Versuchung Pur
ab. »Denn gleich treffen wir uns alle im Speisesaal, um die Musik für unsere Party durchzusehen. Die Mädchen wollen ein bisschen üben für den großen Abend.«
»Dann könntest du wohl eine zusätzliche Aufsicht gut gebrauchen.«
Candy winkte mit der halb gegessenen Banane ab. »Die nächsten Stunden werden sich in den gleichen vier Wänden abspielen. Du geh und genieß dein Dinner. Und hör auf, dir Sorgen zu machen. Wohin geht ihr überhaupt?«
»Weiß ich nicht.« Sie steckte sich noch ein Taschentuch in die Handtasche. »Und es ist mir auch egal.«
»Komm schon, nach sechs Wochen gesunder, gutbürgerlicher Küche … Freust du dich nicht wenigstens ein bisschen auf köstliche Austern und edle Weinbergschnecken?«
»Nein.« Nervös spielte Eden mit dem Verschluss ihrer Tasche, klappte sie auf und wieder zu. »Ich habe nur zugesagt, weil das einfacher war, als eine Szene zu machen.«
Candy zog den letzten Bissen aus der Bananenschale. »Der Mann weiß, wie er seinen Kopf durchsetzt, was?«
»Es wird höchste Zeit, dass das aufhört.« Mit einem endgültig klingenden Klicken verschloss Eden ihre Tasche. »Und zwar noch heute Abend.«
Als ein Wagen sich näherte, stützte Candy sich auf einen Ellbogen auf. Sie sah, dass Eden nervös an ihrer Unterlippe kaute, sagte jedoch nichts, sondern winkte nur mit der Bananenschale Richtung Tür. »Na dann, viel Glück.«
Ihr Schmunzeln war Eden nicht entgangen. Bei der Tür blieb sie noch einmal stehen. »Sag mal, auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
»Auf deiner, Eden.« Candy streckte sich. »Definitiv auf deiner.«
»Ich bin früh zurück.«
Candy lächelte wissend, enthielt sich klugerweise aber jeglichen Kommentars, bis das Fliegengitter hinter Eden zufiel.
So viel Mühe Eden sich auch gab, unnahbar, eisig und gelangweilt auszusehen – Chase stockte der Atem, als sie aus dem Blockhaus trat. Noch stand die Abendsonne am Himmel, die letzten Strahlen fingen sich in Edens Haar und ließen es aufschimmern. Der Rock schwang um ihre bloßen Beine, die Haut von den langen Stunden im Freien golden gebräunt. Das Kinn hatte sie leicht angehoben, ob aus Ärger oder Trotz, wusste er nicht zu sagen. Er hatte nur Augen für die elegante Linie ihres Halses. Kaum dass sie den ersten Schritt auf das Gras setzte, setzte sich auch in ihm der gleiche tiefe, verlangende Puls wie heute Vormittag in Gang.
Eden hatte erwartet, dass er in formeller Garderobe weniger … weniger gefährlich aussehen würde. Nun musste sie feststellen, dass sie ihn erneut unterschätzt hatte. Das Sportjackett kaschierte seine Muskeln nicht, sondern betonte im Gegenteil noch die breiten Schultern. Das Hemd, ob nun Zufall oder bewusst gewählt, passte zu seinen Augen und stand am Hals lässig offen. Ein gelöstes Lächeln zog langsam auf seine Lippen, und Eden lächelte automatisch zurück.
»Genau so habe ich dich mir vorgestellt.« In Wirklichkeit war er sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie kommen würde. Oder wie er reagiert hätte, wenn sie sich in der Hütte eingeschlossen und sich geweigert hätte, mit ihm auszugehen. »Ich freue mich, dass du mich nicht enttäuschst.«
Schon merkte sie, wie ihr fester Vorsatz zu wanken begann. Angestrengt riss sie sich zusammen. »Ich habe dir schließlich zugesagt«, setzte sie an und verstummte prompt, als er ihr einen Strauß Anemonen überreichte. Offensichtlich hatte er ihn am Straßenrand selbst gepflückt. Er ist nicht süß, ermahnte sie sich in Gedanken. Und sie war auch nicht empfänglich für solche Gesten. Dennoch konnte sie nicht anders, sie barg das Gesicht in den farbenfrohen Blüten.
Ein Bild, das er sein ganzes Leben lang nie vergessen würde, das wusste Chase schon jetzt mit Sicherheit: Eden, einen Strauß Wiesenblumen mit beiden Händen umfassend. Die Augen, in denen Entzücken und Verwirrung standen, waren über den Blütenblättern zu ihm erhoben.
»Danke.«
»Ist mir ein Vergnügen.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Sie hätte sie wegziehen müssen; sie wusste, dass sie das hätte tun sollen. Und doch … in diesem Moment lag etwas so Einfaches, so Richtiges, ganz so, als würde sie ihn wiedererkennen, aus einem Traum vor langer Zeit. Benommen machte sie einen Schritt vor, doch dann ertönte ein leises Kichern und brach den Bann.
Sofort versuchte sie, ihre Hand zurückzuziehen. »Die Mädchen.« Sie schaute sich um und erhaschte gerade noch einen Blick auf die Phillies-Kappe, bevor diese mit ihrer
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