Verstrickung des Herzens
Magenbeschwerden.«
Nachdenklich klopfte er mit einem Finger auf die Tischplatte. »Sie kam mir schon unterwegs so schwach und müde vor, obwohl sie sich kein einziges Mal über den beschwerlichen Ritt beklagte.«
»Jarrett, du verstehst nicht ...«
»Vielleicht sollte sie Harrington wirklich heiraten. Er würde gut für sie sorgen.«
»Unmöglich.«
»Aber wenn Warren ihr Vormund bleibt ...«
»Sie kann Harrington nicht heiraten, weil sie schwanger ist.«
»Großer Gott!« stöhnte er und umklammerte die Hände seiner Frau. »Wieso weißt du das? Seit er sie vor den Indianern gerettet hat, sind nur wenige Wochen verstrichen.«
»Es muß im Juni passiert sein, als er nach der Massenflucht der Indianer aus dem Fort Brooke-Gefängnis in unser Haus schlich.«
»Ja, an jene Nacht erinnere ich mich. Damals hatte ich ihn zum letztenmal getroffen, bevor wir uns gestern wiedersahen. Aber nur weil ihr übel war ...«
»Vorhin sah ich sie in der Badewanne sitzen. Ihr Körper hat sich merklich verändert.« »Um Himmels willen! Und James hat keine Ahnung!«
»Wahrscheinlich weiß nicht einmal Teela, in welchem Zustand sie sich befindet. Vor Ians Geburt hat's auch lange gedauert, bis ich merkte, was mit mir los war. So vieles stürmte damals auf mich ein. Und Teela ist's so ähnlich ergangen. Mitte Juni — und jetzt haben wir Ende September. Bald wird man's ihr deutlich ansehen.«
Jarrett nahm eine Flasche und zwei Gläser aus seiner Schreibtischschublade und schenkte Cognac ein. »Also werden wir wieder Tante und Onkel.«
Lächelnd stieß Tara mit ihm an. »Nun müssen wir uns Warrens wegen keine Sorgen mehr machen. Vor lauter Wut wird er einen Schlaganfall bekommen, wenn er die Neuigkeit erfährt, und sterben.«
»Hoffen wir's. Sollen wir die künftige Mutter informieren? Aber was soll dann geschehen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Du hast ja nur einen winzigen Schluck getrunken.«
»Mehr würde mir nicht bekommen. In letzter Zeit geht's mir auch nicht so gut.«
»Tara! Versuchst du mir beizubringen :..«
»Ja. Diese kleinen Vettern oder Kusinen werden kurz hintereinander zur Welt kommen.«
»Wie wundervoll!« Jarrett sprang auf und umarmte seine Frau. »Habe ich dir in letzter Zeit gesagt, daß ich dich mehr liebe als alles auf der Welt?«
»Mindestens einmal im Monat. Und nicht nur in der
Hitze deiner Leidenschaft.«
»Jetzt ist alles viel einfacher geworden«, spottete er mit Galgenhumor. »Wir müssen Teela nur bis Mitte März verstecken, und dann behaupten wir, soeben seien wir die stolzen Eltern von Zwillingen geworden.«
»Da gibt's ein kleines Problem.«
»Und welches?«
»Niemand wird James' Kind für deins halten — weil Indianerblut in den Adern des Babys fließt.«
»Vielleicht wär's wirklich am besten, wenn Warren einem Herzschlag erliegt.«
»Man soll zwar nicht um den Tod eines Menschen beten, aber ich glaube, in diesem Fall würde uns der Allmächtige verzeihen.«
22
Prachtvoll gekleidet saß Osceola auf seinem Kriegspony, in enger roter Hose, buntem Hemd und Fransenjacke, mit einem gefiederten Turban. An seiner Seite sah James den Unterhäuptling und Berater Coa Hadjo. Beide wurden von mehreren halbnackten Kriegern umringt.
»Danke, daß du gekommen bist, als ich dich gerufen habe, Running Bear«, begrüßte Osceola seinen Blutsbruder.
»Ich kann es kaum erwarten, deine Neuigkeiten zu hören.«
»Komm mit uns.«
Sie ritten durch dichtes Gebüsch am Rand der Sümpfe, dann durch einen Kiefernwald, bis sie eine große Lichtung erreichten. Dort wurden sie von Frauen, Kindern und alten Leuten begrüßt. Einige Burschen, noch zu jung für den Krieg, übernahmen die Pferde, und die Männer setzten sich ans Lagerfeuer.
Nachdem sie gegessen hatten, fragte Osceola: »Du weißt, was geschehen ist, Running Bear?«
»Philip und seine Krieger wurden gefangengenommen. Danach überfielen die Soldaten ein Yuchi-Dorf, und nun befinden sich auch Blue Snake und Yuchi Billy in ihrer Gewalt — ebenso wie Wildcat, der dem Ruf seines Vaters folgte.«
»So ist es«, bestätigte Coa Hadjo. »Wir haben General Jesup mitgeteilt, daß wir verhandeln wollen.«
»Bei der Versammlung wird Coa Hadjo für mich sprechen«, erklärte Osceola. »Auch du mußt Augen und Ohren offenhalten, Running Bear. Du wirst mir helfen, die Worte des weißen Mannes und ihre wahre Bedeutung zu verstehen.«
»Gewiß, Osceola. Was erhoffst du von deiner Unterredung mit dem Militär?«
Seufzend hob der Häuptling seine
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