diesem Augenblick entdeckte Hernandez den Halbindianer, der am Waldrand stand, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Als sie sich zunickten, stieg das Blut in die Wangen des Generals, und seine Augen verrieten, was er dachte. Gewiß, dies war ein niederträchtiger Betrug, von Jesup geplant, und Hernandez verurteilte solche Methoden. Aber er mußte seine Order befolgen.
    »Ich bin Osceolas Freund«, versicherte er. »Warum wollen Sie mit uns reden?«
    »Zu unser aller Wohl«, erwiderte Coa Hadjo.
    »Möchten Sie kapitulieren?«
    »Nein. Wir wußten nicht, daß dies von uns erwartet wird. Den ganzen Sommer hielten wir Frieden.«
    »Oh, da gab es einige Zwischenfälle ...«
    »... die nicht von uns verursacht wurden. Wir haben den Frieden gesucht. Leider können wir nicht alle unsere Krieger im Zaum halten — ebensowenig, wie die Generäle jene Soldaten kontrollieren, die unsere Frauen und Kinder töten.«
    »Haben Sie inzwischen zurückgegeben, was gestohlen wurde?«
    Nun zögerte Coa Hadjo. »Wir brachten die Neger zurück, die der weiße Mann für sein Eigentum hält.«
    In Hernandez' Gesicht spiegelte sich ein innerer Konflikt wider. »Seien Sie versichert — ich bin Ihnen nicht übel gesinnt.« Der Dolmetscher

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