Versuchung des Blutes - Cole, K: Versuchung des Blutes
ihm verraten, dass sie kurz davor war auszurasten.
Bowe wusste, dass er auf ihre Frage anders hätte reagieren müssen. Natürlich musste sie die Situation anders beurteilen als er. Aber ihre Frage hatte ihn vollkommen unvorbereitet getroffen. Er war es gewohnt, in diesen Bahnen zu denken, hatte aber nicht erwartet, dass sie es ebenfalls tun würde.
Er hätte einfach lügen sollen. Sobald ihm dieser Gedanke kam, verwarf er ihn gleich wieder. Er wollte seine Frau niemals anlügen. Nur dass sie vielleicht gar nicht seine Frau war und er sich jetzt noch weiter von jeder Möglichkeit, das mit Gewissheit festzustellen, entfernt hatte als zuvor.
Er sah zu ihr hinüber. Sie lag auf der anderen Seite des Feuers, mit dem Rücken zu ihm. Konnte Mariketa tatsächlich eine andere Version von Mariah sein? Eine vollkommen verschiedene Version? Oder klammerte er sich an die Möglichkeit einer Wiedergeburt, weil es ihn von seiner Schul d – an Mariahs Tod und an seiner unbestreitbaren Begierde für eine andere Fra u – freisprechen würde?
Die beiden Frauen ähnelten einander überhaupt nicht, bis auf die Ohren. Mariah war groß und schlank gewesen, und so anmutig; sie schien dahinzuschweben, wenn sie ging. Diese zierliche kleine Hexe hingegen wackelte so sinnlich mit den Hüften, dass ihm bei jedem ihrer Schritte das Blut aus dem Hirn in die Lenden strömte. Zum dreißigsten Mal in dieser Nacht fuhr er mit der Hand über seinen Schaft. Er wollte sie nackt auf ein Bett zuschreiten sehen, in dem er lag und auf sie wartete.
Er sagte sich, dass er die beiden Frauen nicht verglich, um festzustellen, welche die bessere sei, sondern nur um seine Reinkarnationstheorie zu überprüfen.
Teufel noch mal, er hatte eigentlich keine Ahnung, was er tun würde, wenn er jetzt einen Schlüssel bekäme. Würde er tatsächlich in der Zeit zurückgehen, wenn er davon überzeugt wäre, dass die Hexe dann niemals auf die Welt kommen würde?
Das war die Krux dabei. Denn wenn er genau wüsste, dass er die Hexe auslöschen würde, dann könnte er sicher sein, dass sie und Mariah dieselbe Seele besaßen. Und wenn er diese Sicherheit besäße, dann könnte er ohne jede Schuldgefühle bei der Hexe bleiben, selbst wenn es einen Schlüssel gäbe.
Augenblick mal . Warum hatte er sich gerade auf der Stelle für die Hexe entschieden? Wenn er doch genauso leicht Mariah haben könnte, würde er sie dann nicht vorziehen? Mariah war in allem perfekt gewesen.
Doch zum allerersten Mal gab Bowe z u – nur mit Mühe und widerwilli g – , dass sie möglicherweise doch nicht perfekt gewesen wa r … nicht für ihn .
Die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens hatte Bowe einfach gesagt, was er dachte, ohne an die Konsequenzen zu denken. Das Leben war zu lang, um es nicht zu tun. Aber er erinnerte sich daran, dass schon der kleinste Fluch Mariah erschreckt hatte, ganz egal, ob er und seine Art diese Wörter schon seit Tausenden von Jahren benutzten, bevor man sie als unangebracht oder schlecht betrachtete.
In ihrer Gegenwart hatte er sich oft gefühlt, als ob er einen Eiertanz aufführen müsste. Er hatte sich bemüht, sich für sie zu ändern; gehofft, für sie zum Gentleman werden zu können. Aber einige Eigenschaften waren einfach Teil seines Wesens.
Er mochte es, wenn es beim Sex schmutzig zuging, und wie alle männlichen Wesen seiner Art war er aggressiv im Bett. Mariah jedoch war eine Feenprinzessin aus dem neunzehnten Jahrhundert gewesen, die in sexuellen Dingen eher engstirnig dachte. Bowe hatte sie nicht einmal in sexuelle Erregung versetzen können; sie hatte ihn nie so begehrt wie er sie. Bowe hatte das gewusst, da sie daraus kein Geheimnis machte. Sie hatte ihn mit ihren veilchenfarbenen Augen angestrahlt, unter dem Kinn gekrault und feierlich gelobt, dass es ihr gelingen werde, seine animalische Natur zu zähmen.
Also hatte er sich nach Kräften bemüht, seine niederen Gelüste zu ignorieren, da sie vor Entsetzen außer sich gewesen oder sogar in Ohnmacht gefallen wäre, hätte er sie mit ihr ausleben wollen. Die schmutzigen Worte, die er am liebsten gesagt hätte, hatte er heruntergeschluckt. Einige Stellen, an denen er sie küssen wollte, hatte er aus seinen Gedanken zu verbannen versuch t …
Er hatte nie seinen Anspruch auf sie erhoben, und das einzige Mal, da er Mariah zwischen den Schenkeln gestreichelt hatte, musste er entmutigt feststellen, dass seine Zärtlichkeiten sie vollkommen unberührt gelassen hatten. Kalt wie Eis.
Aber als er
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